Herne. Lehrer in Herne wehren sich dagegen, die Selbsttests der Schüler zu begleiten. In einer Remonstration machen sie ihrem Ärger Luft.

Jeder Schüler an einer weiterführenden Schule in Herne sollte bis zu den Osterferien die Möglichkeit erhalten, einen kostenlosen Selbsttest durchzuführen – unter Beaufsichtigung eines Lehrers. Doch schon jetzt ist klar: Dieses Versprechen der NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer wird in Herne nicht einzuhalten sein. Der Grund: Die Selbsttests wurden schlicht zu spät an die Schulen geliefert. Und hinzu kommt: Einige Lehrer möchten die Selbsttests im Klassenzimmer nicht begleiten und protestieren mit einem Remonstrationsbrief gegen das Verfahren.

„Wir haben als Gewerkschaft viele Anfragen zur Durchführung der Tests erhalten“, sagt Carsten Piechnik, Chef der Herner Lehrergewerkschaft GEW. Diese stammten nicht nur von Lehrern, auch andere Mitarbeiter im Schuldienst wie Hausmeister oder Sonderpädagogen machten sich Sorgen. Konkret gehe es etwa um die Sicherheit bei der Durchführung des Tests. Zwar sollen die Lehrer die Tests nur beaufsichtigen, dennoch ergeben sich laut Piechnik einige Fragen, die bisher nicht beantwortet wurden.

Herner GEW hat Musterschreiben für Remonstrationsbrief aufgesetzt

So sollen die Tests etwa in einem dickwandigen oder doppellagigen Müllbeutel entsorgt werden. Der GEW-Chef geht aber davon aus, dass die benutzten Tests als infektiöses Material zu werten sind und deshalb nicht einfach in den Hausmüll gehörten. Zudem würden Fragen in der Anleitung des Ministeriums nicht beantwortet: „Wer hält diese Müllbeutel? Wer verschließt sie und drückt die Luft raus? Soll ich das im Klassenzimmer machen?“

Deshalb hat die GEW-Herne ein Musterschreiben für eine so genannte Remonstration aufgesetzt, mit dem verbeamtete Lehrer ihren Protest gegen eine Entscheidung des Vorgesetzten ausdrücken können. Das Schreiben ist seit Ende der Woche online, schon jetzt hätten sich einige Lehrer aus Herne beteiligt („noch im zweistelligen Bereich“) aber Piechnik rechnet damit, dass noch einige folgen werden. Und auch überregional habe er Anfragen bekommen.

Schulleiter: „Etwa ein Fünftel wollte Test nicht durchführen“

Von besorgten Kollegen berichtet auch Stefan Lindemann, Schulleiter der Realschule an der Burg, vor den Tests. Geweigert habe sich aber niemand. An diesem Montagmorgen seien die Tests erst an der Schule eingetroffen - und sofort an die Zehntklässler weitergereicht worden. „Etwa ein Fünftel der Schüler wollten den Test nicht durchführen“, sagt Lindemann. „Wir zwingen die Schüler nicht dazu, auch wenn die Widerspruchsbescheinigung nicht vorliegt“, betont der Sprecher der Realschulen. Schließlich handele es sich um einen Eingriff in die Privatsphäre.

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„Das ist eine völlig neue Situation für uns und wir sind nicht dafür ausgebildet“, sagt Lindemann. Er hätte sich professionelle Unterstützung etwa vom DRK gewünscht – und dass die Tests früher an den Schulen angekommen wären. Auch Sylke Reimann-Pérez, Schulleiterin der Gesamtschule Mont-Cenis, hat bis Freitagnachmittag vergeblich auf die Lieferung aus Düsseldorf gewartet. „Wir waren täglich vorbereitet, aber die Tests waren nicht da“, sagt sie. Somit konnte sie die Schüler in der vergangenen Woche nicht testen.

Gesamtschule kann Hälfte der Schüler nicht mehr testen

Da ihre Schule sich für einen wöchentlichen Wechsel der Lerngruppen entschieden hat, stellt sie das vor ein Problem: „Diese Schüler werden vor den Ferien nicht mehr getestet“, sagt Reimann-Pérez. „Die 500 Schüler extra zum Testen in die Schule zu holen, macht gar keinen Sinn“, betont sie. Wenn die Tests nicht rechtzeitig da sind, könne sie nichts dafür.

Vor demselben Problem stand auch das Haranni-Gymnasium. Auch hier kamen die Selbsttests erst am Samstag an – zu spät für die Lerngruppe der ersten Woche. Die ersten Tests am Montag bei Schülern der EF seien hingegen ohne Schwierigkeiten verlaufen, sagt Schulleiterin Nicole Nowak. Alle anwesenden Schüler hätten teilgenommen. Die ersten Tests waren alle negativ; wie auch an der Realschule an der Burg. Sie fürchtet aber, dass die Durchführung bei den jüngeren und internationalen Schülern schwieriger werden könnte.

>>>MOTTOWOCHE ENTFÄLLT

• Die Schulen in Herne haben sich darauf geeinigt, dass die Mottowoche, die obligatorisch in der Woche vor den Osterferien stattfindet, in diesem Jahr entfällt.

• „Wir können in dieser Zeit keine Feierstimmung zulassen“, sagt Nicole Nowak, Sprecherin der Gymnasien in Herne. Zwar tue es ihr leid, aber dies sei in der derzeitigen Situation überhaupt nicht denkbar.