Herne. Der Ex-Chef der FuK Herne steht seit Mittwoch vor Gericht. Er soll 150.000 Euro veruntreut haben. Ohne Geständnis drohen ihm über drei Jahre Haft.
Der ehemalige Geschäftsführer (51) der Familien- und Krankenpflege e.V. Herne (FuK) muss sich seit Mittwoch, 12. August, wegen Untreue vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Zum Prozessauftakt vor der 13. Wirtschaftsstrafkammer musste sich der Ex-Vorstand schwere Vorwürfe anhören. „Sie haben den Verein ausgenommen wie eine Weihnachtsgans“, sagte Staatsanwalt Jörg Maleck.
Die Anklage wirft dem Ex-Geschäftsführer vor, in der Zeit vom 10. Januar 2014 bis zum 9. September 2018 das Vermögen der FuK um mindestens 144.728,28 Euro geschädigt zu haben. So soll der Angeklagte unter anderem „regelmäßig und in großem Umfang“ die vereinseigene Kreditkarte „zur Bezahlung privater Zahlungsverpflichtungen und zur privaten Bargeldbeschaffung“ missbraucht haben. Außerdem soll er in Serie für private Urlaubsreisen, Flüge, Bundesligakarten, Haushaltsgegenstände, Armbanduhren und Anziehsachen den Verein bezahlen lassen haben.
Angeklagter soll sein Gehalt aufpoliert haben
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Laut Anklage ließ er sich über Amazon unter anderem eine Waschmaschine, eine Spülmaschine und zwei Taschenfederkernmatratzen zu sich nach Hause in Oer-Erkenschwick liefern. Um die von einer Vielzahl von FuK-Mitarbeitern offensichtlich als privat eingestuften Warenbestellungen zu erklären, „erzählte der Angeklagte wahrheitswidrig, seine Geschäftsführervertrag berechtige ihn auch zum Bezug von Sachzuwendungen“, heißt es in der Anklageschrift.
Darüber hinaus soll der 51-Jährige nach dem Ausscheiden dreier Vorstandsmitglieder ab Mitte 2017 den Verein praktisch alleine geführt und dabei unter anderem mit einem fingierten Vorstandsbeschluss sein Gehalt von 7500 Euro auf 9000 Euro monatlich aufpoliert haben. Weitere dreiste „Selbstbedienungen“, die die Anklageschrift aufzählt: Der 51-Jährige soll das Catering für eine angebliche Vorstandsitzung „auf dem Parkplatz der FuK in Empfang genommen, in seinen Pkw verbracht und in seinem Haus für seine private Geburtsfeier verwendet haben“. Obendrein soll er mithilfe einer verschleierten Rechnung am privaten Kleinwagen seiner Frau auf Fuk-Kosten eine Rückfahrkamera, Subwoofer und ein Radio für 2000 Euro einbauen lassen haben.
„150.000 Euro Schaden sind für uns keine Peanuts“
Richter Carsten Schwadrat signalisierte dem Angeklagten zum Auftakt, dass eine Bewährungsstrafe – Stand jetzt – für ihn am Ende nahezu ausgeschlossen, weil nicht vertretbar sei. „150.000 Euro Schaden sind für uns keine Peanuts“, sagte Richte Schwadrat. Im Falle eines Geständnisses und bei geleisteter Schadenswiedergutmachung könnte für ihn am Ende eine Haftstrafe im Bereich von zwei Jahren und drei Monaten bis zu zwei Jahren und neun Monaten herauskommen. Ohne Geständnis könnte er am Ende auch durchaus bei drei Jahren und neun Monaten Haft landen. Das Gericht erwarte von dem Ex-FuK-Geschäftsführer bis Freitag eine Entscheidung, wie und ob er sich zu den Untreue-Vorwürfen positioniert.
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