Herne. Bisher unbekannte Tierquäler haben in Herne Tauben und eine Ente mit Pfeilen beschossen und verletzt. Tierschützer erstatteten Strafanzeige.

Bisher unbekannte Tierquäler haben in den vergangenen Tagen in Herne mit Blasrohr und spitzen Pfeilen Jagd auf Tauben und Enten gemacht. Dabei wurden einige Tiere an verschiedenen Orten verletzt. Taubenfreunde haben Strafanzeige bei der Polizei erstattet.

Hinweis auf die Brücke an der Südstraße

Unter dieser Brücke an der Südstraße saßen die verletzten Tauben.
Unter dieser Brücke an der Südstraße saßen die verletzten Tauben. © loc

Am Freitagabend erhielt Mike Stossun eine Nachricht von einer Bekannten: An der direkt hinter Aldi gelegenen Brücke an der Südstraße sei eine Taube „mit einem Nagel im Bein“, so der Hinweis. Der 47-Jährige - er gehört dem Verein Stadttauben Bochum an - fuhr direkt zu der Brücke. Besagte Taube fand Stossun nicht, entdeckte dafür aber unter der Brücke zwei weitere Tauben mit Pfeilen im Körper.

„Das war echt krass“, berichtet der Bochumer. Er habe versucht, die verletzten Tiere von der Brücke herunter zu locken - keine Chance. „Ich habe mich hilflos gefühlt, weil ich nichts tun konnte“ Auf dem Boden hätten weitere Pfeile gelegen, die er aufgesammelt habe. „Ich bin zur Polizeiwache in Herne-Mitte gefahren und habe Strafanzeige erstattet“, so Stossun.

Eickeler bringt Taube in Essener Klinik

Über Facebook und Whatsapp-Gruppen habe er die Nachricht verbreitet. Auf Facebook berichtete eine Hernerin, dass der oder die Täter offenbar auch in der Nähe der Brücke aktiv geworden seien, konkret: an einem künstlichen Gewässer am Skatepark Hibernia. Sie postete das Foto von einer Ente mit einem Pfeil im Körper.

Die Taubenfreunde Jan-Hendrik Wendt (li.) und Mike Stossun sind entsetzt über die Angriffe. Wendt hat diese Taube in Essen behandeln lassen und päppelt sie nun auf.
Die Taubenfreunde Jan-Hendrik Wendt (li.) und Mike Stossun sind entsetzt über die Angriffe. Wendt hat diese Taube in Essen behandeln lassen und päppelt sie nun auf. © loc

Am frühen Samstagmorgen fuhr Stossuns Bekannter Jan-Hendrik Wendt ebenfalls zu der Brücke an der Südstraße - und entdeckte am Boden eine weitere verletzte Taube mit zwei blauen Pfeilen in der Brust. „Sie konnte nicht mehr fliegen“, sagt der 30-jährige Eickeler, der selbst Tauben besitzt. Er brachte das verletzte Tier zur Taubenklinik nach Essen-Katernberg. Dort wurden die Pfeile entfernt: „Ich habe die Taube mitgenommen, um sie wieder aufzupäppeln“, so Wendt. Sie sei auf dem Weg der Besserung.

Ehrenamtliche Tierschützer eilen aus Hagen herbei

Die über Facebook alarmierte Tiernothilfe Hagen war bereits am Freitag und auch am Samstagvormittag mit einer Leiter vor Ort an der Südstraße. Vier, fünf Tauben mit Pfeilen im Körper hätten sie unter der Brücke gesehen, sagt Stefanie Ackermann von der ehrenamtlichen Tiernothilfe. An die verletzten, aber noch flugfähigen Tauben heranzukommen oder sie gar zu fangen, sei aber unmöglich gewesen.

Tiernothilfe ist entsetzt

Ein derart massiver Fall sei ihnen bisher nicht untergekommen, sagt Stefanie Ackermann vom Verein Tiernothilfe Hagen.

Sie hätten mal in Hagen und Essen einzelne Tiere mit Pfeilen im Körper gefunden, aber in diesem Ausmaß sei ihnen so etwas noch nicht begegnet. „Für mich ist das krank“, sagt die Tierschützerin.

Wie geht es weiter? Es werde darüber nachgedacht, mit Erlaubnis des Ordnungsamts eine Futterstelle für Tauben im Umfeld der Brücke einzurichten, um verletzte Tier zu fangen und behandeln zu können, so Ackermann. Immerhin: Die Ente konnte gerettet werden. Beim Versuch, sie mit einem Netz zu fangen, habe sich der Pfeil von alleine gelöst, berichtet die Tiernothilfe. Die offenbar nicht schwer verletzte Ente sei mit ihren Küken davongeschwommen.

Mike Stossun und Jan-Hendrik Wendt sind am Sonntag noch immer fassungslos über die Attacken auf die wehrlosen Tiere. „Man muss Tauben ja nicht mögen, aber man kann sie wenigstens tolerieren“, sagt Wendt. Der oder die Täter hätten sogar einzelne Pfeile mit dickeren Nägeln präpariert, um die Wirkung zu verstärken: „Ich weiß nicht, was Menschen dazu bringt, so etwas zu tun.“

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