Herne. Wer Husten, Schnupfen oder Fieber hat, kann samstags eine „Infektsprechstunde“ aufsuchen. Die diensthabende Praxis in Eickel hatte gut zu tun.

Der Herbst ist da, die Nase läuft. Wäre da nicht auch noch Corona … Damit Patienten mit Fieber, Husten und Heiserkeit nicht die regulären Sprechstunden der niedergelassenen Ärzte überrollen, hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL ) ein zusätzliches Angebot geschaffen: die Infektsprechstunde am Samstag. Zum dritten Mal war auch eine Praxis aus Herne am Start.

Von 9 bis 13 Uhr sollte die Infektsprechstunde dauern. Doch um 13 Uhr wartet am Samstag vor dem KiK in Eickel noch eine lange Schlange: etwa 20 Frauen und Männer, oft zu zweit, alle mit Mundschutz. Es wird halb drei, bis Dr. Mohammad Homayoun Farshbaf und seine Frau, Dr. Stephanie Homayoun Farshbaf-Kamphoff in ihrer Praxis an der Hauptstraße den letzten Patienten gesehen haben. „Wir haben um die 90 Abstriche gemacht“, sagt die Ärztin, die sich mit ihrem Mann die Arbeit aufgeteilt hat: „Ich habe die Patienten vorne angeschaut, mein Mann hat hinten die Abstriche gemacht.“

Nur ein Abstrich bringt Gewissheit

Notfallpraxis am EvK

Auch in der Notfallpraxis am Evangelischen Krankenhaus könnten an den Wochenenden Patienten mit Infekten der oberen Atemwege von Kranken mit anderen Beschwerden separiert werden, sagt Heike Achtermann, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.

Von den räumlichen Gegebenheiten sei dies dort möglich. „Da können auch Abstriche gemacht werden.“ Trotzdem sei es immer gut, vorher dort anzurufen (Rufnummer 116117).

Schnupfen, Halsschmerzen, Fieber: „Corona ist ein Chamäleon“, sagt die Medizinerin. Nur ein Abstrich bringe Gewissheit, ob sich auch hinter milden Symptomen nicht doch das Virus verstecke. Viele Patienten hätten auch von Kontakten zu Infizierten in den vergangenen Tage erzählt. Für das Ehepaar Homayoun Farshbaf, die sonst Verdachtsfälle gezielt einbestellen, hieß das auch: mehr als fünf Stunden Dienst in kompletter Schutzausrüstung.

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Der Arzt und die Ärztin sind zwei von weit über 300 Medizinern, die sich auf eine erste Abfrage der Kassenärztlichen Vereinigung gemeldet haben, berichtet KVWL-Sprecherin Heike Achtermann. Wie viele Mediziner in einer Stadt oder in einem Landkreis am Samstag öffnen, regeln die Bezirksstellen der KV. Eine Liste im Internet gibt Auskunft über die jeweiligen Praxen. In Herne war es am 10. und 17. Oktober jeweils eine Praxis. „Diese Tage waren noch nicht so frequentiert, wie im Vorfeld erwartet“, weiß die Sprecherin über den gesamten Einzugsbereich. Je nach Bedarf könne in den nächsten Wochen die Zahl der Ärzte angepasst werden.

Ärzte beachten Sicherheitsmaßnahmen

Ein Hausarzt beim Coronaabstrich, hier in Wesel.
Ein Hausarzt beim Coronaabstrich, hier in Wesel. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bei den zusätzlichen samstäglichen Infektsprechstunden seien die niedergelassenen Ärzte für alle Arten von Infekten gerüstet. „Da besteht immer eine Ansteckungsgefahr, auch bei einer Grippe“, sagt Heike Achtermann. Die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen würden beachtet, so dass auch Covid-Infizierte empfangen werden könnten. Nicht gedacht seien die Sprechstunden aber für Patienten, die „immer schon mal einen Corona-Test machen wollten“. Das sei eine Privatleistung und vorher telefonisch abzuklären. Für Wunschleistungen seien nicht immer die Kapazitäten da.

Für die Teilnahme an der Infektsprechstunde bekommen die beteiligten Praxen eine „Strukturpauschale“. Damit sollen die zusätzliche Arbeit von Arzt und Mitarbeiterinnen und der der erhöhte Desinfektionsaufwand abgegolten werden.

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