Herne. In Herne könnte bald eine Quinoa-Schule öffnen. Die Privatschule kümmert sich um Kinder in einem Brennpunkt. Hier könnte sie hin.

Die Gründung einer Quinoa-Schule in Herne ist ein Stück näher gerückt. Kommt die Privatschule nach Herne, dann hätte das positive Auswirkungen für die Schüler in Herne und die Stadt insgesamt, heißt es in der Verwaltung. Einen möglichen Standort gibt es auch schon: Die ehemalige Grundschule Drögenkamp in Wanne-Eickel steht leer.

Die Quinoa-Schule ist eine 2014 in einem Brennpunkt in Berlin-Wedding gegründete private Sekundarschule, die für ihre Arbeit mehrere Auszeichnungen erhielt. Mit einem speziellen Bildungskonzept geht die Einrichtung auf die Bedürfnisse vor allem von Kindern und Jugendlichen in schwieriger Lage ein. Laut Stadt erhalten zwei Drittel der Familien in Berlin Transferleistungen, ein Viertel der Eltern ist alleinerziehend. Und: In fast allen Familien wird mindestens eine weitere Sprache gesprochen.

Herne: Mehr Schüler könnten einen Abschluss machen

Der Träger Quinoa-Bildung sei bei seiner Suche nach einem Standort an die Stadt Herne herangetreten, heißt es in einem Bericht an die Politik. Die Stadt will nun prüfen, ob sie das ehemalige Schulgebäude am Drögenkamp an der Grenze Crange/Baukau-West an die Berliner vermietet. Es sei für die Bedürfnisse "grundsätzlich gut geeignet", heißt es in der Verwaltungsvorlage. Noch fehlende Räume wie zum Beispiel für die Naturwissenschaften könnten demnach angebaut werden.

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In Herne gebe es in der Schülerschaft Parallelen zu Berlin, eine Quinoa-Schule böte deshalb "ein großes Potenzial", so das Rathaus. Schüler mit Lernschwierigkeiten beziehungsweise aus einem schwierigen Umfeld könnten besser gefördert und in ihrer Schullaufbahn intensiver unterstützt werden, heißt es. Konsequenz: Mehr Schüler in Herne könnten einen Abschluss machen.

Insbesondere hebt die Stadt hervor, dass die Quinoa-Schule zukunftsorientierte Maßnahmen groß schreibe, etwa durch das Pflichtfach Zukunft oder Anschlusskonzepte nach dem Schulabschluss. Individuelle Förderung, Tutorenprogramme, Familienarbeit und interkulturelles Lernen stünden ebenfalls im Mittelpunkt.

Politik steigt in die Beratungen ein

Am Donnerstag steigt die Politik in die Beratungen über die Gründung der Quinoa-Schule in Herne ein. Im Schulausschuss berichtet die Stadt am Donnerstag, 21. Januar, über den Stand der Dinge. Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 16 Uhr im Kulturzentrum (Willi-Pohlmann-Platz). Die Vorsitzende der Schulausschusses Birgit Klemczak nennt die Quinoa-Schule "ein willkommenes Angebot" für Herne. Die SPD-Ratsfrau begrüßt, dass der Träger mit der Stadt zusammenarbeiten wolle. Dadurch könnte die Schule in die Bildungslandschaft integriert werden, und die Quinoa-Schule könnte mit den anderen Schulen kooperieren.

Es gebe aber noch "die eine oder andere Frage", sagt Klemczak. Geklärt werden müsse unter anderem, ob die Stadt die Kosten für den Umbau der Schule Drögenkamp überhaupt schultern könne, sagt sie zur WAZ. Geplant sei eine Absichtserklärung, ob eine Vermietung möglich sei. Bedauerlich sei, dass sich Vertreter des Trägers am Donnerstag wegen der Corona-Pandemie nicht persönlich in Herne vorstellen und ihr Konzept erläutern könnten; leider sei im Kulturzentrum auch keine Videoschalte nach Berlin möglich. Die SPD-Ratsfrau hofft, dass das schnell nachgeholt werden könne.

Ihren Angaben zufolge will die Quinoa-Schule zunächst mit einem fünften und einem siebten Jahrgang starten, möglicherweise zum Schuljahr 2023/24 oder bereits 22/23. Geplant sei ein Abschluss nach Klasse 10.

>> WEITERE INFORMATIONEN:

An der Quinoa-Schule im Brennpunkt Berlin-Wedding erreichten laut Träger im vergangenen Sommer 92 Prozent der Prüflinge einen Mittleren Schulabschluss oder die Berufsbildungsreife.

Der Schulname Quinoa ist vom Pflanzennamen Quinoa abgeleitet. Er bezieht sich auf das Internationale Jahr der Quinoa, das die UN im Jahr 2013 ausgerufen hatte. Die Kulturpflanze hat laut UN das Potenzial, den Welthunger besiegen zu können.

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