Herne. Aus der Not geboren, aber eine reizvolle Lösung: Jörg Lippmeyer inszeniert seine Ausstellung jetzt in seinem Garten in Röhlinghausen.
Jörg Lippmeyer hatte schon alles für die Eröffnung seiner Ausstellung in der Hülsmann-Brauerei vorbereitet. Im März waren drei Tage mit Kunst, Musik und verschiedenen Lesungen geplant. Und dann kam das Virus. Und damit das Aus für seine Präsentation „Rettet die schönen Wörter“. Volker Eichener, Vorsitzender des Kulturfördervereins Hülsmann, hatte die Idee, das ganze Projekt ins Netz zustellen. In den Tagen der Quarantäne reifte dann bei dem Wanner-Eickeler Künstler die Idee einer ganz anderen Art der Ausstellung. Jörg Lippmeyer inszeniert seine Werke im eigenen Garten.
Einführung ins Leere gesprochen
Hans-Jürgen Jaworski muss seine Einführung in die Ausstellung in die Leere sprechen, nur beobachtet von der Kamera. An der Gartenmauer hängen aufgereiht die Blätter der Serie „Rettet die schönen Wörter“. Jörg Lippmeyer erinnert hier an ein Stück der verblassenden Ruhrgebietskultur. Wer kennt oder nutzt denn noch Worte wie „Zappenduster“, „Mumpitz“, „Kokolores“ oder „Brimborium“? Plakativ in bunten Farben sind sie gegen das Vergessen auf DIN A4 große Blätter gesetzt. Dazu trägt Wolfgang Berke seine „Launischen Lesung mit schönen Worten“ bei. Und auch Volker Eichener hat die Idee in seinem Vortrag „Schöne Wörter in schwierigen Zeiten“ aufgenommen. Aber auch sie stehen allein vor der Kamera, natürlich ohne Publikum, nur umgeben von frisch blühender Natur.
„Die Ausstellung sollte auch ein politisches Zeichen setzen“, erklärt Jörg Lippmeyer. Darum dürfen auch die Bilder der Reihe der „Cool Cats“ nicht fehlen: als Polizisten verkleidete Katzen im Einsatz gegen Demonstranten. Sie führen die Bilderreihe an der Gartenmauer weiter. Um einen idyllischen kleinen Teich stehen einige Bilder der Reihe „Tschüss Donald“, collageartige Bilder mit der zerfallenden amerikanischen Fahne. Das ist Jörg Lippmeyers Kommentar zum amerikanischen Präsidenten, der fast in der heilen Natur ein wenig untergeht. Jörg Höhfeld spricht dazu seinen Kommentar: „…deshalb muss ich noch keine Faschisten wählen.“
Zwischen Pop-Art und Geometrie
Schaut man sich weiter in dieser Gartenlandschaft um, finden sich an einem Gerätehaus bunte knallige Bilder in einer Mischung aus Pop-Art und geometrischen Strukturen. Langsam bewegt sich auch etwas im Gartenpavillon. Da wird das Keyboard gerückt und die Gitarre gestimmt. Der Gitarrist Norbert Müller und Sängerin Katja Seidich, unterstützt von Klaus Grafe am Keyboard, haben einen kleinen Gartenpavillon bezogen. Von dort aus tönen Blues und Pop über die leere Wiese.
Jörg Lippmeyers Bilder schaffen einen starken Kontrast zu dieser friedlich grünen Umgebung. Anderseits heben sie sich auch ganz anders ab als in einem der üblichen Ausstellungsräume. Doch vor dem nächsten Regen ist alles wieder verschwunden. Jörg Roßmanek hat die ganze Inszenierung mit seinen Kameras festgehalten. Einige Tage benötigt er noch, um das ganze Material zu sichten und zu bearbeiten.