Herne. Das Impf- und Test-Programm in der Corona-Krise sei „total verbockt“ worden, kritisiert Hernes OB Dudda. Er fordert einen „kompletten Neustart“.

Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) fordert einen „kompletten Neustart des Impf- und Testprogramms“. Die Corona-Impfungen und Corona-Testungen liefen aus dem Ruder: „Der gesamte Prozess ist total verbockt worden“, so der 57-Jährige zur WAZ. Die Lage sei ernst.

Anlass ist der Astrazeneca-Stopp und eine Debatte über Schulschließungen. Nun hatte Dienstagnachmittag die Stadt Dortmund (Inzidenz: 72) angekündigt, alle Schulen der Stadt aufgrund der Corona-Lage zu schließen. Kinder seien das größte Ansteckungsrisiko, begründete Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD). Auch andere Städte, darunter Hagen und Duisburg, forderten eine Rückkehr zum Wechselunterricht. Das Land aber legte sein Veto ein und untersagte den Kommunen die Schulschließungen.

Herne: OB Frank Dudda will keinen Kompetenzkonflikt mit dem Land

Bedienst: der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD).
Bedienst: der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD). © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka

Und Herne? Muss nicht auch diese Stadt bei einer Inzidenz von knapp 160 die Schulen dicht machen? OB Dudda verneint. Laut Verordnung könne die Stadt Schulen gar nicht komplett schließen, das sei Aufgabe des Landes. Die Stadt könne nur einzelne Schulen dicht machen, wenn es dort etwa wegen hoher Fallzahlen nötig sei. Aktuell sei das nicht der Fall: Es gebe nur einzelne Corona-Fälle an wenigen Schulen.

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Hernes Oberbürgermeister stellt aber klar: Besser wäre es, wenn die Schulen erst dann wieder geöffnet worden wären, wenn Lehrer geimpft wären und Coronatests für alle Schüler zwei Mal in der Woche zur Verfügung stünden. Dafür habe das Land nicht gesorgt. Deshalb verstehe er die Kritik seiner Amtskollegen, die nun Schulen wieder schließen wollten. Er wolle Schulschließungen aber nicht im Alleingang anordnen. Die Lage mit hohen Inzidenzen sei ernst genug, da wolle er „keinen Kompetenzkonflikt“ mit dem Land vom Zaun brechen: „Ich akzeptiere die Zuständigkeit des Landes.“

Dass er mit dem Management in dieser Krise aber alles andere als zufrieden ist, daraus macht Dudda keinen Hehl. Deshalb verlangt er nun den „kompletten Neustart des Impf- und Testprogramms“. Nicht allein Bund und Ländern sollten mehr die Entscheidungen über Impfungen und Testungen treffen. Eingebunden werden sollten endlich auch Experten, die in der Pandemie gezeigt hätten, dass sie Kompetenz besitzen – darunter Mediziner wie die Virologen Hendrick Streeck oder Christian Drosten.

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