Herne. . Hilmar Born hat über Jahrzehnte alles gesammelt, wo Opel draufsteht - Rost inklusive. Eine Halle in Herne ist sein Museum.

Mal ehrlich: Dies ist nicht der schönste Ort im Ruhrgebiet, von Location gar nicht zu reden. Vorbei am Saunaclub Salome, auf dem Weg Häuser mit zugemauerten Fenstern, immer der Nase nach wäre unfair, aber der Geruch wird auch nicht besser, am Tierfriedhof links rein in die Parallelstraße zur A43, bis es nicht mehr weiter geht. Steigen Sie ruhig aus, der alte Schäferhund tut nichts, der will nicht einmal mehr spielen. Willkommen im Opel Museum, die Adresse so unfeudal-unromantisch, so kleinbürgerlich-bodenständig wie die Auto-Marke, Herne, Riemker Straße 22.

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Kurz vor knapp vor der Lärmschutzwand steht die Halle einer längst verzogenen Stahlbaufirma, Bergbauzulieferer natürlich. Der Deckenkran mit Laufkatze soll einst für ein paar Hundert Kilo gut gewesen sein, seit geraumer Zeit trägt er nur noch die Last seiner selbst. Der Museumsleiter ist noch nicht aus der Mittagspause zurück, Zeit für einen ersten Überblick.

Um ehrlich zu bleiben, soll das Wort Museum ab jetzt nicht mehr allzu häufig fallen, denn es würde in die falsche Richtung weisen. Zu sehen sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und unsortiert in der Reihenfolge ihres Erscheinens aufgeschrieben: ein Gabelstapler, ein Hanomag-Traktor, ein Wohnwagen, ein Feuerwehrwagen, ein Möbelwagen, ein Opel Blitz, weitere Wagen, überwiegend Opel. Darunter ein goldfarben übersprühter Diplomat ohne Dach, aber mit Empore zum Runterwinken, montiert auf einem Anhänger. Weiter hinten die möglicherweise umfassendste Sammlung von alten Opel-Achsen weltweit.

Zum gepflegten Schrottplatz-Kolorit in den Zeiten vor der geregelten Altauto-Entsorgung gehörte immer ein scharfer Hund, gerne ein bedrohlich knurrender Schäferhund. Diese feine Rolle mitten aus dem Leben spielt im Opel Museum Jack. Mit zwölf Jahren lässt er es etwas ruhiger angehen und beschränkt sich auf seine immer noch imposante Erscheinung.
Zum gepflegten Schrottplatz-Kolorit in den Zeiten vor der geregelten Altauto-Entsorgung gehörte immer ein scharfer Hund, gerne ein bedrohlich knurrender Schäferhund. Diese feine Rolle mitten aus dem Leben spielt im Opel Museum Jack. Mit zwölf Jahren lässt er es etwas ruhiger angehen und beschränkt sich auf seine immer noch imposante Erscheinung. © Bastian Haumann

Jetzt kommt auch schon Hilmar Born mit seinem Mercedes auf den Hof gefahren, aber da hat er noch nie einen Hehl draus gemacht. Ebenso wenig daraus, dass neue Opel-Modelle seit dem Calibra ihn nicht interessieren, und auch die sich endlos hinziehende Schließung des Opel-Werks in Bochum sei ihm mehr als nur egal gewesen, nämlich – noch ehrlicher soll das hier nicht formuliert werden – ganz egal. Was hätte man, bitte schön, vom damaligen Opel-Besitzer General Motors aus den USA anderes erwarten können? Sonst hätten sie eben ein anderes Werk zugemacht. Mit Zynismus gegenüber dem Schicksal der gekündigten Opelaner in Bochum habe das nichts zu tun, und das glaubt man ihm.

Unter dem Kran steht aufgebockt ein himmelblauer Rekord von 1962, der gerade neue Trommelbremsen verpasst bekommt, denn der Maschinenbau-Ingenieur handelt mit Teilen für alte Opel. Das Dreigestirn der drei großen Modelle Kapitän, Admiral und Diplomat (gerne zu KAD verkürzt) ist für den 64-Jährigen Höhepunkt der Opel-Geschichte, und der letzte von ihnen wurde 1977 gebaut. Helau: die zweite Leidenschaft von Hilmar I. und seiner Lebensgefährtin Martina I., die auch einen Mercedes fährt, ist der Herner Karneval. Dafür wurde der goldene Diplomat als Prunkwagen der Herner Karnevalsgesellschaft von seinem Hanomag über die Riemker Straße getreckert.

Für die Session konnte sich das bereits zweimal hintereinander amtierende Paar eines sehr seltenen sechssitzigen Opel Senator bedienen, ein seltener Spezialaufbau aus England, sehr selten. Hilmar I. formuliert Tusch-reif: „Als Chef vom Opel Museum kannst Du nicht mit dem Karnevals-Gefolge mit dem VW Bus oder mit dem Mercedes fahren.“ Und zur Technik: Der beste Opel-Motor aller Zeiten sei aus Senator und Omega der Sechszylinder mit drei Liter Hubraum und 24 Ventilen gewesen.

Himmelblauer Opel Rekord von 1962 mit Doppelleuchten und angedeuteter Heckflosse.
Himmelblauer Opel Rekord von 1962 mit Doppelleuchten und angedeuteter Heckflosse.

Außerdem stehen neben dem Sechsi-Senator ein paar schöne Stücke, teils auf Teppichen, ein Opel Rekord als Cabrio-Limousine von 1955 und ein Opel Kapitän von 1951, den ein Ingenieur vor Urzeiten aus Indonesien zurückgebracht hatte. Daneben sammelt Born alles mit dem Opel-Schriftzug wie Kühlschränke, aber auch ohne wie Wurlitzer-Jukeboxen. Das über Jahrzehnte groß gewordene Sammelsurium ist ehrlicherweise eher ein Abenteuerspielplatz für Männer in den reiferen Jahren, die sich ihre kindliche Freude an allem, was rosten kann, bewahrt haben. Blechschilder, oder die Standarte „560 Jahre Cranger Kirmes“. Der Festplatz ist ja auch nicht weit von hier.

Born setzt sich gerade kleiner, manche Sachen wie die unzähligen alten Technikteile seien kaum mehr zu verkaufen. Bis zu seinem 70. Geburtstag will er Museumsräume herrichten und mit seiner Fleischmann-Sammlung eine Miniatureisenbahnanlage in zwei großen Räumen einrichten. Wer also noch eine alte Achse sucht, sollte sich beeilen. Außerhalb der Mittagspause steht Hilmar Born gerne Rede und Antwort, vorher anrufen ist immer besser: 02323/43843 oder 0172/2766843.