Herne. . Der Biologe und Wissenschaftsautor Christian Weymayr las in der Alten Druckerei aus „Die Homöopathie-Lüge“

Der Titel lässt über die Stoßrichtung keine Zweifel: „Die Homöopathie-Lüge“ haben Christian Weymayr und seine Co-Autorin Nicole Heißmann ihre Abrechnung mit den weißen Kügelchen und Tropfen genannt, über deren Wirksamkeit sich Anhänger und Gegner streiten, seit Samuel Hahnemann vor 200 Jahren seine Heilmethode entwickelte. In der Alten Druckerei legte der in Herne lebende Biologe und Wissenschaftsautor jetzt seine Kritik an der Homöopathie dar. Seine Thesen blieben nicht unwidersprochen, wurden aber ohne die bei diesem Thema oft zu beobachtende Vehemenz diskutiert.

Mag sein, dass die Alte Druckerei nicht der Ort ist für erbitterte Glaubenskämpfe. Vielleicht lag es aber auch am Autor und seiner fundierten Kenntnis der Materie, dem mit Halbwissen und Erfahrungswerten nicht so leicht beizukommen ist.

Wie irrsinnig seiner Auffassung nach die „Potenzierung“ der Wirkstoffe in den Medikamenten ist, veranschaulichte Weymayr mit Hilfe von Milchzucker und Wasser. „Je verdünnter, desto wirksamer“ war Hahnemanns Credo, der zugleich bestimmte Schüttel-, Reib- und Rührvorschriften zur „Dynamisierung“ mitlieferte - für Weymayr schlicht Unfug: „Naturgesetze sind nicht verhandelbar.“ Mit sanftem Spott zitiert er die Liste der Beschwerden, die nach Hahnemann die Einnahme einfachen Kochsalzes nach sich ziehen kann, vom Schorf am Kopf bis zu Blähungen sind 1349 Symptome erfasst. Was im Umkehrschluss hieße, dass Kochsalz bei all diesen Übeln helfen könnte ...

Den Beweis, dass die Kügelchen mit denen ihnen nachgesagten „geistartigen Heilkräften“ nützen, bleibe die Homöopathie schuldig, so der Autor. Entweder die Studien hielten wissenschaftlichen Maßstäben nicht stand oder sie belegten einen Effekt, der nicht über dem Placeboeffekt liege. Positive persönliche Erfahrungen lässt er nicht gelten: „ein trügerisches gedankliches Konstrukt“, denn es sei nie nachweisbar, dass „zusammen hängt, was zusammen passiert“.

Gefährlich findet Weymayr den „ausufernden Gebrauch“ der Mittel, der dem Körper jegliche Kraft allein zu gesunden abspreche. Sein Tipp: einfach mal abwarten. Eine noch größere Gefahr drohe, wenn Wissen und Glauben sich vermischten. Dann halte die Unwissenschaftlichkeit Einzug in die Medizin, was schon im Nationalsozialismus verheerende Folgen gehabt habe. „Dass die Homöopathie sich so breit gemacht hat und die Wissenschaft zu erodieren beginnt“, sei Motor für das Buch gewesen. „Das finde ich unerträglich.“