Herne. Open-Air-Konzert vor der Hülsmann-Brauerei am Eickeler Markt. Patric Siewert trat dort mit Matthias Beckmann, Wilm Flinks und Liam Stevens auf
Endlich wieder Jazz live: Vor der Kulturbrauerei Hülsmann unternahm am Freitagabend bei bestem Sommerwetter Bassist Patric Siewert zusammen mit Trompeter Matthias Beckmann, Wilm Flinks am Schlagzeug und Pianist Liam Stevens aus London als Gast unter dem Motto "Slam feat" einen Ausflug in die Welt des Jazz.
Blechbläser in der Plexiglaskabine
„Schön, wieder ein paar Leute zu sehen. Vielen Dank fürs Kommen, besonders in der Corona-Zeit“, begrüßt Patric Siewert sein Publikum. Und damit auch Matthias Beckmann als Blechbläser bei diesem Open-Air trotz Corona-Auflagen mit von der Partie sein kann, spielt er vor den anderen Musikern stehend und durch eine „Aerosolschutzkabine“ aus Plexiglas von den Zuhörern getrennt.
Doch das tut der Spielfreude der vier Vollblutmusiker keinen Abbruch, die Akustik leidet auch nicht darunter. Sehr melodiös stimmt Trompeter Matthias Beckmann die Melodie von Johnny Greens „Out of nowhere“ an, einem beliebten Jazzstandard, begleitet vom weichen Fluss der Band. Nach und nach wird der Sound flippiger; ein sanft pulsierender Off beat, der Fahrt aufnimmt.
Nachtclubatmosphäre am Eickeler Markt
Schnell, voll vital pochender Unruhe ist dagegen Jerome Kerns „All the things you are“. Gellend steigert sich Beckmanns Trompetenthema, Siewerts Bass und die dezenten Akzente von Schlagzeuger Wilm Flinks lassen Nachtclubatmosphäre aufkommen. Dann übernimmt Liam Stevens mit einem schnellen, flippig-flirrenden Klavierthema die Führung, mit einem kurzen Trommelsolo von Wilm Flinks. Die Stimmung des lauen Sommerabends greifen die Musiker mit Nacio Herb Browns Bossa nova „You stepped out of a dream“ auf. Auch hier fesselt Matthias Beckmann durch seine bei gestochen klarer Intonation ungemein weiche Formgebung und die runden, satten Klänge seiner fließenden Melodie. In Oscar Hammersteins „Softly as a morning sunrise“ aus der Operette „The New Moon“ von 1928 fesselt Beckmann durch durch den forsch-zupackenden Charakter seiner Interpretation über den schwungvollen punktierten Rhythmen. Das sehr bewegte Klangbild gestalten die vier Musiker ungemein dicht und expressiv, die Zuhörer antworten mit spontanem, begeistertem Applaus; sogar ein kleiner Hund bellt „Bravo“.
Zuhörer in romantische Jazzwelten entführt
Auch nostalgische Balladen stehen auf dem Programm des wundervoll harmonierenden Quartetts. Voll subtiler Unruhe setzt Pianist Liam Stevens ein in Jimmy van Heusens 1944 geschriebenem Song „It could happen to you“. Ein Bassriff von Patric Siewert setzt ebenso markante Akzente wie Schlagzeuger Wilm Flinks. Ganz selbstvergessen träumt Beckmanns Trompetenmelodie in der durch Frank Sinatra populär gewordenen Ballade „Stella by Starlight“ von Dexter Gordon vor sich hin, zum leise-verhaltenen, fast zärtlichen Grooven von Patric Siewert, das die Zuhörer in romantische Jazzwelten entführt.
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