Herne. Für das siebte Kind einer Herner Familie hat Bundespräsident Steinmeier nun die Patenschaft übernommen. So sieht der Alltag der Familie aus.

Langweilig wird es bei Familie Deck/Ailland nie: Morgens um vier, halb fünf sind schon die ersten auf den Beinen. Einige zahnen, andere sind einfach so früh wach – bei acht Kindern ist immer was los. Söhnchen Ben ist mit einem guten halben Jahr der Jüngste in der Patchwork-Familie. Als siebtes Kind von Nathalie Deck kommt ihm eine besondere Ehre zu: Denn für das siebte Kind einer Familie übernimmt der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Ehrenpatenschaft.

Stellvertretend für ihn überreicht Oberbürgermeister Frank Dudda die Patenschaftsurkunde und das Patengeschenk. „Kinder sind wichtig für unsere Gesellschaft und wir freuen uns, so viele Kinder in unserer Stadt zu haben“, betont Frank Dudda. Mit der Ehrenpatenschaft bringe der Bundespräsident die besondere Verpflichtung des Staates für kinderreiche Familien zum Ausdruck.

Familie erhält Patenschaftsurkunde und Autogrammkarte von Steinmeier

Als Patengeschenk überreicht Dudda der Familie einen Gutschein über 500 Euro. Außerdem erhalten sie Blumen, eine Tüte voller Spielzeug und die Patenschaftsurkunde mit einer Autogrammkarte von Frank-Walter Steinmeier. Der kleine Ben nimmt den ganzen Trubel um ihn eher gelassen hin. „Die Kinder sind alle pflegeleicht“, sagt Vater Kay Ailland, der gebürtig aus Witten stammt, aber seit 1987 in Herne lebt.

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Manchmal gebe es Streit, aber das sei normal. Insgesamt lebt das Paar mit acht Kindern unter einem Dach. Moment, acht? Ben ist doch der Siebte. Verzählt haben sie sich natürlich nicht. Die Erklärung ist ganz einfach: Der 44-jährige Garten- und Landschaftsbauer brachte ein Kind mit in die Beziehung, die 37-jährige Arzthelferin zwei. Ihre gemeinsamen fünf – Leonie (10), Celine (9), Fiona (8), Fabienne (2) und Ben – sind mit in den Ratssaal gekommen. „Die Großen – Laura (15), Norman (17) und Florian (18) – haben sich nicht so getraut“, verrät Nathalie Deck, die gebürtig aus Karlsruhe kommt.

Corona-Krise stellte Familie vor eine Herausforderung

Für die Großfamilie ist das Leben nicht immer einfach: „Wir suchen dringend eine andere Bleibe.“ Aktuell wohnt die Familie in Herne-Mitte zur Miete in einem Altbau, um den sich keiner richtig kümmert. „Eine große Wohnung mit vielen Zimmern zu finden, ist nicht einfach.“ Mindestens sechs Zimmer müssten es sein.

Die Corona-Krise hat die Familie vor besondere Herausforderungen gestellt. „Als das Hamstern los ging, war das für uns eine Katastrophe“, sagt Nathalie Deck. Toilettenpapier, Küchenrolle, Mehl, Nudeln in ausreichender Menge zu bekommen, fast unmöglich. „Pro Woche gehen bei uns fünf, sechs große Brote durch“, ergänzt Kay Ailland.

Bis auf die Kleinen sind alle schulpflichtig. „Wir haben um zehn angefangen mit den Hausaufgaben, als die Schulen zu waren“, sagt Nathalie Deck. Alles spielt sich am Esszimmertisch ab, denn eigene Schreibtische haben die Kinder nicht. „Wir wechseln uns dabei ab, denn fünf, sechs Stunden schaffen wir nicht am Stück.“

Die Großen helfen den Kleinen

80.000 Ehrenpatenschaften

Die Ehrenpatenschaft hat in erster Linie symbolischen Charakter und soll dazu beitragen, das Sozialprestige kinderreicher Familien zu stärken.

Seit 1949 wurden über 80.000 Ehrenpatenschaften übernommen. Ben ist der zweite Herner.

Wer Familie Deck/Ailland mit Kleiderspenden für die Kinder oder bei der Wohnungssuche unterstützen möchte, kann sich per Mail bei Nathalie Deck unter nathalie-deck@web.de melden.

Aber auch zu normalen Zeiten gibt es bei Familie Deck/Ailland viel zu tun. „Ich habe zig Kalender und Pinnwände, um alles im Blick zu halten“, verrät Mama Nathalie und lächelt. Die Großen helfen den Kleinen, alle packen im Haushalt mit an. „Manchmal ist es anstrengend mit so vielen Geschwistern. Wenn alle laut sind, bekomme ich Kopfschmerzen“, gesteht Leonie. „Aber das Tolle ist, dass ich immer jemanden zum Spielen habe.“

Da Nathalie Deck in Elternzeit und Kay Ailland aktuell auf Arbeitssuche ist, ist die finanzielle Situation eine Herausforderung. „Die Kinder würden so gerne mal in einen Freizeitpark“, sagt Nathalie Deck. Da waren sie noch nie. Aber finanziell sei dies nicht drin. Frank Dudda verspricht: „Wir schauen mal, ob wir ihnen so einen Ausflug nicht ermöglichen können.“

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