Herne. Nicht erst mit dem „doppelten Rückwärtssalto“ hat Hernes CDU-Chef Timon Radicke Minuspunkte gesammelt, meint WAZ-Redakteur Lars-Oliver Christoph.
Mit 91,4 Prozent ist Timon Radicke 2019 von der CDU als Herner Parteichef bestätigt worden. Von einer solchen Zustimmung dürfte er aktuell weit entfernt sein.
Keine Frage: Seit seiner ersten Wahl an die Parteispitze im Jahr 2016 hat der Lehrer viel frischen Wind in die Union gebracht und neue Akzente gesetzt. Unterm Strich machte sich dies bei der Kommunalwahl 2020 allerdings nicht bezahlt: Die Partei stürzte regelrecht ab und verlor an Einfluss und Mandaten, wofür natürlich zuallererst der Vorsitzende Verantwortung trägt, der zudem noch persönlich ein miserables Ergebnis bei der OB-Wahl erzielte.
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Demontage von Fraktions-Chefin Bettina Szelag
Weitere Minuspunkte sammelte Radicke bei der Demontage der früheren Fraktionsvorsitzenden Bettina Szelag. Seine Beteuerung, dass dies ohne sein Wissen und Zutun geschah, kann man glauben oder auch nicht. Doch selbst wenn er nicht aktiv an diesem peinlichen Vorgang beteiligt gewesen sein sollte, wäre auch dies höchst problematisch, weil es den Führungsanspruch eines Fraktions- und Parteivorsitzenden geradezu konterkarieren würde.
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Und nun also der „doppelte Rückwärtssalto“ - ein Fehler, der einem mittlerweile schon recht erfahrenen Vorsitzenden eigentlich nicht passieren darf. Parteiinterne Spekulationen, dass Karriereplanungen hier eine Rolle gespielt haben könnten, sind angesichts solcher Volten nicht überraschend.
Timon Radicke steht nun vor der großen Herausforderung, (weitgehend) von Berlin aus den Laden in Herne bis zur Bundestagswahl zusammenzuhalten. Auf sein Ergebnis bei der Neuwahl des Vorstands im Herbst darf man sehr gespannt sein.
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