Herne. Zwei Herner geben zwar ihre Verstrickung in eine Trickbetrugsmasche zu – von „falschen Polizisten“ wollen sie aber nichts gewusst haben.

Mit Geständnissen ist der Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder einer Betrügerbande von „falschen Polizisten“ fortgesetzt worden, die Senioren um Ersparnisse im Gesamtwert von fast drei Millionen Euro gebracht haben sollen. Sowohl der hauptangeklagte Vater (58) als auch sein Sohn (32) aus Herne gaben am Bochumer Landgericht ihre Verstrickung in kriminelle Machenschaften zu – beide wollen aber Einzelheiten der Trickbetrugsmasche nicht gekannt haben.

„Ich habe auf Anweisung meines Vaters gehandelt und wirklich nicht von diesen Hintergründen gewusst“, hieß es in einer von Verteidiger Heinz Walter Lindemann im Namen des 32-jährigen Herners verlesenen Geständniserklärung. „Und ich glaube auch bis heute fest, dass mein Vater davon auch nichts wusste.“ Der Sohn gab zu, einmal auf einem dunklen Parkplatz 30.000 Euro Bargeld von einer ihm unbekannten Person aus einem Pkw entgegengenommen und an seinen Vater übergeben zu haben. Dass er später erfahren habe, dass das Geld aus Betrugstaten zulasten von hochbetagten Rentner stammte, sei für ihn „das Allerschlimmste“ gewesen, beteuerte der 32-Jährige.

Eigener Lohn betrug pro Weitergabe 200 Euro

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Auch der 58-jährige Herner räumte am Donnerstag noch einmal ein, sich (angeblich unwissend) in mehr als 25 Fällen überwiegend auf einem Supermarktparkplatz an der Von-der-Heydt-Straße mit sogenannten Abholern der Polizisten-Bande getroffen, Beutestücke entgegengenommen und dann weiter zu seinem Neffen, einem Juwelier in Castrop-Rauxel, gebracht zu haben. „Manchmal war es Geld, manchmal waren es Goldstücke oder Ringe mit Diamanten“, sagte der Hauptangeklagte. Nach der Verwertung bei dem Juwelier sei das Geld offenbar in die Türkei zu den Strippenziehern der Betrügerbande transferiert worden. Der eigene Lohn, so der Herner Vater, habe pro Weitergabe rund 200 Euro betragen.

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Laut Anklage geht es um einen Betrugsschaden in Höhe von 2,94 Millionen Euro, die aus der Türkei gesteuerte Bandenmitglieder als falsche Polizisten deutschlandweit bei Senioren unter dem Deckmantel, ihre Ersparnisse schützen zu wollen, erbeutet haben sollen. Allein bei einer Tat sollen einem verunsicherten Senior neun Kilogramm Goldbarren mitgenommen worden sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der angeklagte Vater aus Herne ebenso wie sein Sohn als „Logistiker“ eine Schlüsselrolle innerhalb der Polizisten-Bande eingenommen hat. Regelmäßig sollen große Geldbeträge von den eigentlichen Trickbetrügern in seiner Wohnung am Westring gebracht worden sein.

Nach den jetzt erfolgten Geständnissen könnten Vater und Sohn unter anderem auch Verurteilungen wegen Geldwäsche oder Hehlerei drohen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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