Herne. Ausgewählte Künstler der Street Art-Szene des Ruhrgebiets zeigt die Herner Ausstellung „Leiden Schafft“. Besucher müssen draußen bleiben.

Der Alte Wartesaal im Herner Bahnhof hat für den Verein Pottporus seit vielen Jahren eine zentrale Bedeutung als Ausstellungsort. Schon vor seiner Renovierung zeigten dort immer wieder urbane Künstler, in welche Richtung sich Graffiti und Street Art entwickeln - weg von den Tags, hin zur Formenvielfalt. Trotz Pandemie ist jetzt im Wartesaal eine weitere Ausstellung aufgebaut.

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Kunst online und im Schaufenster

„Leiden Schafft“ ist sie überschrieben. Zu sehen sind Arbeiten von fünf Künstlern aus der Region - allerdings ausschließlich als Online-Ausstellung mit einem zusätzlichen Schaufenster, das von der Bahnhofshalle aus betrachtet werden kann. Für die WAZ öffneten Pottporus-Leiter Zekai Fenerci und Kurator Patrick Brehmer (maskiert und mit viel Abstand) kurz die Tür.

Tony Klicklack, MOC, Herr Choko, Magin und patrickbrehmervonwitten nennen sich die Künstler. Letztgenannter hat, passend zum Ausstellungstitel, mit Feuerlöschern den Schriftzug „Liebe“ einmal quer über eine wandfüllende Leinwand an der Frontseite gesprüht. Je näher man den mit hohem Druck aufgetragenen Farbspritzern kommt, um so vielfältiger und dynamischer wirkt die Struktur.

Fotografie, Stencil und mehr

Tony Klicklack dokumentiert die Arbeit der Straßenkünstler, die sonst kaum jemand in Aktion zu sehen bekommt. Drei Fotos sind zu sehen. Die digitale Welt hält Einzug in die Motive von MOC aus Dortmund, der hauptsächlich mit Stencils, also Schablonen, arbeitet. Seine Medusa trägt statt Schlangen USB-Kabel auf dem Kopf und Atlas geht mit seiner Kugel online.

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Exponate von Tony Klicklack, MOC und Patrick Brehmer im Alten Wartesaal des Herner Bahnhofs.
Exponate von Tony Klicklack, MOC und Patrick Brehmer im Alten Wartesaal des Herner Bahnhofs. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Dass Street Art auch als kleines Format wirkt, zeigen Arbeiten von Herrn Choko: Er variiert ein Peace-Zeichen in Schwarz- und Grautönen, mit verschiedenen Techniken in den einzelnen Segmenten. Magin setzt für seine kräftig farbigen Porträts neben der Spraydose auch Ölfarbe ein. Auf starken Kontrast setzt sein Bild einer Vulva, kombiniert mit einer Skizze des Star-Wars-Raumschiffs X-Wing.

Rundgang durch die Ausstellung

„Graffiti entwickelt sich in 1000 Richtungen“, sagt Kurator Brehmer zu seiner Auswahl. Für den Alten Wartesaal habe er Künstler ausgesucht, die das Spektrum auf ihre besondere Weise abbildeten. Dana Schmidt hat die Ausstellung gefilmt. Das sechsminütige Video begleitet den Kurator auf einem kurzen Rundgang. Dieser mag sich nicht beklagen, dass die Ausstellung nur als Livestream zu sehen ist. Die Künstler und der Ausstellungsort hätten auf jeden Fall davon profitiert, und die Betrachter könnten einen schönen Film zu Hause genießen.

Das Video wird am Donnerstag, 11. Februar, um 19 Uhr veröffentlicht auf https://www.pottporus.de und dem Youtube-Channel von Pottporus https://www.youtube.com/channel/UCdrQI4_-l0OUpBpeamlW4Aw