Ein Mann aus Herne erwürgt die Mutter seiner Kinder. Vor dem Landgericht spricht er von „großer Schuld“. Am Montag ist er verurteilt worden.
Herne. Die Mutter tot, der Vater im Gefängnis: Für zwei Kinder aus Herne hat die wohl schwerste Zeit ihres noch jungen Lebens begonnen.
Knapp sechs Monate ist es her, dass ihr Vater die Mutter erwürgt hat. Dafür ist der 40-jährige Pizzabäcker am Montag zu neun Jahren Haft verurteilt worden. „Die Tat hatte ihren Ursprung in einem seit vielen Jahren schwelenden Beziehungsstreit“, sagte Richter Josef Große Feldhaus bei der Urteilsbegründung des Bochumer Schwurgerichts.
Eltern beide tablettensüchtig
Es war die Nacht auf den 1. Mai 2020, als der Angeklagte in der Wohnung seiner langjährigen Lebensgefährtin an der Kolpingstraße in Wanne auftauchte. Er wollte eine vorübergehende Trennung, um sich in Therapie zu begeben, so die Richter. Sie gehen davon aus, dass der 40-Jährige seit Jahren drogenabhängig war. Auch an diesem Abend war er voll mit Medikamenten und Kokain.
Doch es gab Streit. Erst mit Worten, dann wurde gerangelt. Schließlich nahm der Angeklagte ein Messer, verletzte seine Partnerin am Hals. Danach brachte er sie zu Boden, legte ihr die Hände um den Hals und drückte zu. Minutenlang, bis ihr Herz aufhörte, zu schlagen. Die Mutter seiner Kinder hat sich verzweifelt gewehrt, hieß es im Urteil. „Sie hatte Todesangst“. Aber keine Chance.
Schwarzer Gurt im Taekwondo
Die 34-Jährige war nur 1,60 Meter groß, wog gerade mal 55 Kilo. Anders ihr Partner. Er war nicht nur größer und schwerer, sondern auch ein ehemaliger Kampfsportler. Im Taekwondo hatte er es bis zum schwarzen Gurt gebracht.
Dass er seine Partnerin umbringen wollte – daran hatten die Richter keinen Zweifel. „Wer eine bereits bewusstlose und damit handlungsunfähige Person minutenlang weiterwürgt, der will töten“, so Richter Große Feldhaus. Der Angeklagte hatte die Tat zwar gestanden, sich dabei aber auf einen Filmriss berufen. Er habe keine Erinnerung, was genau passiert sei. „Ich habe große Schuld auf mich geladen“, hatte er kurz vor der Urteilsverkündung allerdings noch einmal unter Tränen gesagt. „Ich wollte das nicht.“
Sohn war mit in der Wohnung
Der zweijährige Sohn war damals sogar mit in der Wohnung, als das Todesdrama seinen Lauf nahm. Die Richter gehen allerdings davon aus, dass der Junge geschlafen und deshalb nichts mitbekommen hat. Nach der Tat hatte der Angeklagte Decken auf die Leiche geworfen und seine Schwestern angerufen. Kurz darauf war er in der Wohnung festgenommen worden.
Wegen seiner Tabletten- und Kokainsucht muss der 40-jährige Herner einen Teil der Haftstrafe in einer geschlossenen Therapieeinrichtung verbringen. Das Urteil lautet auf Totschlag.