Herne. Die Gewerkschaft Verdi hat für Mittwoch in Herne zum Warnstreik aufgerufen - und stößt damit neben Kritik auch auf viel Zustimmung.

Die Gewerkschaft Verdi ist mit ihrem Aufruf zum Warnstreik für Mittwoch in Herne auf Kritik aber auch viel Zustimmung gestoßen. Neben der Müllabfuhr, Sparkasse, den Stadtwerken, Bädern, dem Jobcenter und der Stadtentwässerung ist auch die Stadtverwaltung mit allen städtischen Kitas betroffen.

Besonders im Internet stößt dieser Schritt bei einigen Nutzern, unter anderem Eltern, auf Unverständnis. So schreibt etwa Nina Dorobeck auf der FB-Seite der WAZ: „Ganz ehrlich, mir geht echt der Hut hoch! Es gibt Menschen in diesem Land, die seit März in Kurzarbeit stecken, die ihre Firmen schließen mussten, und/oder komplett arbeitslos sind. Aber in der Stadtverwaltung wird gestreikt ...Tach auch“ - und bekommt für diesen Post viel Zustimmung.

Stadtelternrat zeigt Verständnis für Verdi-Warnstreik

Der Vorsitzende des Stadtelternrates, Andreas Gerdesmann, spricht von einem geteilten Stimmungsbild bei den Eltern. Viele hätten ihre freien Tage während des Lockdowns bereits für die Kinderbetreuung daheim aufgebraucht und seien natürlich nicht froh, nun die Kinder wegen eines Warnstreiks wieder nicht in die Kita schicken zu können. Gleichzeitig spüre er aber auch viel Verständnis. „Jeder hat gemerkt, wie wichtig diese Berufe sind“, sagt er. „Es ist aber nicht viel angekommen von dem, was in schwierigen Corona-Zeiten angekündigt wurde.“

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SPD-Ratsmitglied Patrick Steinbach ist selbst als Vater von sechs Kindern von den Streiks im öffentlichen Nahverkehr und bei den Kitas betroffen. Als Vertrauensleutesprecher von Verdi bei der Bogestra unterstreicht er dennoch die Notwendigkeit des Warnstreiks - auch während der Corona-Pandemie. „Das Problem, warum Verdi streikt, ist nicht erst zu Corona-Zeiten entstanden“, betont er. Im Nahverkehr gebe es beispielsweise einen Nachholbedarf von 20 Jahren.

Stay@Home-Streik von Verdi wegen Corona

Verdi habe bereits im Juni/Juli ein Angebot gemacht, damit es gar nicht erst zum Streik komme. Doch die Arbeitgeber hätten dies mit dem Verweis auf leere Kassen abgeblockt. „Ich hätte mir von den Arbeitgebern mehr Kreativität gewünscht“, so Steinbach. Es gehe dabei um die Menschen, für die während der Haupt-Corona-Phase applaudiert worden sei, jetzt solle auch monetär etwas folgen, so der SPD-Mann, der seit 1999 in der Gewerkschaft aktiv ist.

„Corona und Streik passen gut zusammen“, sagt Steinbach und verweist auf einen anderen Aspekt: „Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens in Herne wird von größeren Kundgebungen und Aktionen anlässlich des Streiks abgesehen“, teilt Verdi mit. „Kleine Gruppen werden stellvertretend zur Kundgebung nach Bochum (Bergbaumuseum) eingeladen, um dort die streikenden Herner Belegschaften zu repräsentieren.“

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