Herne. Wie lange kann sich der Kirchenkreis Herne noch eine Flüchtlingsberatung leisten? Diese Frage beschäftigt die Beraterinnen im Eine Welt Zentrum.
Die
Flüchtlingsberatung
des Herner
Eine Welt Zentrums
blickt besorgt in die Zukunft. Nachdem das Land NRW zum 1. Januar 2021 eine Änderung der Förderrichtlinien angekündigt hat, steigt der
Eigenanteil
des Herner Trägers. Bei einer Fördersumme von 25.000 Euro für die
halbe Stelle von Katja Jähnel
und Petra Stach-Wittekind liegt er bei 12.000 Euro.
In absoluten Zahlen sei der Eigenanteil zu Zeiten von Karl-Heinz Hoffmann, dem langjährigen Flüchtlingsberater, zwar höher gewesen, sagt Katja Jähnel. Doch habe bis zum Sommer auch eine ganze Stelle für die „Regionale Beratung“ zur Verfügung gestanden. Für eine weitere halbe Stelle („Ausreise und Perspektivberatung“) wird im nächsten Jahr erstmals ein Eigenanteil von ca. 4000 Euro fällig.
Einige Kirchenkreise haben Beratung aufgegeben
Was die Mitarbeiterinnen und der Leiter des
Eine Welt Zentrums
,
Martin Domke
, kritisieren, geht in mehrere Richtungen. Zwar könne der Eigenanteil noch aufgebracht werden, doch bei der schlechten Finanzlage des Kirchenkreises sei es eine Frage der Zeit, dass auch hier der Fortbestand des Beratungsangebots in Frage gestellt werden könnte. Einige Kirchenkreise hätten sich bereits von der Flüchtlingsberatung getrennt. So habe man in Paderborn/Höxter die Asylverfahrensbegleitung aufgegeben. Da das Land bei der Zuschussgewährung von den Landestarifen im Öffentlichen Dienst (TV-L) ausgehe, im EWZ aber aber die höheren Haustarife gezahlt würden, klaffe hier eine Lücke. Entweder müssten dann ganz junge (und damit preiswertere) Mitarbeiter eingestellt werden oder es gebe keine Flüchtlingsberatung mehr.
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Zum anderen sieht das Eine Welt Zentrum das „Subsidiaritätsprinzip“ bedroht, sprich: die Übereinkunft, dass bestimmte gesellschaftliche Aufgaben, hier die Flüchtlingsberatung, von Wohlfahrtsverbänden übernommen werden, die auch die entsprechenden Erfahrungen mitbrächten, und „auskömmlich finanziert“ würden. Nachdem Land und Spitzenverbände jahrelang im guten Gespräch gewesen seien, habe die Landesregierung nun ohne Rücksprache die Modalitäten verändert. Wenn demnächst die Flüchtlingsberatung ausgeschrieben werde, könne sich jeder Anbieter dafür bewerben. Die Experten fürchten, dass dann die Qualität der Beratung leide.
Landessynode für qualifizierte Weiterführung
Die
Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen
unterstützt als höchstes Leitungsgremium die Kirche in ihren Bemühungen, die soziale Beratung von Geflüchteten zu sichern. Laut Beschluss in der vergangenen Woche soll sich die Kirche beim NRW-Flüchtlingsministerium (MKFFI) weiterhin dafür einsetzen, dass die Förderbedingungen für das Programm „Soziale Beratung von Geflüchteten“ auch in Zukunft eine qualifizierte Beratung ermöglichen.