Herne. Das Tanzkollektiv Renegade kann jetzt auf neuem Boden bei Flottmann proben. Zwischendurch sollen „Residenten“ den Raum für Urban Art nutzen.

Seit das Tanzkollektiv Renegade 2018 die „Zeche 1“ in Bochum verlassen musste, zeigt sich Herne bemüht, die einst hier gegründete Compagnie wieder an die Stadt zu binden. So schuf man im vergangenen Jahr in den Flottmann-Hallen die Voraussetzungen für eine Probenarbeit der Tänzerinnen und Tänzer durch Abtrennen eines eigenen Bereiches in der Halle V. Möglich machte das die finanzielle Unterstützung von Kulturinitiative Herne und Kulturbüro. Dank einer Landesförderung in Höhe von 19.500 Euro konnten nun zusätzlich ein neuer Tanzboden aus Holz und technische Ausrüstung zur Beschallung der Halle angeschafft werden.

Ein Raum für Renegade und Residenzen

Die Halle V

Eine erste Renegade-Produktion ist im vergangenen Jahr bereits in der Flottmann-Halle entstanden: „Der Weihnachtsroboter“.

Das Hip-Hop-Tanztheaterstück für Kinder hatte am 1. Advent Premiere in den Flottmann-Hallen.

Die Halle kann auch mit dem neuen Boden für Veranstaltungen aller Art genutzt werden. Die Hälfte der Halle wird von den Judoka des KSV Herne genutzt.

Mit Hilfe der Finanzspritze des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW soll der Proberaum zum „Produktionsraum für Urban Art“ aufgewertet werden. „Wir möchten den Raum für Residenzen zur Verfügung stellen“, erklärt Zekai Fenerci als künstlerischer Leiter von Renegade. Die Idee: In den Flottmann-Hallen sollen neben Renegade auch weitere Kollektive aus dem Bereich „Urban Art“ eine Produktionsstätte finden und so die Entwicklung dieser künstlerischen Richtung im Ruhrgebiet vorantreiben. Zur Verfügung steht ihnen ein 14 mal 11 Meter großer Schwingboden und eine Soundanlage für Probenzwecke unter professionellen Bedingungen. Für Aufführungen bietet sich die Halle IV nebenan an.

Nach dem Sommer soll das Residenzprogramm starten. Einige Gruppen hätten schon Interesse gezeigt, die Auswahl erfolgt in einem Bewerbungsverfahren, die Ausschreibungen beginnen in zwei Wochen. Für jeweils vier Wochen sollen die ausgewählten Urban-Art-Kollektive dann die Halle nutzen können, eine im September und die zweite im November. Sie bekommen den Raum kostenlos, dazu eine Aufwandsentschädigung. Das Residenzprogramm wird durch eine Drei-Jahres-Förderung des Landes abgedeckt, die Renegade 2018 bewilligt wurde. Gewährt werden drei mal 80.000 Euro. Zekai Fenerci hofft, dass sich die Residenten und Renegade gegenseitig künstlerisch inspirieren, unterstützt von Malou Airado, der zweiten künstlerischen Leiterin von Renegade,

Proben im Oktober

Entstanden bei Flottmann: die Renegade-Kinderproduktion „Der Weihnachtsroboter
Entstanden bei Flottmann: die Renegade-Kinderproduktion „Der Weihnachtsroboter". © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Renegade selbst wird im Oktober die neu ausgestattete Halle V für Proben nutzen, wie zu erfahren ist. Zusammen mit dem Choreografen Niels Robitzky aus Berlin wird „Back to the Roots“ entwickelt. „Storm“ stand als B-Boy in den 70er-Jahren für den deutschen Breakdance. Die Produktion sollte eigentlich im Rahmen des „Ruhr Ding“ der Urbanen Künste Ruhr in diesem Sommer gezeigt werden, fiel aber wie das ganze Festival Corona zum Opfer. Nun soll im November die Premiere gefeiert werden.

Sollten die Abstandsregeln bis Oktober nicht entschärft werden, sieht Zekai Fenerci allerdings Probleme auf die Produktion zukommen. Ein Duett etwa sei auf Entfernung kaum zu realisieren. Zur Not muss noch einmal umdisponiert werden: „Wenn im November keine Premiere stattfinden kann, machen wir das digital.“