Herne. Die Nachfrage nach einer Grippe-Impfung ist in Herne deutlich erhöht. Wegen der Corona-Pandemie möchten sich auch junge Leute impfen lassen.

Die Nachfrage nach einer Grippe-Impfung ist in diesem Jahr in Herne deutlich gestiegen. Wegen der Corona-Pandemie hatte unter anderem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Menschen dazu aufgerufen, sich gegen die Influenza impfen zu lassen. „Im Vergleich zu den Vorjahren kommen viel mehr Patienten zu uns, die aktiv nach einer Impfung fragen“, sagt Allgemeinmediziner Dr. Roman Voß.

Ob der Grippe-Impfstoff schon da ist, sei in diesem Jahr das Erste, was die meisten Patienten fragten. Seit etwa zwei Wochen kann Dr. Voß die Frage bejahen und fühlt sich mit insgesamt rund 1000 bestellten Impfdosen auch gut ausgestattet. Er befürwortet die große Nachfrage: „Ich bin als Schulmediziner ein Fan davon, sich impfen zu lassen“, sagt er. Er beobachtet in seiner Praxis, dass die Menschen im Zuge der Corona-Pandemie sensibilisiert sind für das Thema und er sie nicht erst auf eine Grippe-Impfung aufmerksam machen müsse.

„Für ein paar Tage reicht der Impfstoff noch“

In den Vorjahren habe er routinemäßig Ältere gegen die Influenza geimpft, das mache er in diesem Jahr natürlich auch. „Es kommen aber mehr Jüngere, die aktiv den Arztkontakt suchen und sich in diesem Jahr zum ersten Mal impfen lassen wollen.“ Da er ausreichend Impfstoff vorrätig habe, komme er jedem Impfwunsch nach. Sollte der Impfstoff knapper werden, müssten die Risikogruppen bevorzugt werden. Im Moment bestehe diese Begrenzung aber bei ihm noch nicht.

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Anders sieht das in der Praxis von Internistin Andrea Reimann aus: „Im Vergleich zum letzten Jahr haben wir schon deutlich mehr Impfdosen verabreicht“, beobachtet auch sie. Das führt dazu, dass der Impfstoff bald knapp wird: „Für ein paar Tage reicht es noch, dann müssen wir auf Nachschub warten“, so Andrea Reimann. Geimpft wird deshalb bei ihr nur noch, wer bereits einen Impf-Termin hat.

Die vorbestellte Nachlieferung verzögere sich auf nicht absehbare Zeit. „Wir müssen die Patienten vertrösten, wir müssen auf neue Impfstoffe warten“, bedauert sie. Eigentlich sei jetzt die beste Zeit zum Impfen. Sie hofft, dass sich die Lage in zwei bis drei Wochen wieder bessert, wisse dies aber nicht sicher. „Vor allem in diesem Winter ist das nicht schön“, sagt Andrea Reimann. Gerade die Risikopatienten wolle sie impfen, damit nicht eine Influenza- und Covid-19-Erkrankung zusammenfiele. „Ich impfe aufgrund der Knappheit des Impfstoffes nur die Risikogruppe.“

Viele Erstimpfer gegen Influenza

„Eine deutlich höhere Nachfrage“ verzeichnet auch die Praxis von Dr. Uwe Wellbrock. „Es sind viele Erstimpfer dabei, viele Jüngere“, beobachtet der Allgemeinmediziner. „Wir haben gut 20 Prozent mehr Impfstoff bestellt als in den Vorjahren“, sagt er. Dafür habe seine Praxis sich extra einen zweiten großen Kühlschrank zugelegt, um den Impfstoff in größeren Mengen kühl lagern zu können. Noch sei genügend Impfstoff vorhanden, wie das im November aussehe, wisse er nicht.

Eigentlich befürwortet er eine Impfung von möglichst vielen Menschen, um die Hausarztpraxen im Winter nicht voller Grippe-Patienten zu haben. Aber die Kassenärztliche Vereinigung sehe das anders und habe die Ärzte um Augenmaß bei der Impfung gebeten. Bisher habe er aber noch niemandem die Impfung verweigert, der sie wünsche. Aber in diesem Jahr sei die Nachfrage schon sehr früh groß.

Impfung zu einem späteren Zeitpunkt

Diese Beobachtung macht auch Dr. Heinz Johann Struckhoff: „Wir haben mehr verimpft und schneller als in den vergangenen Jahren – obwohl wir es nicht beworben haben.“ Er findet es schwierig, wenn Politiker alle Menschen zur Impfung auffordern, dafür aber gar nicht ausreichend Impfstoff da ist. Auch die frühe Impfung schon jetzt im September, sieht er kritisch: „Der höchste Schutz ist drei bis fünf Wochen nach der Impfung“, sagt er. Danach nehme er schon wieder ab. Er selbst würde deshalb einen späteren Zeitpunkt für die Impfung empfehlen - ohne sicher sagen zu können, ob dann noch ausreichend Impfstoff vorhanden ist.

Eine Hoffnung aber bleibt Dr. Struckhoff in jedem Fall: „Ich glaube, wir werden in diesem Jahr durch den Mundschutz insgesamt nicht so viele Grippe-Kranke haben.“

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