Herne. Hernes OB Frank Dudda ist sauer über den Impfstopp und tief enttäuscht vom Land. Er befürchtet nun wieder mehr Corona-Neuansteckungen.

Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) befürchtet, dass der Impfstopp durch das Land die Zahl der Corona-Neuansteckungen in Herne wieder nach oben treibt. Er sei vom Land tief enttäuscht, sagt er zur WAZ. Der OB ist wütend und spricht von einem "Taschenspielertrick aus einem schlechten Groschenroman". Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) soll sich erklären und entschuldigen, fordert er.

Am Dienstagabend habe das Land der Stadt ohne Vorwarnung mitgeteilt, dass die zugesagten Impfdosen zunächst nicht geliefert werden könnten, sagt der Oberbürgermeister. Die erste Konsequenz: Der Impfstart in den Häusern des Evangelischen Krankenhauses (EvK), der für diesen Mittwoch geplant war, habe über Nacht abgeblasen werden müssen. Wie es nun weiter gehe mit den Impfungen in dieser Stadt, das sei jetzt unklar. Durch den Stopp der Impfstoff-Lieferung verzögere sich auch der Start der Impfungen der über 80-Jährigen, der für Anfang Februar geplant gewesen war. Wann diese nun an die Reihe kämen, könne er jetzt nicht mehr sagen: "Das Impfzentrum bleibt leer - ohne Perspektive."

OB spricht von einem "Tiefpunkt des Vertrauens"

Dass das Land gegen die Absprachen sowie "ohne Vorwarnung und schlüssige Erklärung" den Corona-Impfstoff nicht ausliefere, sei ein Unding. Der SPD-Politiker spricht von einem "Tiefpunkt des Vertrauens". Das Nachsehen hätten jetzt die Menschen, die sich auf die Impftermine und eine Immunisierung verlassen hätten. Folgen befürchtet Dudda nun aber auch für die Zahl der Neuansteckungen: "Das wirft uns richtig zurück, das schafft Inzidenzen."

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Bis Dienstag sei er frohen Mutes gewesen, die Corona-Zahlen mit Hilfe der Maßnahmen und Einschränkungen, die in den vergangenen Wochen beschlossen wurden, weiter drücken zu können. So sei die Sieben-Tage-Inzidenz in Herne in den vergangenen Wochen kontinuierlich zurückgegangen, von über 300 zu Weihnachten auf aktuell 138. Nun fürchtet der OB, dass die Zahlen wieder steigen: Krankenhäuser und Altenheime seien neben den Schulen in Herne Treiber der Pandemie. Könne nun nicht in allen Kliniken das Personal wie geplant geimpft werden, drohten dort viele Neuansteckungen. Ebenso in den Pflegeheimen. Auch dort sollen sich weitere Erstimpfungen verzögern. Seine Hoffnung nach dem Impfstopp: dass die Sieben-Tage-Inzidenz vor Ort zumindest "unter 150" stabilisiert werden könne.

OB kann Verlängerung des Lockdown nachvollziehen

Dazu sollen auch die Maßnahmen dienen, die der Bund gemeinsam mit den Ländern am Dienstagabend beschlossen hat, darunter eine Verlängerung des Lockdown bis zum 14. Februar. OB Frank Dudda kann die Maßnahmen nachvollziehen: Das Risiko durch die Coronavirus-Mutationen könne noch nicht genau eingeschätzt werden, außerdem sei die Mortalität zu hoch, so der 57-Jährige. Er wisse, dass die Einschränkungen groß seien, vor allem für Schulen sei das "eine schwere Nummer": "Besonders Schüler leiden darunter."

>> WEITERE INFORMATIONEN:
In Sachen Kontaktverfolgung stellt Dudda klar, dass die Stadt gut aufgestellt sei. Die Stadt könne die Ansteckungen nicht nur bei einer Inzidenz von unter 50 nachverfolgen, sondern weit darüber hinaus bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 im Normalbetrieb und sogar bis 400 mit einem Kraftakt, wenn Personal im Rathaus dazu umgeschichtet werde. 120 Menschen seien im Rathaus allein für die Kontaktverfolgung eingesetzt, darunter auch Bundeswehrangehörige. Das reiche.

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