Herne. Weil Live-Veranstaltungen erst einmal nicht erlaubt sind, hat sich die Kulturbrauerei in Eickel ein Digitalformat ausgedacht: “coronare Kultur“.
Im Kesselhaus ist es zu eng, und das Wetter lässt nicht immer Open-Air-Veranstaltungen zu. So hat auch der Förderverein der Kulturbrauerei in Eickel in Krisenzeiten die digitale Form entdeckt. "Coronare Kultur" nennen der Vorsitzende Volker Eichener und seine Mitstreiter das neue Format.
"Rettet die schönen Wörter" in Lippmeyers Garten gefilmt
Mit dem Wanne-Eickeler Künstler Jörg Lippmeyer startete die Reihe. Seine für die Kulturbrauerei geplante Veranstaltung "Rettet die schönen Wörter" musste im März wegen der Pandemie abgesagt werden. So stellte Lippmeyer seine Bilder in seinem Garten aus, wo sie gefilmt wurden. Der Gitarrist Norbert Müller, Sängerin Katja Seidich und der Keyboarder Klaus Grafe machten Musik dazu. Entstanden ist so eine virtuelle Ausstellung in fünf Videos, zusammen etwa 45 Minuten. Neben der Musik gibt es Wortbeiträge des Künstlers Jürgen Jaworski, von Jörg Höhfeld (Grüne) und Buchautor Wolfgang Berke sowie von Volker Eichener.
Danach ging es in die Künstlerzeche, wo die Kamera Jürgen Buhre und Margarete Gockel in den Fokus nahm. Das Video über die Malerin und Zeichnerin ist bereits online. In ihm spielt die Farbe Schwarz eine besondere Rolle, ebenso die Mode und starke Frauen. Videos über die Phantasiewelt „Sarsaparille“ von Rebecca Schüer, die ebenfalls in der Künstlerzeche beheimatet ist, und die Lichtshow, die Lennard Lüning für die (ausgefallene) Extraschicht vorbereitet hat, sollen folgen.
Projekt soll Verdienstausfälle der Künstler kompensieren
"Die Kunstszene leidet besonders unter der Coronakrise, weil Ausstellungen, Veranstaltungen und Konzerte abgesagt wurden", begründet Volker Eichener die Videoproduktionen. Der Verein zahle den bildenden Künstlern, Musikern und den Videoproduzenten Honorare, um Einnahmeausfälle auszugleichen. Die Mittel stammten aus der Kulturförderung der Stadt Herne, der Kulturinitiative Herne und den Beiträgen und Spenden der Mitglieder.
Für die Videos arbeitet die Kulturbrauerei mit zwei erfahrenen Videomachern aus Herne zusammen: Jörg Roßmannek, der beim WDR als Cutter gearbeitet hat, und Björn Prenzel, der mit seiner Soulband „Society Be“ selber auch Musiker ist. Das Equipment wurde eigens angeschafft.
Endlich den Vorstoß in die digitale Welt gewagt
Für die Kulturbrauerei bedeute die Produktion "eine Menge Arbeit, eine Menge Geld, eine Menge Spaß und neue Erfahrungen", fasst Volker Eichener usammen. "Für ein Video von zwölf Minuten Länge geht schon mal ein ganzer Tag drauf, allein, um die Aufnahmen zu machen." Vom Schnitt noch gar nicht zu sprechen. Schöner Nebeneffekt: Corona zwinge die Kulturbrauerei dazu, sich "endlich mit den neuen Medien zu befassen, was wir schon seit Jahren tun wollten, aber immer wieder auf die lange Bank geschoben haben", so Eichener. "So leitet das Virus eine längst überfällige Digitalisierung der Kultur ein."
>>> Zu finden sind die Youtube-Videos im Internet auf der Facebook-Seite der Kulturbrauerei.
>>> Mehr über die kommenden Live-Konzerte auch auf https://www.kulturbrauerei-huelsmann.de/programm/
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