Herne. Die Stadt Herne nennt keine Coronazahlen von Stadtteilen oder Bezirken. So argumentiert sie gegenüber der WAZ, die um die Zahlen gebeten hat.

Die Stadt Herne möchte der WAZ keine nach Stadtteilen oder Stadtbezirken aufgeschlüsselten Corona-Zahlen mitteilen. Das bekräftigt Stadtsprecher Christoph Hüsken nach mehrmaliger Bitte der WAZ.

Herne gehörte zuletzt zu den Großstädten mit der höchsten 7-Tage-Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen) in Deutschland. Mehrere Tage lag der Wert über 300, vergangene Woche sogar über 350 . Nun sinken die Zahlen wieder überdurchschnittlich stark. Viele Herner fragen sich deshalb, warum die Corona-Zahlen ausgerechnet in dieser Stadt so hoch sind – und auch: wo dort besonders. Viele sorgen sich um ihre Gesundheit und wollen wissen: Ist mein Stadtteil besonders betroffen?

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Bei der WAZ fragen sie dann nach: Warum wird nur die Infektionszahl der Stadt Herne insgesamt veröffentlicht? Warum nicht auch die Zahlen über das Infektionsgeschehen in den Stadtteilen, von Eickel bis Unser Fritz, von Röhlinghausen bis Holthausen? Oder zumindest die Zahlen der vier Stadtbezirke? Die Antwort: Wir haben die Daten nicht, die Stadt will sie nicht liefern. Mehrfach haben wir telefonisch und zuletzt auch schriftlich angefragt, auch schon während der ersten Welle im Frühjahr.

Stadt Herne: Kein Stadtteil soll stigmatisiert werden

Sprecher der Stadt Herne: Christoph Hüsken.
Sprecher der Stadt Herne: Christoph Hüsken. © Stadt Herne

„Wir bleiben bei unserer Linie“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. In Herne, begründet er, „gibt es keinen Hotspot.“ Eine Veröffentlichung von Stadtteil- oder Bezirkszahlen mache auch deshalb keinen Sinn, weil sie täglich wechselten: „Heute sind die Coronazahlen im Stadtteil x höher, morgen im Stadtteil y.“ Deshalb hätten Zahlen „keine statistische Relevanz“.

Bei einer Veröffentlichung bestehe zudem die Gefahr, dass ein Stadtteil stigmatisiert werde, sagt Hüsken. Das wolle die Verwaltung vermeiden. Nicht zuletzt: Selbst wenn das Rathaus Zahlen für einen Stadtteil oder Bezirk liefere, so sagten diese nichts über das dortige Infektionsgeschehen aus: Die Betroffenen könnten sich auch außerhalb infiziert haben, etwa in einer anderen Stadt. So geschehen, als sich zuletzt mindestens 25 Herner in einem Bochumer Schlachtbetrieb angesteckt hätten . Die Verwaltung, betont der Stadtsprecher, schaue selbstverständlich in die einzelnen Quartiere, beobachte das Geschehen – um bei Bedarf eingreifen zu können. Mit dieser Linie sei die Stadt Herne auch nicht alleine, so der Stadtsprecher: Die Pressestellen mehrerer anderer Kommunen auch im Ruhrgebiet veröffentlichten ebenfalls keine kleinräumigen Coronazahlen.

Anders dagegen beispielsweise Essen: Die Stadt veröffentlicht auf einer täglich aktualisierten Ansicht ihres Geo-Onlineportals Infektionszahlen je Stadtbezirk. Und die Stadt Gelsenkirchen hat auf Nachfrage der dortigen WAZ-Lokalredaktion nach PLZ-Bezirken aufgeschlüsselte Fallzahlen veröffentlicht.

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