Herne. Bis Samstag sollte ein Hobbyimker aus Wanne-Eickel seine sieben Bienenstöcke entfernen. Jetzt hat der Vermieter die Frist erst mal verlängert.

Gerhard Hentrich hat Spaß an Bienen und der Bienenzucht. Schon bevor der gebürtige Hannoveraner (65) nach Wanne-Eickel zog, besaß er dort 80 Bienenvölker. Heute gehören dem Rentner etliche Bienenstöcke in Bochum, Dortmund und Herne - davon sieben im Hof hinter dem Mietshaus an der Dorstener Straße, in dem er wohnt. Und genau die sollen jetzt verschwinden.

Mit einem Schreiben der Hausverwaltung forderte ihn der Vermieter Ende November auf, alle privaten Gegenstände von der Schubkarre über Leitern bis zu Speisfässern aus dem Hof zu entfernen. Auch die Bienstöcke wurden dabei genannt. Sie seien vom Eigentümer weder genehmigt noch gewünscht, und stellten auch für die Nachbarn eine „Nutzungseinschränkung des Gemeinschaftsgartens“ dar. Für die Beseitigung habe er Zeit bis zum 12. Dezember.

Hoher Schaden bei Transport befürchtet

Doch Gerhard Hentrich denkt nicht daran, die Bienenstöcke wegzuschaffen. „Wenn die Bienen jetzt bewegt werden und die Königin abfällt, ist das Volk verloren“, sagt er. Der Rentner und anerkannte Bienenzüchter nennt eine Schadenssumme von 3000 bis 4000 Euro. Gestört hätten die Bienen bisher noch niemanden aus der Nachbarschaft, erklärt er. Beim Besitzerwechsel vor einem Jahr habe ihm der alte Vermieter zugesichert, dass er die Bienenstöcke behalten dürfte. Auch der neue Hausbesitzer habe dagegen anfangs nichts gehabt.

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Für den Herner Imkerverein sind Konflikte zwischen Imkern und ihrem Umfeld immer wieder Anlass, schlichtend einzugreifen, erklärt Tobias Büch als Sprecher. Mehrmals im Jahr werde der Verein kontaktiert und suche dann das Gespräch mit Imker und (meistens) den Nachbarn, um eine Übereinkunft zu erzielen. Der ökologische Wert der Bienen ist für Büch unbestritten. „Sie tragen zur Artenvielfalt bei, indem sie die Nutzpflanzen der Umgebung bestäuben.“

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Gerhard Hentrich und eines seiner Bienenvölker. Ein Transport gefährde die Tiere, sagt der Imker.
Gerhard Hentrich und eines seiner Bienenvölker. Ein Transport gefährde die Tiere, sagt der Imker. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Bienen sollten „sanftmütig“ sein

Die Landwirtschaftskammer NRW hat zur Bienenhaltung in Wohngebieten einige Ratschläge formuliert. Die Beeinträchtigungen sollten auf ein „tolerables Maß“ reduziert werden, heißt es darin. Nachbarn müssten die Bienenhaltung dulden, sofern sie „ortsüblich“ sei, was Tobias Büch für Herne bestätigt. Die Landwirtschaftskammer rät unter anderem zu zwei Völkern je 200 Quadratmetern Fläche, unter acht Völkern insgesamt und einem Mindestabstand von drei Metern zum Nachbargrundstück. Und: „Der Imker sollte sanftmütige und schwarmträge Bienenherkünfte pflegen.“

Er habe „Streichelbienen“ versichert Hentrich und legt zum Beweis eine Hand in den geöffneten Stock. Auch die anderen Vorgaben sieht er erfüllt. Der Landesverband der Imker habe ihm auch bestätigt, dass er auf der gegeben Fläche sieben Völker halten dürfe.

Hausbesitzer ärgert sich über „zugemüllten“ Garten

600 gemeldete Bienenstöcke in Herne

Der Herner Imkerverein zählt um die 80 Mitglieder. Laut Sprecher Tobias Büch sind in Herne ca. 600 Bienenstöcke gemeldet.

Wer sich über das Hobby der Bienenhaltung informieren möchte, kann sich an den Verein wenden. Kontakt über die Homepage http://imkerverein-herne.de/

Auch größere Gruppen wie Kindergärten oder Schulklassen können den Imkern am Lehrbienenstand über die Schulter gucken.

„Die Bienen sind nicht das Problem“, erklärte der Hauseigentümer gegenüber der WAZ. Das Problem seien vielmehr alle andere Gegenstände, die nach und nach den Garten verstellten, und das trotz mehrfacher Aufforderung, sie zu beseitigen. „Das ist ein Gemeinschaftsgarten“, sagt der Vermieter. Und der könne nicht von einem allein genutzt werden. Außerdem mache der Garten im jetzigen Zustand bei Neuvermietungen keinen guten Eindruck. Um den Bienen nicht zu schaden, will der Besitzer nun dem Mieter zugestehen, die Völker erst dann umzusiedeln, wenn es der Naturschutz zulasse. Ein entsprechendes Schreiben sei in Arbeit.

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