Bochum/Herne. Weil er für eine Bande von falschen Polizisten gearbeitet hat, muss ein Herner ins Gefängnis. Die Täter hatten Opfer in den Ruin gestürzt.

Im Prozess um eine perfide Trickbetrugsserie durch eine Bande von falschen Polizisten ist ein Familienvater aus Herne am Bochumer Landgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Der 58-Jährige hatte gestanden, in mehr als 20 Fällen kurz zuvor bei hochbetagten Senioren trickreich erlangte Beutestücke zur Verwertung angenommen zu haben. Seine Wohnung am Westring war für Bandenmitglieder direkt nach ihren bundesweit verübten Taten stets die erste Anlaufstelle.

Den Betrugstaten vorausgegangen waren stets Telefonate aus der Türkei. Aus einem Callcenter hatten zwischen dem 1. Juni 2019 und dem 30. Juli 2020 dutzende Senioren in ganz Deutschland Anrufe von besonders gut Deutsch sprechenden Hintermännern der Bande erhalten. Mit Lügengeschichten, unter anderem von gefundenen Einbrecherlisten, auf denen angeblich auch der Namen der oder des Angerufenen stehe, wurden bei den Senioren Angst und Unsicherheit geweckt.

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Das anschließende Angebot des Anrufers, dass deswegen in Kürze gerne ein Polizeibeamter vorbeikommen könne, um die Ersparnisse quasi zu „retten“, nahmen zahlreiche Senioren an. Mal wurden sechsstellige Bargeldbeträge, mal dutzende Krügerrand-Münzen, mal fast 1000 Gold-Dukaten, mal Sparbücher, mal sogar unfassbare neun Kilo Gold in Goldbarren übergeben, beziehungsweise absprachegemäß draußen zur Abholung deponiert. Die Tatorte lagen unter anderem in Köln, Frankfurt, Konstanz und Stuttgart.

Herner erbeutete Bargeld und Wertgegenstände im Wert von 2,6 Millionen Euro

Im Ruhrgebiet hatte die Bande unter anderem in Castrop-Rauxel zugeschlagen. Im März 2020 hatte ein telefonisch eingeschüchterter Senior (83) einem falschen Polizisten Gold, Münzen und Bargeld im Wert von fast 200.000 Euro überlassen. Besonders hässlich: Der 83-Jährige hatte seinerzeit sogar Verdacht geschöpft und prompt auch den Notruf „110“ angerufen. Sein Anruf war jedoch laut Staatsanwaltschaft mit technischen Mitteln an ein weiteres Mitglied der Tätergruppe weitergeleitet worden, das sich mit „Polizei“ gemeldet und die Bedenken des Seniors so zerstreut hatte.

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Auslöser für die Festnahme des Herners und zahlreicher mutmaßlicher Komplizen war ein anonymer Hinweis eines Tippgebers, der beobachtet hatte, dass am Westring regelmäßig Goldschmuck und größere Bargeldbeträge übergeben werden, die aus Betrugstaten stammen sollen. Laut Urteil der 11. Strafkammer erbeutete die Betrügerbande um den Familienvater aus Herne in 21 Fällen Bargeld und Wertgegenstände in Höhe von 2,6 Millionen. Sein anfangs mitangeklagter Sohn (32) war zwischenzeitlich bereits zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein dritter Angeklagter kassierte wegen Beihilfe zur Geldwäsche eine Geldstrafe in Höhe von 1200 Euro.

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