Herne. Cetin Timur ist Betriebsleiter bei Tropos Motors in Herne. Für ihn ist es Rückkehr und neue Herausforderung zugleich. Er war früher Opelaner.

Die Anfänge sind noch bescheiden, aber mit dem Produktionsbeginn der Elektro-Lieferfahrzeuge bei Tropos Motors in Wanne-Süd ist Herne zur Autostadt geworden. Für Betriebsleiter Cetin Timur bedeutet das die Rückkehr zu seinen Wurzeln, aber auch eine neue Herausforderung. Denn: Timur war in seinem früheren Berufsleben Opelaner.

Statt wütend über das Aus für Opel zu sein, hat Cetin Timur nach vorne geschaut

Angesichts der Tatsache, dass auch sein Vater Opelaner war, könnte man die Vermutung haben, dass der 43-jährige gebürtige Bochumer immer noch bei der Marke mit Blitz arbeiten würde, wenn es das Werk in seiner Heimatstadt noch gäbe. Seine Stationen von 1997 bis zur Werksschließung am 31. Dezember 2014: Zunächst duales Studium, nach seiner Ausbildung wurde er in der Lackiererei und im Karosserie-Rohbau eingesetzt, später noch in der Wagenendmontage und Motorenendaufrüstung. „Ich weiß, wie ein Auto entsteht“, sagt Timur mit einem selbstbewussten Lachen im Gespräch mit der WAZ-Redaktion.

Aber Cetin Timur hat in dieser Zeit auch all das - am Ende vergebliche - Bangen um den Standort hautnah miterlebt. Der erste Standortsicherungsvertrag wurde unterzeichnet, als Timur in seinem ersten Lebensjahr war. Doch die Frage, ob er in dieser Zeit von Ängsten geplagt gewesen sei und wütend nach dem endgültigen Aus war, verneint er. „Ich schaue immer nach vorne und suche neue Herausforderungen“, sagt Timur. Die Zeit in der Transfergesellschaft, in die die Opelaner kamen, nutzte er für Fortbildungen. Und er hatte keine Mühe, neue Jobs zu finden.

„Ich bin Automensch durch und durch“

Als er im vergangenen Jahr das Stellenangebot für Tropos sah, war es für ihn Zeit, die nächste Herausforderung anzugehen. „Das wär’ was, habe ich gedacht, als ich die Stellenanzeige gesehen habe“, erzählt er. „Ich bin Automensch durch und durch, ich bin froh, dass ich wieder Autos bauen kann.“

Mosolf hat die Rechte des US-Herstellers Tropos Motors

Die Mosolf-Gruppe aus Kirchheim/Teck bei Stuttgart hat die Produktions- und Vertriebsrechte für die Fahrzeuge des US-Autoherstellers Tropos Motors.

Zahlreiche Teile für das Modell Able kommen aus China, am Standort in Wanne-Süd erfolgt die Endmontage.

Das Elektro-Transportfahrzeug ist 3,70 Meter lang und 1,40 Meter breit und hat laut Unternehmen – je nach Modell – eine Geschwindigkeit von bis zu 40 beziehungsweise bis zu 80 km/h und kommt auf eine Reichweite von rund 80 beziehungsweise 200 Kilometer.

Wobei es gerade die unterschiedlichen Voraussetzungen sind, die für ihn den Reiz ausmachen. Bei Opel seien in Spitzenzeiten 1200 Fahrzeuge vom Band gelaufen, bei Tropos sei es eine Nischenproduktion - die er zunächst einmal aufbauen musste. Er kann sich gut erinnern, als er in der heruntergekommenen ehemaligen Heitkamp-Halle stand. Timur war maßgeblich an der Struktur der Produktion beteiligt, er hat die Mitarbeiter ausgewählt. Es gebe inzwischen auch einige Nachfragen von ehemaligen Opel-Kollegen.

Im täglichen Geschäft laufen aus allen Bereichen alle Fäden bei Cetin Timur zusammen. Auf der einen Seite beschäftigt er sich intensiv mit dem Bau des Fahrzeugs selbst und kenne quasi jede Schraube. „Das macht unheimlich Spaß, weil man am Ende sieht, was man gemacht hat.“ Darüber hinaus hat er auch alle anderen Facetten im Blick, sei es die Qualifizierung der Mitarbeiter, Produktionsplanung oder Vertrieb. Bei all dem nutzt er sein geballtes Wissen, das er an seinen früheren Stationen gesammelt hat.

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Auch wenn Timur als Opelaner aus der klassischen Autowelt stammt: Er ist vom Erfolg des Elektro-Lieferfahrzeugs überzeugt. Sicher habe die Corona-Pandemie die geplante Entwicklung gebremst, aber das Interesse sei hoch. So hätten verschiedene Kommunen angefragt, Handwerksunternehmen, aber auch Lieferdienste. Habe sich das Fahrzeug erstmal etabliert, dann sieht der Betriebsleiter gute Chancen, dass pro Jahr 3000 Exemplare produziert werden. Er sieht die Produktion auch als Stärkung Hernes und des Ruhrgebiets. „Ich bin begeistert, dass ich Pionier sein kann.“