Herne. Moritz Schuster (39) aus Herne liebt Brettspiele. „Mein Königreich für ein Pferd“ hat er selbst entwickelt - es ist nicht sein erstes Spiel.

Eigentlich unterrichtet Moritz Schuster Englisch und Politik am Pestalozzi-Gymnasium. In seiner Freizeit aber entwirft und entwickelt der 39-jährige Herner Brettspiele. Bis zum 18. März läuft das Crowdfunding für sein aktuelles Spiel „Mein Königreich für ein Pferd.“ Doch wie kommt ein Lehrer eigentlich dazu, Spiele zu entwickeln?

Die Idee kam Moritz Schuster 2017 nach einem Familienurlaub. „Wir haben eine Kreuzfahrt im Mittelmeer gemacht und waren tiefenentspannt.“ Als begeisterter Brettspieler dachte er, dass es doch ein Spiel zu diesem Thema geben müsste. „Aber ich habe nichts Gutes gefunden.“ Kurzerhand rief er seinen alten Schulfreund Malte Kischkel an und fragte, ob er nicht Lust hat, mit ihm ein Spiel zu erfinden. Nach dem Abi am Pestalozzi hielten sie Kontakt, trafen sich regelmäßig zum Spielen. „Er konnte zwar mit Kreuzfahrten nichts anfangen“, verrät Schuster und lacht, „fand die Idee aber gut.“

Ideensammlung auf Karteikarten

So setzten sich die Freunde hin, schrieben Ideen auf Karteikarten. „Irgendwann wurde es zu komplex und wir mussten aussortieren.“ Den Prototyp für „Dream Cruise“ präsentierte das Duo erstmals 2018 auf dem Herner Spielewahnsinn. „Da war ein kleines Mädchen, das es so toll fand, dass sie immer wieder Erwachsene animierte, mit ihr zu spielen“, erinnert sich Moritz Schuster. „Die Kleine meinte: Das ist wie eine Kreuzfahrt, nur dass mir nicht schlecht wird.“ Neue Impulse und Feedback erhielten die Neu-Autoren bei der Spieleautorentagung in Göttingen im gleichen Jahr. Sie überarbeiteten das Spiel, fuhren 2019 noch mal hin und fanden mit Kobold einen Verlag, der das Spiel auflegen wollte.

Das Brettspiel
Das Brettspiel "Dream Cruise" von Moritz Schuster. Der Herner entwickelt selbst Spiele. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Für Co-Autor Malte Kischkel sollte „Dream Cruise“ eine einmalige Sache sein: „Er hatte viel Spaß, aber der Aufwand ist schon enorm“, erklärt Moritz Schuster. Bei ihm ist es andersherum, er hat so einen großen Spaß daran gefunden, dass er in den letzten drei Jahren gut zehn Spiele komplett erfunden und konzipiert hat. Sogar Erweiterungen hat er schon in der Mache. Seinen ersten Spielvertrag hat er übrigens nicht für „Dream Cruise“ erhalten, sondern für ein Kinderspiel um tierische Superhelden, das bei einem französischen Verlag veröffentlicht werden soll. Die Anregung dazu kam von seiner Tochter. Auch „Mein Königreich für ein Pferd“ sei aus der Familie heraus entstanden: „Wir haben verschiedene Spiele, die wir zwar gerne spielen, die aber alle ein Manko haben – sie sind zu schwer, zu gemein oder zu frustrierend.“ Also setzte Schuster sich hin und entwarf etwas Eigenes.

„Spiele dürfen nicht frustrieren“

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„Du willst deinem Vater, dem König beweisen, dass du kein Taugenichts bist. Wenn du ihm zeigst, dass du Fohlen züchten kannst, überlässt er dir bestimmt das ganze Königreich“, heißt es in der Beschreibung des Spiels. Mithilfe der eigenen Würfel, aber auch der Würfel der Mitspieler, gilt es Tiere zu züchten und zu tauschen. Handkarten bringen zusätzliche Optionen. „Wer mit kleineren Kindern spielt, kann die Karten weglassen, dann ist es einfacher zu begreifen“, sagt Schuster. Zwei Grundprinzipien legt er allen seinen Spielen zugrunde: „Sie dürfen nicht frustrieren und es darf keine Langeweile aufkommen – positive Spielerinteraktion ist dafür wichtig.“

“Mein Königreich für ein Pferd
“Mein Königreich für ein Pferd": Per Crowdfunding sammelt der Spieleerfinder Moritz Schuster noch Geld für sein jüngstes Spiel. Die Frist endet am 18. März. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Um herauszufinden, ob seine Spielideen gut funktionieren, lässt Moritz Schuster übrigens nicht nur Freunde und Familie Probespielen, sondern bezieht auch Schüler mit ein: „Vor Corona hatten wir in der Schule eine regelmäßige Spiele-AG, wo unter anderem meine Prototypen gespielt wurden.“ Außerdem habe er in den unteren Stufen abstimmen lassen, welche Themen die Kinder bei einem Spiel interessieren würden. Mit dem letzten Abi-Jahrgang hat er sogar begonnen, gemeinsam ein Spiel zu entwerfen. „Man ist nie alleine, wenn man ein Spiel entwickelt“, betont Moritz Schuster. Impulse und Kritiken der Testspieler seien unabdingbar. „Man muss sich auch über vernichtende Kritik freuen, weil man es dann besser machen kann.“

UNTERSTÜTZUNG PER CROWDFUNDING

> Wer „Mein Königreich für ein Pferd“ unterstützen möchte, kann dies noch bis zum 18. März auf der Crowdfundig-Plattform www.spieleschmiede.de tun. Das Spiel ist allerdings bereits erfolgreich finanziert.

> Der Vorteil beim Crowdfunding ist, dass das Spiel für die Unterstützer etwas günstiger zu bekommen ist als später im Handel, es exklusives Zusatzmaterial gibt und der Versand nicht extra kostet.

> „Dream Cruise“ gibt es aktuell bei der Spieleoffensive und bei Amazon zu kaufen. Der Einzelhandel soll folgen.