Herne. In Herne gibt es keine Klinik, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Nur noch drei Ärzte bieten das Angebot an. Wartezeiten sind möglich.
Schwangerschaftsabbrüche sind immer noch ein Thema, über das viel und kontrovers diskutiert wird. „Es ist in Deutschland heutzutage noch mit großen gesellschaftlichen Stigmata verbunden“, sagt Daniel Kleibömer (Die Linke).
„Nicht nur, dass betroffenen Frauen gesetzliche Hürden in den Weg gestellt werden, um einen legalen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen oder sich gar erst einmal über diese Möglichkeit zu informieren, sondern auch die medizinische Versorgung von Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen ist mangelhaft.“ Aus diesem Grund stellte die Linke-Fraktion nun im Sozialausschuss die Anfrage, wie Herne beim Thema Schwangerschaftsabbrüche aufgestellt ist.
Laut Stadtverwaltung gibt es in Herne keine Klinik, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt, drei Ärzte bieten ambulante Angebote an. Dieses Angebot decke die medizinische Grundversorgung in Herne in der Regel gut ab. „Mitunter gibt es allerdings längere Wartezeiten zu den Urlaubszeiten sowie bei Feiertagen, zum Beispiel beim Jahreswechsel“, so die Stadt. In den vergangenen zehn Jahren hätten zwei Ärzte ihr Angebot eingestellt.
131 Frauen haben sich 2020 in städtischen Beratungsstellen beraten lassen
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In Pandemie-Zeiten sei es für die Frauen schwieriger, die Kostenübernahme-Bescheinigung von den Krankenkassen zu besorgen, da die Geschäftsstellen geschlossen seien und eine Terminvergabe telefonisch oder online erfolgen müsse. Ob die Schwangerschaftsabbrüche in der Corona-Zeit zugenommen haben, könne die Stadt nicht sagen, da ihr keine Daten darüber vorlägen. Allerdings sei die Zahl der Beratungen gestiegen. So habe es in der städtischen Beratungsstelle 2019 116 Beratungen gegeben, 2020 seien es 131 gewesen. Laut Pro Familia ist die Zahl der Schwangerschaftskonfliktberatungen 2020 in NRW konstant geblieben, so die Stadt.
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Frauen, die sich über das Thema informieren wollen, finden Informationen auf der Internet-Seite der Stadt Herne mit Link zur städtischen Schwangeren(konflikt)beratung. Außerdem informiere die Homepage der Ehe- Partnerschafts- und Schwangerenberatung der Diakonie Herne.
Schwangerschaftsabbrüche sind bundesweit zurückgegangen
Mehrsprachige Hinweise dazu gebe es auch in der Integreat-App. Für Schwangerschaftsabbrüche dürfe keine Werbung gemacht werden. Die Beratungsstellenangebote seien in deutscher Sprache verfasst, bei den Beratungsterminen könne Englisch gesprochen werden. Eine Hinzuziehung von Dolmetschern sei zudem möglich, so die Stadt.
Die Zahl der Praxen und Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, ist bundesweit seit 2003 um rund 44 Prozent gesunken, teilte Pro Familia Ende 2020 mit. Gab es damals noch 2050 Praxen, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 1150. Auch in Nordrhein-Westfalen setzt sich dieser Trend fort. So hätten im Jahr 2009 noch 21 Gynäkologen in Bochum, Castrop-Rauxel, Dortmund, Herne, Recklinghausen, Witten, Hagen, Essen und Marl Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Ende 202 waren es nur noch 13.
>>>Ärzte können sich bei Bundesärztekammer eintragen lassen
Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, könnten sich freiwillig bei der Bundesärztekammer eintragen lassen. Das sei allerdings kein „Muss“, so die Stadt.
In Herne habe sich bislang eine Ärztin dort eintragen lassen.