Herne. Alte Klassiker wie „Immer wieder aufsteh’n“ und neue Songs gegen Nazis - das und mehr präsentierte Herne 3 beim Konzert an den Flottmann-Hallen.
Der laue Wind schiebt am Samstagabend noch die letzte Gewitterwolke über dem Außengelände bei den Flottmann-Hallen weg, als Herne 3 die Bühne entert. „Guten Abend Nachbarn“, begrüßt Frontmann Rainer „August“ Koslowski das Publikum. „Mal wieder hier!“
Die zahlreichen Zuhörer, viel mehr gingen wegen der Pandemie-Auflagen kaum, haben diszipliniert mit Maske durch das Einbahnstraßensystem zu den Stühlen gefunden. Die meisten kennen die Band wahrscheinlich noch aus ihrer Gründungszeit in den 1980ern. Aber „Power“, wie einer der ersten neueren Titel heißt, ist genug da, wenn es da heißt: „Man sagt mit 60 ist alles schon vorbei, Rock´n Roll zu spielen ist dumme Äfferei.
Texte thematisieren den Alltag
Nicht für die Band. Herne 3 spielt bodenständigen Rock, bei dem die Gitarren von Olaf Scherf und Kolja Maletzki den Ton angeben. Das sind eingängige Melodien auf solidem Rhythmus, getragen von Wolfgang Berke am Bass und Theo Linke am Schlagzeug. Seit dem Neustart mit dabei ist auch Grazia Bradi an den Keyboards. Aber auch mit durchsetzungsfähiger Stimme, die oft den Gesang von Rainer Koslowski doppelt.
Neben neuen Songs stehen natürlich auch ältere auf dem Programm: „Heute schon gelebt“ oder das reggaehafte „Dann wird´s Zeit“ haben nichts an Aktualität verloren. Die Musik von Herne 3 lebte und lebt immer auch von den Texten, die den Alltag thematisieren. Da kann der eine oder die andere aus im Publikum mitsingen. Und das Stillsitzen fällt mit der Zeit auch immer schwerer. Da wippt zumindest der Fuß. Mehr geht nicht. Nicht Rücken, sondern Corona.
Träumen von „Woodstock an der Vöde“
Auch aktuell hat Herne 3 was zu sagen. Da geht es in „Nicht mit uns“ gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und „die braune Brut in Blau gehüllt“. Oder sie besingen in „Disneyland“ den Donald im Weißen Haus. Als die Sonne schon langsam untergeht, kann August Koslowski nach ihrem Lied von „Ruhrgebiet“ noch vom „Woodstock an der Vöde“ träumen. Da fehlt doch nur noch ihr Hit von früher „Immer wieder aufsteh´n“. Und auch der liefert die passende Zeile in Pandemie-Zeiten: „Immer wieder sagen, es geht doch!“
Das war ein schöner Abend, vom Wetter her, von der Stimmung, vom Sound. Von der Spielfreude der Band. Nur auf die neue CD müssen wir noch bis Oktober warten.