Herne. Klangkünstler trifft Videofilmer: Christof Schläger und Marcus Brockmeier wollen die Maschinenhalle Teutoburgia virtuell begehbar machen.
Gäste sind bei Christof Schläger in der Maschinenhalle normalerweise gerngesehen. Hin und wieder gibt der Klangkünstler ein Konzert in seinem Reich in Teutoburgia. Auch beim sommerlichen Licht-und Klang-Event „Licht an!“ auf seinem Gelände hat der eine oder die andere schon staunend den Lebens-, Arbeits- und Ausstellungsraum mit den imposanten Klangmaschinen entdeckt, die Schläger selbst baut und international zum Einsatz bringt. In Zeiten der Corona-Pandemie macht der Klangkünstler nun eine Begegnung auf Abstand möglich.
Besucher kann sich frei bewegen
Christof Schläger will zum virtuellen Rundgang durch die Maschinenhalle einladen. Ähnlich wie bei „Google Streetview“ sollen Besucher und Besucherinnen sich dann - auf dem Bildschirm - frei in der Halle mit ihren Klangskulpturen bewegen können, auch Probenraum und Atelier lassen sich auf diese Weise begehen.
Der besondere Clou: An bestimmten markierten Punkten passiert etwas. „Man kann dann zum Beispiel auf ein Instrument klicken, und dann wird ein kleiner Film abgespielt“ erklärt Schläger. Oder man sieht, wie das Instrument gebaut worden ist. 20 bis 30 solcher Stationen stellt er sich vor, die dann mit Videos, Bildern oder Hörbeispielen hinterlegt werden können.
Mehrfach zusammengearbeitet
Technisch bewanderter Partner des Projekts ist Marcus Brockmeier. Der Herner, selbst auch Musiker, betreibt als Fotograf und Videofilmer eine Agentur und kennt sich mit 360-Grad-Aufnahmen aus. Ein ähnliches Projekt hat er für bereits für Dirk Gerlachs „Second Hand Musicland“ realisiert. Schläger und Brockmeier haben schon mehrfach zusammengearbeitet und reichlich Material im Speicher. „Von den Videos und Interviews habe ich noch so viele Schnipsel übrig“, sagt Brockmeier. Diese für das gemeinsame Projekt zu verwenden, bot sich an.
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Mit etwas Glück bekommen die beiden Künstler ihr Vorhaben sogar finanziert. Die Projektidee haben sie beim Wettbewerb „Digital Leaders in Art Awards (DLAA)“ des Kunstversicherungsunternehmens Arte Generali eingereicht, den sie zufällig entdeckten. Ausgezeichnet werden sollen mit dem Preis innovative Ansätze der Digitalisierung im Kunstmarkt. Jetzt sind die Herner unter den sechs Nominierten. Was sie nun noch brauchen, ist die Unterstützung beim Voting im Internet . Die Chancen stehen nicht schlecht: Drei der sechs Nominierten winkt eine Förderung für die Realisierung ihres Projekts von bis zu 15.000 Euro.
Zeremonie ins Internet verlegt
Ob sie gewonnen haben, erfahren die Künstler am Donnerstag, 19. November, bei der „DLAA Award Zeremonie“, die eigentlich im Rahmen der Art Cologne live stattfinden sollte, doch wegen Verschiebung der Kölner Kunstmesse auf April 2021 ins Netz verlegt worden ist. Der Livestream der Zeremonie wird auf der Webseite der Art Cologne www.artcologne.de sowie auf www.artegenerali.com/de für die Öffentlichkeit ausgestrahlt.
Von der Förderung abhängig machen wollen sich Christof Schläger und Marcus Brockmeier aber nicht. „Wir haben das Material“, sagt Brockmeier. Er kann sich vorstellen, den virtuellen Raum mit bis zu 100 Stationen auszustatten und bei Bedarf auch zu erweitern.
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