Herne. Viele Herner Betriebe stöhnen in der Corona-Krise. Nicht so die Markthändler: Sie sind die Gewinner der Pandemie. Und hoffen, dass das so bleibt.

Die Markthändler in Herne sind die Gewinner der Corona-Krise: Vor allem in den ersten Wochen des Lockdowns erledigten viele Herner einen Großteil ihrer Einkäufe auf den Wochenmärkten. Das könne gerne so bleiben, sagen sie.

Gerade in der ersten Zeit der Corona-Pandemie habe ihr Fischgeschäft sehr von der Lage profitiert, sagt Ulrike Odermann: „Wir waren jeden Tag ausverkauft.“ Gekauft werde eigentlich alles – im Mai die Maischollen, aktuell frischer Matjes, und sobald es warm sei, Mittelmeerfische. „Der Markt ist eigentlich immer gut besucht, und über die Zeit sind hier und in Sodingen zwei neue Händler dazugekommen“, berichtet sie. Viele Menschen kauften jetzt halt lieber auf dem Markt ein, weil sie dort an der frischen Luft und die Abstände größer seien – trotz Maskenpflicht und Spuckschutz.

Ulrike Odermann glaubt, dass der Trend zum verstärkten Einkauf auf den Wochenmärkten anhält: „Auch, weil die Leute jetzt mal gesehen haben, wie frisch unsere Waren sind.“ Einen solch’ frischen Fisch, sagt sie mit Verweis auf ihre Auslage, „bekommt man doch sonst nicht.“

Herne: Vor allem jüngere Menschen seien gekommen

So voll wie in den 60ern: Obst- und Gemüsehändler Ralf Preker.
So voll wie in den 60ern: Obst- und Gemüsehändler Ralf Preker. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Das meint auch Ralf Preker vom Obst- und Gemüsestand Mintel: „Uns haben alle Kunden bestätigt, dass unsere Waren viel frischer sind als im Supermarkt.“ Seine Erdbeeren hole er nachmittags vom Bauern in Dorsten frisch vom Feld ab und verkaufe sie morgens auf dem Markt. Da könne kein Supermarkt mithalten.

In den ersten Wochen, so der Händler, seien Menschen gekommen, „die wir sonst nie sehen“. Vor allem Jüngere seien gekommen. Menschen, die im Homeoffice gewesen seien und Zeit gehabt hätten zum Kochen und die nicht, wie sonst üblich, mittags schnell irgendwo etwas essen gegangen seien. „Mein Vater meinte, dass es so voll war wie in den 60ern“, sagt er. Und: „Da war jeden Tag Samstag.“ Mittlerweile normalisiere sich die Lage aber wieder.

Hamsterkäufe haben etwas nachgelassen

Linke scheiterten mit Gebühren-Verzicht

In der letzten Sitzung des Rates vor der Sommerpause schlugen die Linken Ende Juni vor, den Markthändlern die Gebühren von Mai bis Dezember zu erlassen. Ein Grund seien ihre erheblichen Einnahmeausfälle während der Pandemie. Die Mehrheit lehnte das ab – mit Verweis darauf, dass die Marktleute nicht die Verlierer, sondern die Gewinner in der Corona-Krise seien.

In Herne gibt es acht Wochenmärkte: in Mitte (Friedrich-Ebert-Platz, Dienstag und Freitag), Sodingen (Mont-Cenis-Platz, Mittwoch und Samstag), Horsthausen (Langforthstraße, Donnerstag), Eickel (St. Jörgens-Platz, Dienstag und Freitag), Wanne-Nord (Wanner Markt, Freitag), Wanne-Süd (Steinplatz, Samstag), Röhlinghausen (Marktstraße, Donnerstag) und Wanne-Mitte (Buschmannshof, Mittwoch).

Das sagt auch Janine Johannes von Kartoffel Sieg: „Die Hamsterkäufe haben etwas nachgelassen.“ Zu Beginn der Krise hätten die meisten Kunden vor allem die alte Ernte gekauft, weil sie Lebensmittel wollten, die möglichst lange halten. Aktuell gebe es nur noch frisch geerntete Kartoffeln. Auch sie hofft aber auf eine weiterhin größere Kundschaft als früher: „Ich glaube, dass sich viele im Supermarkt immer noch nicht wohl fühlen.“ Dort seien einfach zu viele auf einen Haufen, und an die Abstände hielten sich auch immer weniger.

Während Lebensmittel verstärkt nachgefragt wurden als vor der Pandemie, so gab es bei Textilhändler Jaswaend Singh nach seinen Angaben keine größere Nachfrage: „Ich habe vor allem ältere Kunden“, berichtet er. Und die kauften immer ähnlich ein. Auch Bernhard Kufel habe nichts hinzugewonnen. Er verkauft Rosen, die er selber züchtet. „Es war leider viel zu warm für die Rosen, so dass ich 50 Prozent der Pflanzen eingebüßt habe“, erzählt er. Trotzdem seien beide zufrieden – und würden sich freuen, wenn der Trend, dass auf dem Markt verstärkt eingekauft wird, auch nach Corona anhält.

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