Herne. Malerei, Skulpturen, Fotos und Mixed Media: So tritt die Herner Kuboshow auch im Internet auf. 2100 Arbeiten sind jetzt schon online.

Die Kuboshow in Coronazeiten? „Ein Riesenaufwand, hohe Kosten und ganz wenige Besucher.“ Als dem Kuboshow-Veranstalter Holger Wennrich das klar wurde, war der Schritt zur digitalen Kunstmesse nur noch ein kleiner. „Only Online“ heißt es nun tatsächlich zum gewohnten Zeitpunkt am ungewöhnlichen Ort, nämlich im Internet. 116 Künstlerinnen und Künstler präsentieren sich seit Wochenbeginn auf
www.kuboshow.de
mit 2100 Arbeiten. Vom 2. Oktober, 18 Uhr, bis 4. Oktober darf gekauft werden.

Gegenständliche Malerei dominiert: Julia Drahmanns „Wasserpistole“ (Öl auf Leinen)
Gegenständliche Malerei dominiert: Julia Drahmanns „Wasserpistole“ (Öl auf Leinen) © Unbekannt | Kuboshow

Kunstmesse als sinnliches Erlebnis

Ausgerechnet die 25. Ausgabe der als „Kunstbombe“ gestarteten Messe in den Flottmann-Hallen wird nun ganz anders: Kein Gedränge zwischen den Stellwänden, kein Smalltalk, kein Spontankauf. „Ich habe an online nie geglaubt“, sagt Holger Wennrich, „weil Kunst ein sinnliches Thema ist.“

Doch die Kunstmesse ganz ausfallen zu lassen, kam für ihn ebensowenig in Frage, schon wegen der Künstler, die von der Pandemie genug gebeutelt sind. So wechselte Wennrich in die virtuelle Ausstellungshalle, in der wenigstens keine Raumnot herrscht. Während er sonst zusehen muss, dass er 100 Künstlerinnen und Künstler in den fünf Hallen unterbringt, sind es jetzt mehr Teilnehmende mit mehr Werken.

Auf die Auswahl der Arbeiten haben die Online-Präsentation keinen Einfluss gehabt. „Überwiegend gegenständliche Malerei, dazu Skulpturen, Fotos und Mixed Media“: So sieht auch bei „Only Online“ die bewährte Mischung aus, die Wennrich gern als „Pralinenschachtel“ bezeichnet.

Dass die zweidimensionale Darstellung auf dem Computer oder Tablet der dreidimensionalen unterlegen ist, steht für den Ausstellungsmacher außer Frage. Er denkt da an die Skulpturen, vom kleinen Holzmonster von Daniela Schönemann bis zur lebensgroßen Figur eines Roger Löcherbach, von deren Größe sich ein Online-Betrachter leicht ein falsches Bild mache. Und manche Technik lasse sich gar nicht abbilden: Lars Plessentins Arbeiten beispielsweise - hintereinander geschobene farbige Glasplatten, die bei bestimmtem Lichteinfall auch noch an den Rändern leuchteten.

Flavio Apel, „Maria“, Bleistift auf Papier: mit 6900 Euro eine der teuersten Arbeiten.
Flavio Apel, „Maria“, Bleistift auf Papier: mit 6900 Euro eine der teuersten Arbeiten. © Unbekannt | Kuboshow

Verzicht auf gedruckten Katalog

Wer einen bestimmten Künstler sucht, hat es sogar leichter in diesem Jahr. Alphabetisch geordnet, präsentieren sich die Teilnehmenden auf der Internetseite mit kurzer Vita sowie allen verkäuflichen Arbeiten, während die Kataloge sonst lediglich ausgewählte Werke zeigten.

Die üblichen Verdächtigen fehlen auch 2020 nicht. Katarina Strak und ihre Blicke durch verregnete Autoscheiben sind beliebt, auch Patrick Fauck und seine Lithographien sind verlässlich dabei. „Manche Kunden kommen nur wegen Adam Michnia“, erzählt Wennrich, andere fragten ausschließlich nach Matthias Thoma, der mit Prachtlibellen und Honigbienen auch dieses Jahr wieder Naturthemen besetzt, oft mit Öl auf Holz. Auch Spoxos verschwommene Strandminiaturen mit Titeln wie „Er Bier, sie Fashion“ haben zahlreiche Fans.

Während diese für gut 100 Euro schon zufrieden zu stellen sind, bewegt sich ein Künstler wie Flavio Apel im oberen Preissegment. 6900 Euro kostet seine „Maria“, eine bis in die Spitze der Bluse detailversessene Bleistiftzeichnung einer jungen Frau mit bizarrem Getier auf dem Löffel. Erfahrungsgemäß seien Kuboshow-Käufer bereit, um die 1500 Euro auszugeben, weiß Wennrich aus Erfahrung.

Am liebsten wieder analog

Ob das bei „Only Online“ ähnlich sein wird oder das Internet noch ganz andere Käufer zieht, weiß er nicht. „Ich rechne mir nicht die ganz großen Chancen aus“, sagt er, „aber es ist auf jeden Fall einen Versuch wert.“ Gleichzeitig steht für ihn fest: Wenn es Corona wieder zulässt, darf der digitale „Notnagel“ gerne wieder vom echten Leben abgelöst werden.