Herne. Durch die Corona-Pandemie musste die Hiberniaschule den Unterricht ins Digitale verlagern. Digitale Komponente soll zukünftig bestehen bleiben.

„Um die Situation zu meistern, braucht es vor allem eines: Flexibilität“, sagt Constanze Hayn, Leiterin der Hiberniaschule. Von heute auf morgen konnten Schüler aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr regulär beschult werden, neue Lösungen mussten her. Die Schulleiterin berichtet, welchen Schub der digitale Unterricht dadurch erfahren hat.

„Einen gewissen Anlauf haben wir gebraucht“, gibt Constanze Hayn zu. Die Lehrer gingen mitsamt einer eigens eingerichteten Lernplattform für alle Schüler ab der 8. Klasse am 25. März online. Die Plattform wurde für die Siebtklässler erweitert. Mit Hilfe des Elternrates konnte eine eigene Plattform für die Sechstklässler eingerichtet werden.

„Der Unterricht in der Unterstufe ist auf Präsenz ausgelegt“, erklärt Constanze Hayn. Hinzu komme, dass durch den Waldorf-Ansatz in den Klassen eins bis sechs eigentlich keine Medien zum Einsatz kommen. „Die Jüngeren brauchen die Ansprache, deshalb haben die Kollegen zunächst viel telefoniert.“ Die Schüler erhielten ihre Aufgaben per Mail oder per Post. „Sie konnten ihre Aufgaben zur Schule bringen und in dafür vorgesehene Körbe ablegen.“

Balance zu finden, war eine Herausforderung

Den Umgang mit den Lernplattformen mussten Schüler sowie Lehrer erst einmal lernen: „Dabei haben wir auf Multiplikatoren gesetzt“, sagt Hayn. Zwei Lehrer wurden geschult, damit sie ihr Wissen an die anderen weitergeben. „Die Schüler haben sich untereinander geholfen und in der Plattform eigene Gruppen gebildet“. Schnell zeigte sich, dass das Unterrichtsmaterial anders aufbereitet werden muss: „Einfach ein Arbeitsblatt abfotografieren und hochladen, funktioniert nicht.“

So hat die schuleigene Film-AG kleine Filme gedreht, die beispielsweise Chemie-Versuche zeigen. Aufgaben mussten anders gestaltet werden, damit Schüler sie alleine erarbeiten können: „Sie konnten nicht wie im Unterricht direkt nachfragen.“ Nicht zuletzt galt herauszufinden, welche Menge an Aufgaben gestellt werden: „Manche Kollegen hatten irre viel Material, manche ein bisschen zu wenig. Die Balance zu finden, war eine Herausforderung.“

Peinliche Situationen bei den ersten Konferenzen

„Gute Schule 2020“

Constanze Hayn denkt, dass sich die Strategien für den digitalen Unterricht auf öffentliche Schulen übertragen lassen.

Entscheidend sei neben der Konzeption die Ausstattung. Dazu gebe es aktuell die Förderprogramme „Gute Schule 2020“ und den Digitalpakt.

Die Lehrer können die Woche vorplanen und die Aufgaben timen. Die Schüler sehen dann, bis wann sie sie erledigen müssen und auch, ob schon einer der Schulfreunde etwas abgegeben hat. Für den digitalen Unterricht galt der Stundenplan als Basis. Die ersten Konferenzen und Streams liefen etwas holprig: „Es ist für alle eine ungewohnte Situation. Die Kinder gewähren dem Lehrer Einblick in ihr Zuhause und bedenken dabei manchmal nicht, dass er alles sehen kann.“

Dabei sei es zu einigen peinlichen Situationen gekommen. Vieles konnten Lehrer nicht anschaulich ohne Material erklären, sodass sie dazu übergingen, aus dem Klassenzimmer zu streamen. Dazu dienen Medienwagen, die es bereits vorher gab, die nun aber noch mit Webcams ausgestattet wurden. So können Lehrer an der Tafel ihren Unterricht erklären. Die Streams laufen auch, wenn Schüler Präsenzzeit haben, da einige aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Schule dürfen.

Ein Crashkurs in Digitalisierung

In den Fachbereichen Elektro und Tischlerei gibt es schon seit einigen Jahren Software, die die Schüler zum gemeinsamen Programmieren nutzen können. „Die haben die Theorie nun zu Hause gelernt und sind für die praktischen Übungen in die Werkstatt gekommen“, sagt Elektromeister Simon Quellmalz. Insgesamt sei das von der Struktur recht gut vorbereitet gewesen.

In einigen Teilen der Schule gab es schon WLan, die Infrastruktur für den Internetzugang lag in anderen Teilen bereits. „Trotzdem war es ein Crashkurs in Digitalisierung“, sagt Constanze Hayn, die stolz darauf ist, dass das Team die Situation gut meistern konnte. Schülern, die Zuhause keinen Zugang hatten, hat die Schule kostenfrei Laptops zur Verfügung gestellt.

„Die digitale Komponente soll auf jeden Fall bleiben und weiter ausgebaut werden“, betont Hayn. Schließlich berge sie Chancen. Je nachdem, wie es nach den großen Ferien weitergehe, sei eine Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht möglich. „Trotz aller Fortschritte bleibt die persönliche Begegnung unser oberstes Ziel.“

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