Nach zwei Monaten Betrieb an der Ludwigstraße hat das Covid-19-Behandlungszentrum wieder geschlossen. Die Hausärzte übernehmen seine Aufgaben.
Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind oder im Verdacht stehen, sich angesteckt zu haben, sind fast zwei Monate am Covid-19-Behandlungszentrum der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) an der Ludwigstraße versorgt worden. Nun wurde der Betrieb dort eingestellt – die Versorgung läuft wieder über die niedergelassenen Ärzte und das Gesundheitsamt.
Arztpraxen wurden entlastet
„Anfangs war die zentrale Behandlung aufgrund der Fallzahlen und dem Mangel an Schutzkleidung wichtig“, erklärt Jana Elbert vom Stabsbereich Kommunikation der KVWL. Die Praxen seien durch diese zeitlich begrenzte Versorgungsstruktur gut entlastet worden. Rund 400 Patienten wurden an der Ludwigstraße versorgt. Im Einsatz waren dort stets ein Arzt und zwei medizinische Fachangestellte. Sie behandelten Patienten mit coronatypischen Symptomen und testeten sie, stellten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder Rezepte aus. Außerdem gaben sie den Patienten eine Einschätzung, ob sie in häuslicher Quarantäne verbleiben sollten oder ins Krankenhaus mussten.
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„Die Ärzte hatten nun Zeit, sich auf die Situation einzustellen und Konzepte zu entwickeln“, so Jana Elbert. Die KVWL habe dazu Handlungsempfehlungen zum Risikomanagement in Arztpraxen herausgegeben. Die schiere Fallzahl habe sich mittlerweile verringert, es sind nicht mehr so viele auf einmal. Zudem habe sich die Situation mit der Schutzkleidung entspannt. „Deshalb haben wir die Behandlungszentren sukzessive zurückgefahren, so dass die Versorgung wieder über den regulären Praxisbetrieb läuft.“ Natürlich werde die Situation weiter beobachtet, die Strukturen an der Ludwigstraße bleiben erhalten.
Behandlungszentrum gut angenommen
„Das Behandlungszentrum wurde gut angenommen und die Versorgung darüber ist gut gelaufen“, sagt dazu Katrin Linthorst, Leiterin des Fachbereichs Gesundheitsmanagement der Stadt Herne. Auch die Kooperation mit der KVWL sei bestens gelaufen. „Die Einrichtung des Behandlungszentrums war der Situation angemessen.“ Das Abstrichzentrum der Stadt, dass vorher schon lief, habe nicht ausgereicht, um die Patienten auch hausärztlich zentral behandeln zu können und somit die Praxen zu entlasten. Trotzdem wurden dort noch bis Mitte Mai Abstriche gemacht. „Der Ort war absichtlich nicht öffentlich bekannt, um zum einen das Material zu schützen und zum anderen, damit die Ärzte dort in Ruhe arbeiten konnten“.
Info zur Corona-Warn-App
Kann die neue Corona-Warn-App dem Gesundheitsamt die Arbeit erleichtern? Die Stadt teilt mit, dass es für eine fundierte Einschätzung noch zu früh sei. Bislang hätten sich noch keine Personen gemeldet, die eine Warnung erhalten hätten.
„Grundsätzlich halten wir die App aber für ein sinnvolles Instrument zur Eindämmung der Pandemie und begrüßen es sehr, wenn die Hernerinnen und Herner sie nutzen“, so Stadtsprecher Christoph Hüsken.
Die anfangs angedachte Sprechstunde für Kinder sei nicht nötig gewesen, da es zu wenige Fälle waren. Dafür seien aber manche Patienten mehrfach ins Behandlungszentrum gekommen, weil sich etwa ihr gesundheitlicher Zustand nicht besserte oder sie Fragen hatten. „Gerade am Anfang gab es viele Unsicherheiten, auch im Hinblick auf mögliche Kontaktpersonen“, erklärt Linthorst. Das Gesundheitsamt habe in der Regel die Infektionsketten gut nachverfolgen und fast alle Indexfälle ermitteln können. „Es ist wichtig, dass man akribisch schaut, wer im Kontakt stand und wie nah man dran war.“
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Hausärzte koordinieren wieder das Vorgehen
Seit dem 12. Juni ist der Betrieb an der Ludwigstraße nun wieder eingestellt. „Wem es schlecht geht oder wer einen Verdacht hat, ruft seinen Arzt an, der koordiniert das weitere Vorgehen“, sagt Katrin Linthorst. Zusätzlich seien Teams des Gesundheitsamtes im Einsatz, da es manchmal sinnvoller sei, für einen Abstrich herauszufahren. Nur weil sich die Situation etwas entspannt habe, heiße es trotzdem wachsam und achtsam zu bleiben. „Wer sich krank fühlt, sollte nicht zur Arbeit gehen. Man sollte nicht zögern, das Versorgungssystem zu nutzen – nicht nur bei Covid-19-Verdacht. Schließlich müssen auch andere Krankheiten behandelt werden.“