Herne. Die Corona-Lage in Herne ist weiter angespannt. Die WAZ sprach mit der Stadt, dem DRK und der Bundeswehr über die Arbeit mit den Abstrichen.
Die Corona-Lage in Herne ist nach wie vor sehr angespannt. Oberbürgermeister Frank Dudda hat bei der Ratssitzung am Dienstag Einblicke in die Situation gegeben. Die WAZ hatte die Gelegenheit, mit der Stadt, aber auch mit Vertretern des Deutschen Roten Kreuzes und der Bundeswehr über die Arbeit mit den Abstrichen zu sprechen.
All jene, die in diesen beiden Bereichen eingesetzt sind, leisten seit Wochen Schwerstarbeit. Mohammad Alawad tut dies mit großer Lust. Auch solche Geschichten schreibt Corona: 2015 kam der heute 19-Jährige als Flüchtling aus Syrien nach Herne. Betreut wurde er damals vom Deutschen Roten Kreuz. Deshalb engagiert er sich nun ehrenamtlich beim DRK.
Mohammad Alawad hat auch in den Herbstferien bei den Abstrichen geholfen
Als Helfer gesucht wurden, die Abstriche nehmen, meldete sich der Schüler der Gesamtschule Wanne-Eickel. Herne war in der Pandemie nicht sein einziger Einsatzort. Als es im Frühjahr den großen Ausbruch in der Fleischfabrik des Tönnies-Konzerns gab, half Alawad dort. Hunderte Abstriche habe er dort gemacht, in Schichten von 14 bis 22 Uhr.
Auch in Herne haben er und die anderen Helfer spätestens seit Beginn der Herbstferien alle Hände voll zu tun. Im Schutzanzug und mit Maske – das sei anstrengend, auch wenn es jetzt nicht mehr so heiß wie im Sommer sei.
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Das Herner DRK stellt der Stadt insgesamt 20 Helfer für die Abstriche zur Verfügung, sagt Geschäftsführer Martin Krause im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Alle seien von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt für die Abstriche und von der Feuerwehr für das korrekte An- und Ausziehen sowie für die Entsorgung der Materialien geschult worden.
DRK allein hat seit Juli 5500 Abstriche vorgenommen
Für die Art und Weise, wie abgestrichen wird, gebe es Richtlinien des Robert-Koch-Instituts. „Wir wollen qualitative Abstriche machen“, so Krause. Und er liefert einen Anhaltspunkt, wie man die Qualität feststellen könne: „Wenn Tränen fließen, dann ist der Abstrich okay.“ Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass die Abstriche unangenehm sein können. Deshalb könne es sein, dass Erwachsene mehr Angst haben als Kinder, die nicht wüssten, was sie erwartet, so die Erfahrung von Mohammad Alawad.
Wie groß die Aufgabe ist, offenbart eine Zahl: Allein das DRK hat seit Juli rund 5500 Abstriche vorgenommen. Deshalb helfen inzwischen 35 Bundeswehrsoldaten aus den Standorten in Unna und Rheine. Diese brächten viel Erfahrung in diesem Bereich mit, denn es nähmen ausschließlich Sanitätssoldaten Abstriche, teilen Björn Möller und Frank Hillebrand mit. Die beiden Reservisten fungieren als Bindeglied zwischen der Herner Verwaltung und den Soldaten der aktiven Truppe. Die Sanitäter, die nun in Herne helfen, waren ebenfalls bereits im Rahmen des Tönnies-Ausbruchs im Einsatz.
Stadt hat nach einem ruhigen Sommer nun alle Reserven mobilisiert
Dass DRK und Bundeswehr in Rheda-Wiedenbrück Erfahrung mit dem Abstreichen von einer großen Personenzahl gesammelt hatten, war für Katrin Linthorst, Leiterin des Fachbereich Gesundheit bei der Stadt Herne, auch Anlass, bei ihnen um Hilfe zu bitten, als die Zahl der Infektionen in Herne in die Höhe schossen. „Wir hatten keine eigenen Ressourcen oder brauchten sie an anderer Stelle“, so Linthorst.
Nachdem im Sommer die Zahl der Neuinfektionen tagelang bei Null lag, seien mit dem rasanten Anstieg alle Reserven mobilisiert worden. Hinzu kommen die Arztpraxen und Krankenhäuser, die Abstriche vornehmen. Wann die Kapazitäten heruntergefahren werden können? Ungewiss.
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