Herne. In Kürze können sich Herner in einem Impfzentrum vor Ort gegen Corona impfen lassen. Aber wollen sie das auch? Wir haben zwölf Herner gefragt.

Bis Mitte Dezember soll das Impfzentrum in Herne betriebsbereit sein, spätestens Anfang des Jahres sollen dann die ersten Menschen dort gegen das Coronavirus geimpft werden. Die Stadt Herne will in Kürze einen Betreiber und einen Ort für das Impfzentrum vorstellen. Voraussichtlich soll die Einrichtung im Gysenberg entstehen.

Rund 100.000 Menschen könnten dort geimpft werden, rechnete Oberbürgermeister Frank Dudda vergangene Woche im Interview mit der WAZ hoch. Und zwar voraussichtlich zweimal, damit ein ausreichender Schutz gewährleistet sei. Eine Impfung, so hatte Bundesgesundheitsminister Jenis Spahn betont, soll aber freiwillig sein . Und was sagen die Herner? Wollen sie sich schnellstmöglich impfen lassen, oder haben sie Angst vor Nebenwirkungen? Oder: Lehnen sie den „Piks“ komplett ab? Sollte man sich schon allein wegen der sozialen Verantwortung für die Gesellschaft impfen lassen, oder soll man nur auf sich und seine Familie schauen? Die WAZ hat sich in Sodingen umgehört.

Ingrid Stegemann, 79

Will erst mal abwarten: Ingrid Stegemann (79).
Will erst mal abwarten: Ingrid Stegemann (79). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Ich habe etwas Angst vor der Impfung, deshalb möchte ich erst mal abwarten, bis viele Menschen geimpft wurden, weil ich mir Sorgen mache, ob der Impfstoff auch wirklich sicher sein wird. Ich hatte schon mal 40 Fieber nach einer Grippeimpfung, deshalb bin ich da nun vorsichtig. Wenn er aber sicher ist, werde ich mich bestimmt impfen lassen, schon aus einem Verantwortungsgefühl heraus. Ich freue mich darauf, dann wieder engen Kontakt mit meinen Enkeln und Urenkeln zu haben – zur Zeit sind wir da natürlich sehr vorsichtig.“

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Marvin Radestock, 24

Hat einen kleinen Sohn: Marvin Radestock (24).
Hat einen kleinen Sohn: Marvin Radestock (24). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Weil ich einen kleinen Sohn habe, ist mir die Sicherheit der Corona-Impfung besonders wichtig. Ich würde mich zwar irgendwann impfen lassen, aber ich werde so lange warten, bis ich möglichst sicher bin, dass es nicht zu kritischen Nebenwirkungen kommt. Dass man schon aus einer sozialen Verantwortung heraus einer Impfung zustimmen sollte, finde ich Quatsch. Jeder muss diese Entscheidung für sich selbst treffen. Ich glaube, weil eben keiner seine Liebsten gefährden will, werden sich die meisten Menschen auch impfen lassen.“

Brigitte Wolfsdorf, 75

Will wieder mehr am Leben teilnehmen: Brigitte Wolfsdorf (75).
Will wieder mehr am Leben teilnehmen: Brigitte Wolfsdorf (75). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Praktisch voller Sehnsucht warte ich auf die Impfung und würde mich auf jeden Fall sofort impfen lassen, denn ich habe Herz- und Lunge-Vorerkrankungen, deshalb ist es gerade für mich sehr wichtig. Weil ich Risikopatientin bin, sollte ich bestenfalls immer zu Hause bleiben, aber da fällt mir die Decke auf den Kopf. Mit der Impfung könnte ich wieder mehr am Leben teilnehmen, ohne immer aufzupassen: Habe ich auch genug Abstand zu anderen Leuten? Tragen alle eine Maske? Das hat mit der Impfung hoffentlich irgendwann ein Ende!“

Manfred Hagedorn, 57

Keine Angst vor Nebenwirkungen: Manfred Hagedorn (57).
Keine Angst vor Nebenwirkungen: Manfred Hagedorn (57). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Ich habe keine Angst vor Nebenwirkungen und würde mich deshalb auch sofort impfen lassen. In diesem Jahr hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Grippeimpfung und gar keine unerwünschten Nebenwirkungen. Ich persönlich finde, dass sich jeder impfen lassen sollte, nicht aus einer sozialen Verantwortung heraus, sondern von sich aus, schon aus eigenem Interesse. Geimpft freue ich mich darauf, wieder mehr Kontakte zu haben, meinen Bruder und meine Schwägerin mehr zu sehen, zusammen was zu unternehmen, auswärts zu essen.“

Gabriele Kostrewa, 68

Will erst mal abwarten: Gabriele Kostrewa (68).
Will erst mal abwarten: Gabriele Kostrewa (68). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Zu einer finalen Entscheidung, ob ich mich impfen lasse oder nicht, bin ich noch nicht gekommen. Eigentlich bin ich persönlich eher dagegen, weil ich immer gesundheitliche Probleme nach Impfungen hatte. Klar, wenn es Pflicht wird, bin ich natürlich dabei, aber ansonsten werde ich wohl einfach abwarten, wie sich alles entwickelt und verfolgen, ob die Geimpften gesundheitliche Schwierigkeiten bekommen. Bis dahin habe ich auch keine Angst vor Ansteckung, weil ich sehr gut aufpasse und Kontakte aufs Nötigste beschränkt habe.“

