Herne. Drei Monate nach dem Lockdown sind die Herner Grundschulen in den Regelbetrieb gestartet. Normalität ist am Montagmorgen aber nicht zu spüren.
Rund drei Monate nach der Schließung der Schulen wegen der Corona-Pandemie haben am Montagmorgen die Grundschulen in Herne wieder mit dem Regelbetrieb begonnen. Normalität soll wieder in die Schulen einkehren. Doch davon ist am ersten Tag noch wenig zu spüren.
Bereits vor dem Schultor warten Schüler und Eltern vor der Grundschule Kunterbunt, bis ihre Jahrgangsstufe aufgerufen wird. Fast alle tragen einen Mund-Nase-Schutz. Auch Sema Yalcin und Mine Telci stehen hier, da ihre Kinder wieder in den Unterricht gehen. Beide sind froh, dass es wieder losgeht. „Die Kinder freuen sich, sie haben die Schule vermisst“, sagt Mine Telci. Auch sie ist froh, nicht mehr die Lehrerin für ihre beiden neunjährigen Kinder spielen zu müssen.
Herne: Schüler stellen sich zum Schulstart klassenweise auf
Am Tor zum Schulhof werden die Kinder nach ihrer Klasse gefragt: „1a, 1b, 1c oder 1d?“ Liam ist in der Klasse 1c und muss sich rechts an den aufgestellten Hütchen einreihen. Wer keinen Mundschutz dabei hat, bekommt einen von der Schule. Beim Weg in die Klassen sowie zu den Toiletten und in die Pause sollen die Schüler einen Mundschutz tragen. Beim Unterricht am Platz kann der abgenommen werden.
Die Stimmung ist sehr ruhig und entspannt, auch die Kinder verhalten sich sehr kontrolliert. Eine Erfahrung, die Schulleiterin Monika Müller bereits in den vergangenen Wochen gemacht hat, in denen die Schüler in kleinen Gruppen einen Tag pro Woche ein paar Stunden zum Unterricht kommen durften. „Die Kinder waren alle toll“, sagt sie. „Das Abstand halten und Aufstellen haben alle toll mitgemacht. Egal ob 1. oder 4. Klasse.“
Kurzfristige Entscheidung des Schulministeriums stieß auf Kritik
Doch nun kommen alle Kinder auf einmal zurück an die Grundschulen. Dieser kurzfristige Schritt von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer zwei Wochen vor den Sommerferien hat für viel Kritik gesorgt. Auch Monika Müller merkt man an, dass sie nicht gerade begeistert über dieses Hin und Her ist. Äußern möchte sie sich dazu aber nicht. Grundschulen seien immer schon flexibel gewesen, sagt sie nur mit einem Lächeln.
Und auch am Montagmorgen steht sie ganz ruhig am Eingang, um ihre insgesamt 432 Schülerinnen und Schüler zu begrüßen. „Hereinspaziert! Viel Spaß heute!“ Für die Kinder sei es wichtig, dass sie in die Schule könnten. Man habe ihnen schon angemerkt, dass die vergangenen Wochen für sie eine besondere und schwierige Zeit war und sie weniger lachten. Und auch der Lebensrhythmus hat sich in der Zeit verändert. „Sie hatten einen anderen Schlafrhythmus in den Familien“, sagt sie, als ein Junge gähnend an ihr vorbeizieht und sagt, wie müde er noch sei.
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Etwa 20 Familien hätten sich gemeldet, weil sie ihr Kind aus Sorge vor Ansteckung nicht zum Unterricht schicken möchten, sagt Monika Müller. Und das sei auch völlig ok. Sie können ihr Kind entschuldigen. Sie selbst habe keine Angst, sich anzustecken.
Gestaffelte Anfangs- und Pausenzeiten
Die übrigen Schüler kommen an diesem Morgen in Gruppen zur Schule an der Neustraße in Herne-Mitte. Die Viertklässler mussten sich bereits um 7.45 Uhr auf dem Schulhof aufstellen. Unterrichtsbeginn: 8 Uhr. Dann gehen die Kinder einzeln und mit Mundschutz zum Händewaschen. Mit 15-minütigen Abständen kommen auch die Schüler der anderen Jahrgangsstufen. Bis alle im Gebäude sind, ist es 9 Uhr.
Klassenlehrerin Regina Albrecht steht mit einem Visier vor ihren Schülern. Diese habe die Schule extra für alle Lehrer besorgt, die nicht mit Mundschutz unterrichten möchten, da sie es beim Reden störend finden, erklärt Schulleiterin Monika Müller. Die Klassenlehrerin übernimmt den Unterricht in diesen Tagen. Es finden keine Wechsel statt. Die Tische der Schülerinnen und Schüler sind zwar zum Teil mit zwei Kindern besetzt, stehen aber weiterhin möglichst weit auseinander und nicht in Gruppen, wie vor der Corona-Pandemie.
OGS-Betreuung nicht in Klassenformation möglich
Wie genau die Betreuung nach dem Unterricht im Offenen Ganztag (OGS) stattfinden wird, weiß Monika Müller am Morgen noch nicht. Die Einhaltung der Klassenstruktur, um eine weitere Mischung der Kinder zu vermeiden, wie Ministerin Gebauer es fordert, sei bei insgesamt 16 Klassen definitiv nicht möglich. Acht OGS-Klassen seien möglich und nun müsse man schauen, wie viele Eltern ihre Kinder in die Betreuung schickten, so Müller.
Es ist kurz nach 9 Uhr, als die Viertklässler schon wieder auf den Schulhof gehen. 15 Minuten Pause. Die einzige am Morgen. Mehr ist nicht möglich. Denn schon so ist alles streng getaktet an diesem Morgen in der Kunterbunt Grundschule in Herne.
Unterricht nach Stundentafel
Die Grundschulen in Herne haben seit Montagmorgen wieder geöffnet. Abgestimmt versuchen alle Schulen in Herne gleich viel Unterricht zu ermöglichen. Sofern es personell möglich ist, sind es vier Stunden für die ersten und zweiten Klassen und fünf Stunden für die dritten und vierten Klassen.
An jeder Schule wird eine Form der Ganztagsbetreuung angeboten. Wie sie genau aussieht, sei von Schule zu Schule unterschiedlich - je nach räumlichen und personellen Möglichkeiten, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini.
Die Stundentafel solle soweit wie möglich abgedeckt werden. Einschränkungen gebe es aber etwa bei Sport, Kunst oder Musik sowie Religionsunterricht, bei dem die Kinder in andere Gruppen müssten.
Eltern werden gebeten, sich auch vor den Schulen an den Mindestabstand zu halten und einen Mundschutz zu tragen. Ansammlungen von Eltern am Schulhof sollen vermieden werden.