Herne. Der interaktive Covid-Cube soll die Entscheidung für oder gegen eine Corona-Impfung erleichtern. Christian Weymayr aus Herne hat ihn entwickelt.
Soll ich oder lieber nicht? Die Mehrheit der Menschheit wartet ungeduldig auf den Pieks, doch noch gibt es auch Zweifler. Der Herner Wissenschaftsjournalist Christian Weymayr hat zusammen mit seinem Kollegen Christian Egbers eine interaktive Entscheidungshilfe entwickelt. Ähnlich wie der „Wahl-O-mat“ vor dem Urnengang soll der „Covid-Cube“ dazu beitragen, das Für und Wider einer Corona-Schutzimpfung besser gegeneinander abwägen zu können.
Acht Aspekte werden abgefragt
Zu finden ist der Würfel auf der Internetseite des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz (DNGK), dessen zweiter Vorsitzender Weymayr ist. Jede Ecke des Würfels behandelt eine Frage, die für eine Impf-Entscheidung wichtig sein kann. Zum Beispiel: Wie gut kann mich die Impfung schützen? Oder: Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen? Acht solcher Aspekte werden auf der Würfel-Grafik angesprochen. Von „Herdenschutz“ bis „Erbgut“ klickt sich der Nutzer in beliebiger Reihenfolge durch die Segmente des zunächst grauen Würfels.
Hier geht’s zum Covid-Cube
Der Covid-Cube ist auf der Internetseite des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz DNGK kostenlos verfügbar: https://dngk.de/covid-cubeDas Netzwerk Gesundheitskompetenz entwickelt, bewertet und verbreitet als gemeinnütziger Verein Methoden und Konzepte zur Förderung der Gesundheitskompetenz.
Nach und nach färbt sich dieser ein, je nachdem, welche Farbe zwischen dunkelrot („spricht gegen die Impfung“) über orange bis dunkelgrün („spricht für die Impfung“) angeklickt wird. Bevor die Entscheidung zu treffen ist, erklärt ein kurzer Text den wissenschaftlichen Stand der Erkenntnis. Wer es genauer wissen möchte, kann noch unter „Nachgefragt“ weiterlesen.
Einsetzbar in allen Entscheidungsfragen
Gedacht war der Würfel eigentlich für eine andere Entscheidungsfrage, erklärt Christian Weymayr: Was spricht für eine Mammografie und was dagegen? Nach ein paar Anpassungen und Weiterentwicklungen wurde der Covid-Cube daraus. Ein spielerisches Instrument, das leicht zu handhaben und trotzdem wissenschaftlich fundiert ist, wie Christian Weymayr versichert, das künftig auch für weitere Themen genutzt werden könne.
Er selbst ist promovierter Biologe, der sich als Wissenschaftsjournalist schon früh auf den Bereich Medizin verlegt hat. Unter anderem hat Weymayr das Buch „Die Homöopathie-Lüge“ verfasst, ein Plädoyer gegen Globuli und Co.. Beim Impf-Würfel stützen sich die Erkenntnisse der Autoren vor allem auf Veröffentlichungen des Robert-Koch-Instituts. Auch das Deutsche Ärzteblatt sei eine wichtige Quelle. Der Vorteil der digitalen Form: Aktualisierungen sind jederzeit möglich und erwünscht. „Es könnte ja sein, dass gravierende Nebenwirkungen festgestellt werden“, nennt Weymayr ein Beispiel. Die dann problemlos in den Text integriert werden könnten.
Große Mehrheit ist für die Impfung
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Er selbst kann anhand der anonymen Daten nachvollziehen, wie sich die Nutzer des Würfels im Einzelfall entschieden haben. 480 Bewertungen liegen ihm inzwischen vor. Demnach sind über 60 Prozent „deutlich für“ eine Covid-Impfung und weitere 24 Prozent „dafür“. „Deutlich dagegen“ ist laut Würfel nur eine Minderheit von etwa 2 Prozent. Christian Weymayr selbst ordnet sich übrigens als „absolut pro“ Impfung ein, auch wenn er sich bei der Entwicklung des Würfels zur Neutralität verpflichtet sah. Er vergleicht die Impfung mit einem Sicherheitsgurt: nützlich in den allermeisten Fällen.
„Die meisten haben sich ohnehin schon entschieden“, glaubt Weymayr. Mit dem Covid-Würfel hofft er nun die anzusprechen, die von den klassischen Infomedien noch nicht zu erreichen waren.