Florian Schellewald, 28

Ist für eine Impfpflicht: Florian Schellewald (28).
Ist für eine Impfpflicht: Florian Schellewald (28). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Da ich keine Vorerkrankungen habe und auch nicht in der Pflege oder so arbeite, werde ich nicht zu den ersten gehören, die geimpft werden – aber wenn ich dran bin, bin ich dabei. Schon aus einer sozialen Verantwortung heraus sollte man sich impfen lassen, ich bin aber auch für eine Impfpflicht. Es ist eben wichtig, dass sich alle impfen lassen, damit keiner mehr an Covid stirbt. Ich freue mich darauf, irgendwann wieder mein altes Leben zu führen: zu feiern, meine Geschwister in den Arm zu nehmen und wieder Liebe zu spüren.“

Kerstin Grüning, 53

Erst mal ein halbes Jahr abwarten: Kerstin Grüning (53).
Erst mal ein halbes Jahr abwarten: Kerstin Grüning (53). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Keinesfalls würde ich mich sofort impfen lassen, ich glaube nämlich, dass der Impfstoff viel zu schnell zugelassen wird – die sollen doch erst mal gucken, ob Nebenwirkungen auftauchen. Mein Mann und ich sehen es gleich: Wir werden sicherlich nach Impfbeginn etwa sechs Monate abwarten, bis wir uns impfen lassen. Wenn der Impfstoff aber sicher ist, lasse ich mich natürlich impfen, denn man hat ja auch eine Verantwortung allen anderen gegenüber. Natürlich möchte ich auch selbst nicht krank werden und keinen anderen anstecken.“

Horst Vogtmann, 64

Will wieder ein normales Leben führen: Horst Vogtmann (64).
Will wieder ein normales Leben führen: Horst Vogtmann (64). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Definitiv würde ich mich sofort impfen lassen, ganz einfach, weil ich 64 Jahre alt bin und an meinem Leben hänge. Ich mache mir gar keine Sorgen, dass ich die Impfung nicht vertrage oder sogar schwerere Nebenwirkungen auftauchen, denn ich wurde schon häufig geimpft und hatte noch nie irgendwelche Probleme. Ich freue mich darauf, irgendwann wieder mein normales Leben leben zu können: Freunde treffen, essen gehen und vor allem, dass meine Verlobte zu mir kommt – sie ist in Thailand und durch Corona hat sich viel verzögert.“

Marta Seidens, 67

Impfgegnerin: Martha Seidens (67).
Impfgegnerin: Martha Seidens (67). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Ich lasse mich bestimmt nicht impfen, ich bin nämlich der Meinung, dass der Impfstoff auch in Deutschland zu früh zugelassen und daher noch nicht ausgereift sein wird. Ich würde auch nicht mitmachen, wenn die Impfpflicht kommen sollte, ich lasse mich nicht zwingen. Meine größte Sorge ist, dass durch die Impfung schwere Nebenwirkungen auftauchen könnten, deshalb bin ich so skeptisch. Ich glaube auch, dass viel Panikmache dabei ist: Die Politik braucht gerade etwas, wohinter sie sich verstecken kann – wegen der Inflation.“

Harald Piasta, 75

Vertraut unserem Gesundheitssystem und den Kontrollgremien: Harald Piasta (75).
Vertraut unserem Gesundheitssystem und den Kontrollgremien: Harald Piasta (75). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Über mögliche Nebenwirkungen der Impfung mache ich mir gar keine Sorgen, ich vertraue unserem Gesundheitssystem und den Kontrollgremien. Es wird sicherlich nichts in Deutschland zugelassen, was nicht absolut sicher ist. Abgesehen von Menschen mit negativen Impf-Erfahrungen sollte sich jeder impfen lassen, schon aus einer sozialen Verantwortung heraus. Meine Frau und ich vermissen den engen Kontakt zu Kindern und Enkeln, den wir aktuell aufs Nötigste reduziert haben – deshalb freuen wir uns auf die Zeit nach der Pandemie.“

Heike Zysk, 62

Befürchtet Nebenwirkungen: Heike Zysk (62).
Befürchtet Nebenwirkungen: Heike Zysk (62). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Vorläufig werde ich mich nicht impfen lassen, in meiner Familie warten auch alle erst mal ab, denn wir machen uns Sorgen um mögliche Nebenwirkungen – nach einer Grippeimpfung war ich mal sehr krank. Ich bin aber kein Impfgegner, ich finde schon, dass man sich impfen lassen sollte – aber dafür muss es definitiv sicher sein. Wenn meine Tochter einen Kinderwunsch hätte, würde ich ihr zudem raten, bis zur Geburt der ersten Babys neun Monate nach Impfbeginn zu warten – man denke nur daran, was damals durch Contergan passierte.“

Rolf Meier, 70

Freut sich wieder aufs Reisen: Rolf Meier (70).
Freut sich wieder aufs Reisen: Rolf Meier (70). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Etwa vier bis acht Wochen würde ich warten, bis ich mich impfen lasse. Ich möchte einfach sicher gehen, dass der Impfstoff ungefährlich ist und es nicht zu Nebenwirkungen kommt. Ich finde, es darf diesbezüglich auch keinen Druck geben: Jeder muss für sich selbst entscheiden dürfen, ob und wann er sich impfen lässt. Ich freue mich darauf, irgendwann mein Leben zurück zu haben und besonders darauf, wieder reisen zu können. Ich hatte nämlich Pech: Meine vorletzte Reise scheiterte an Thomas Cook und die letzte an der Pandemie.“

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