Herne. Die Umleitung des Ostbachs in Herne schreitet voran. In wenigen Tagen werden die ersten von 200 Bäumen gefällt. Anwohner kritisieren die Pläne.

Die Umleitung des Ostbachs in Herne nimmt Fahrt auf. In den nächsten Tagen sollen die ersten Bäume gefällt werden. Wie die konkreten Pläne aussehen, wie viele Bäume gefällt werden und wie das Blaue Klassenzimmer zukünftig aussehen soll, darüber informierte jetzt die Emschergenossenschaft die Anwohner bei einer Veranstaltung im Otto-Hahn-Gymnasium.

Die Nachricht, die an diesem Abend für viel Aufregung sorgt, ist die Zahl der Bäume, die für die Umlegung des Ostbachs gefällt werden müssen: 200. „Das lässt sich leider nicht vermeiden“, erklärt Ulrich Hermanns von der Emschergenossenschaft. Denn: Die Pläne für den neuen Lauf des Bachs, der zukünftig überirdisch an der Schule vorbei bis hin zum Sodinger Bach führen soll, sehen ein bis zu 15 Meter breites Flussbett vor. Dafür müssten vor allem auf dem Stück zwischen Mont-Cenis-Straße und Im Uhlenbruch viele Bäume weichen. Auch der Bereich vor dem Otto-Hanh-Gymnasium werde einige Pflanzen verlieren, erklärt Hermanns.

Anwohner kritisieren massive Rodungen

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Viele davon sollen, so die Emschergenossenschaft, nachgepflanzt werden. Kritik gab es trotzdem: „Und dann stellen Sie da nur so Pinne hin als Ersatz“, bemängelt eine Teilnehmerin während der Veranstaltung. „Natürlich können wir keine 50 Jahre alten Bäume umpflanzen, aber trotzdem werden die nachgepflanzten Bäume eine gewisse Größe schon beim Einpflanzen haben“, versichert Hermanns.

Jahrhundertprojekt Emscherumbau

Die Umleitung des Ostbachs ist Teil des Emscherumbaus. Ziel des Umbaus ist es, das alte System der offenen Abwasserleitungen Schritt für Schritt aufzugeben und das Schmutzwasser in unterirdische Abwasserkanäle den Kläranlagen zuzuleiten.

Die vom Abwasser befreiten Gewässer sollen umgebaut und ökologisch verbessert werden. Die europäische Union fördert den Emscherumbau genauso wie das Land NRW. Die Emschergenossenschaft investiert insgesamt rund 5,3 Milliarden Euro in das Projekt.

Bis Ende 2021 sollen der Abwasserkanal Emscher und alle Zubringerkanäle errichtet werden. Ergänzend werden die Emscher und alle Nebenläufe naturnah umgestaltet.

Der neue Flusslauf soll wie folgt aussehen: Vor dem Hölkeskampring soll der Bach nicht wie gewohnt weiter in Richtung Innenstadt fließen und dort unterirdisch unter der Stadt weiterlaufen, sondern zuvor eine Rechtskurve machen. Nach dem Knick wird er über die Grünfläche am Otto-Hahn-Gymnasium vorbeigeführt und dann parallel zum Hölkeskampring weiter bis zum Uhlenbruch fließen. Dort soll er unterirdisch den Hölkeskampring queren, um dann auf der Seite des Stadtgartens weiter zu fließen.

„Es war ausdrücklich der Wunsch der Stadt, dass er durch den Stadtgarten fließt, um diesen aufzuwerten“, betont Hermanns auf die Frage einer Anwohnerin, warum er nicht auf der Seite des Gymnasiums weitergeführt werden könne.

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Am Ende des Stadtgartens wird er dann erneut unter dem Hölkeskampring hindurchgeführt, um oberhalb der ehemaligen Deponie Uhlenbruch im Sodinger Bach zu münden. Der neue Bach werde zukünftig nur sauberes Wasser enthalten, das Abwasser werde im alten Schacht unter der Innenstadt weitergeführt, erklärt der Experte.

Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums freut sich auf das Blaue Klassenzimmer

Dennis Robertz, Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums, äußerte sich bei der Bürger-Infoveranstaltung zur Verlegung des Ostbachs positiv über die Umgestaltung.
Dennis Robertz, Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums, äußerte sich bei der Bürger-Infoveranstaltung zur Verlegung des Ostbachs positiv über die Umgestaltung. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Neben vielen kritischen Stimmen äußerte sich Dennis Robertz, Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums, positiv über die Pläne der Emschergenossenschaft. Denn natürlich sei ihm bewusst, dass die nächsten Jahre mit einer Dauerbaustelle vor der Tür hart würden, aber „ich sehe das als große Chance für unsere Schule“, betont er. „Wir dürften jetzt nicht auf die nächsten drei Jahre gucken, sondern in die Zukunft.“

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Denn vor allem für das Gymnasium und die Schillerschule wird die Umleitung viel mit sich bringen. Am neuen Bachlauf soll ein sogenanntes Blaues Klassenzimmer entstehen, erklärt Landschaftsarchitektin Martins Hoff. Natursteinstufen sollen künftig Platz für 30 Kinder bieten und so ein Klassenzimmer in der Natur schaffen. „Die Kinder können so zum einen die Natur, die Tiere und die Pflanzen erforschen, zum anderen kann an heißen Tagen aber natürlich auch Deutsch dort draußen unterrichtet werden.“

Begonnen wird in den nächsten Tagen mit den Rodungen am Nordrand des Uhlenbruchs und südlich des Gymnasiums. Im Frühsommer folgt dann das restliche Stück. Ab 2022 soll das Gewässer in den Sodinger Bach übergeleitet werden und anschließend über den Landwehrbach in die Emscher fließen.