Herne. Der Anwalt Wolfgang Bruch aus Herne erinnert sich an Karl Dall. Den Komiker, der jetzt verstarb, traf der 63-Jährige als Schüler – auf dem Klo.
Karl Dall sagt einmal: „Jeder wollte mal mit Dall am Tisch sitzen und sich verarschen lassen.“ Der Herner Rechtsanwalt und Notar Wolfgang Bruch saß zwar nicht mit dem jetzt verstorbenen Komiker und Schauspieler am Tisch, aber er stand neben ihm auf dem Klo . Schweigend lief das natürlich nicht ab.
Als Dall nun im Alter von 79 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls starb , kamen bei Bruch die Erinnerungen an das kurze Aufeinandertreffen hoch. 1974 war es, als der heute 63-Jährige als Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums vor dem Abi auf Klassenfahrt nach Berlin fuhr. In der geteilten Stadt, erzählt Bruch, hätten sie in einem Jugendhotel gewohnt, mit vielen anderen Klassen, und ein Tagesausflug in die DDR sei obligatorisch gewesen. Der Geist der 68-Generation habe damals auch ihn umweht, nach außen sichtbar durch seinen Parka mit Peace-Abzeichen und engen Blue-Jeans.
Herner: Der Abend in der „Eierschale“ war unvergesslich
Jenseits der „politischen Bildung“, die auf der Klassenfahrt groß geschrieben worden sei, hätten sich die Jugendlichen aber vor allem für etwas ganz anderes interessiert: die Szenekneipen Berlins. Durch einen Tipp seien sie an einem Abend in der „Eierschale“ gelandet. In der Gaststätte, so Bruch, traf sich die alternative Musikszene, bundesweit bekannte Bands traten dort auf. An jenem Abend sei dort zufällig die Blödelband „Insterburg & Co.“ aufgetreten – mit Karl Dall. Die Band sei ihm bestens bekannt gewesen, habe er sie doch drei Jahre zuvor in Herne gesehen: Damals sei das Freizeithaus des Revierparks beim Besuch der Insterburger brechend voll gewesen.
Und wie kam’s zum Treffen auf der Toilette? „Ich stand da so am Klo, und plötzlich steht Karl Dall neben mir“, erzählt Bruch schmunzelnd. Und wie der Blödelbarde so sei, habe er natürlich einen Spruch zum Besten gegeben: „Welchen, das weiß ich leider nicht mehr.“ Allein: „Er war total gut drauf.“ Der Abend in der „Eierschale“ sei nicht zuletzt wegen Dall, der damals schon ein Star gewesen sei, unvergesslich geblieben. Erst weit nach Mitternacht seien die Schüler zurück ins Jugendhotel gekommen. Zum Glück habe der Lehrer das nicht gemerkt, schmunzelt Bruch.
In Herne Musik in Partykellern, Gaststätten oder Jugendclubs gehört
Erinnerung erschien im Klartext-Verlag
Wolfgang Bruch ist Rechtsanwalt und Notar. Seine Kanzlei hat er in Herne-Mitte auf der Hermann-Löns-Straße. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Seine Begegnung mit Karl Dall hat er auch aufgeschrieben: Unter dem Titel „Auf der Toilette mit Karl Dall“ erschien sie in: „Disco, Willy & Flokati. Erinnerungen an die 70er Jahre im Ruhrgebiet“, Klartext Verlag, Essen 2019, 16.95 Euro.
Zurück zu Hause, hätten sie dann in Herne in Partykellern, Gaststätten oder Jugendclubs zusammengesessen und jene Musik gehört, die damals angesagt gewesen sei, sagt Bruch, der kurz darauf seinen Grundwehrdienst bei einer Luftwaffeneinheit in Kalkar absolvierte, bevor er 1976 das Studium der Rechtswissenschaften an der Ruhr-Uni begann. Konkret: Santana, Simon & Garfunkel, Uriah Heep oder Nazareth, aber auch Deutschrock wie Can und Amon Düül.
Karl Dall sei dann schnell aus seinem Blickfeld verschwunden. Der Künstler, der einst Schüler und Studenten nicht nur unterhalten, sondern inspiriert habe, sei später „ehr peinlich gewesen“.