Herne. . Der neue SPD-Vorschlag zum Umbau der Bochumer Straße in Herne sorgt für Zündstoff – nicht nur zwischen den Parteien, sondern auch innerhalb der SPD. Heute soll im Rathaus Herne über den Vorstoß abgestimmt werden. Die CDU signalisiert Zustimmung.
Kurzer Rückblick: Seit Jahren wird über den Umbau diskutiert. Ein Ingenieurbüro hatte drei Varianten vorgelegt, eine vierspurige und zwei zweispurige Lösung, mal mit kleineren, mal mit deutlichen Verbesserungen für Radfahrer. Kostenpunkt: zwischen 539 000 und 3,66 Mio Euro. Die SPD-Fraktion hat nun eine vierte Variante ins Spiel gebracht: Straßenbahnschienen und Kopfsteinpflaster sollen raus, dieser Bereich soll durch eine neue Fahrbahndecke ersetzt werden. Der Verkehr also soll weiter vierspurig fließen, ein weiterer Ausbau, etwa für den Radverkehr, erst dann erfolgen, wenn Landesmittel fließen. Kostenpunkt: mehrere hunderttausend Euro. Diese Version verursache weniger Lärm, die Verkehrssicherheit werde erhöht, so die SPD (die WAZ berichtete).
Rennstrecke für Autos
Bündnis 90/Die Grünen, der ehemalige Kooperationspartner im Rat, reagiert nicht amüsiert. Eine vierspurige Lösung gehe gar nicht, sagt Grünen-Fraktionschefin Dorothea Schulte auf Anfrage der WAZ. Würden diese Pläne umgesetzt, würde die Bochumer Straße – vor allem während des geplanten Umbaus der A43 – zur Rennstrecke für Autos. Mehr, nicht weniger Lärm wäre die Folge, auch weniger statt mehr Verkehrssicherheit. Eine zweispurige Straße, das bestätigten Verkehrszählungen, reiche völlig aus, meint Schulte. Der dadurch neu gewonnene Raum sollte für den Radverkehr und mehr Grünanlagen genutzt werden. Da dieser Umbau kurz- und mittelfristig nicht möglich sei, böte sich eine Zwischenlösung an: Stilllegung der Fahrspur mit Kopfsteinpflaster und Abmarkierung des Radstreifens, so Schulte weiter.
Gesprächsbedarf
Die Politik wird den Vorschlag heute im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung diskutieren, Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 16 Uhr (Rathaus Herne, Raum 214). Dort hat der SPD-Vorstoß gute Chancen. Die CDU, sagt Fraktionschef Markus Schlüter auf Anfrage der WAZ, habe noch Gesprächsbedarf, könne sich eine Zustimmung aber vorstellen. Voraussetzung: Die Einrichtung eines Radweges werde für die Zukunft festgeschrieben.
Gespannt sein darf man auch auf das Abstimmungsverhalten von Ulrich Syberg. Der SPD-Ratsherr, Mitglied in dem Ausschuss, ist ADFC-Chef in Deutschland. In dieser Funktion, sagt er gegenüber der WAZ, sei er für die Einrichtung eines separaten Radweges auf der Bochumer Straße. Und als SPD-Vertreter in dem Ausschuss? Wie er abstimmen, ließ er noch offen.
ADFC entsetzt
Entsetzt reagiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) auf den SPD-Vorschlag zum Umbau der Bochumer Straße. In erschreckender Weise sei er eine Missachtung der Bürger in ihrem Bemühen, durch Veränderungen im Mobilitätsverhalten Herne umweltfreundlicher zu machen, kritisiert Christian Ehrecke, ADFC-Chef in Herne.
Die Stadt, sagt er, sei Mitglied der AGFS – der Arbeitsgemeinschaft Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt –, deshalb müsse der Radverkehr gefördert werden. Das Anlegen eines Radweges auf der Bochumer Straße passe da hervorragend ins Bild. Deshalb fordert der ADFC die Politik auf, sich für eine Beibehaltung der Radverkehrsförderung, hier konkret durch die Einrichtung eines Schutzstreifens für den Radverkehr, stark zu machen, so Ehrecke weiter.
Der Vorschlag des Clubs: In jede Fahrtrichtung sollte eine Spur für Kraftfahrzeuge geschaffen und auf der Straße ein Schutzstreifen für den Radverkehr abmarkiert werden. In der Mitte der Bochumer Straße könnte zudem eine Zone ohne Verkehr entstehen. Dieser Vorschlag, wirbt Christian Ehrecke, diene der Verkehrssicherheit, sei schnell umzusetzen und kostengünstig.