Herne. Mit der ungewissen Aussicht auf den Sommerurlaub gerät der Urlaub vor der Haustür in den Blick. Zum Beispiel der Yachthafen in Horsthausen.
Angesichts der ungewissen Aussichten für den Sommerurlaub im europäischen Ausland - darüber hinaus scheint Tourismus zurzeit völlig undenkbar - werden die Ferien vor der eigenen Haustür noch beliebter als sie es ohnehin schon waren. Die eigene Haustür - damit sind eigentlich das Sauerland oder die Eifel sowie deutschen Küsten oder der Schwarzwald gemeint. Aber vor der Herner Haustür? Warum denn nicht! Eine Möglichkeit: der Yachthafen in Horsthausen.
Im ersten Moment scheint dieser Vergleich, den wohl mal ein Angler gezogen hat, äußerst kühn: Der Yachthafen sei das Monaco von Herne. Muss man erstmal wirken lassen. Allerdings: Gerade wenn man über die Gneisenaustraße Richtung Hafen kommt und die Ecke an der Scharnhorststraße hinter sich gelassen hat, dann wirkt das Hafenbecken mit seinen vertäuten Booten wie eine andere Welt. Allein bei diesem Anblick werden die Sinne entschleunigt.
Der größte Anrainer ist der Wassersportverein Herne - der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, doch die eigentliche Feier auch erstmal verschieben musste. In den vergangenen Jahren ist der Verein gewachsen, was sich in der Tatsache spiegelt, dass sich die Liegefläche für Boote verdreifacht hat. „Wir haben den zweitgrößten Vereinshafen in Nordrhein-Westfalen“, erzählt der stellvertretende Geschäftsführer Detlev Biewald. Der größte ist gleich am gegenüberliegenden Ufer auf der Castroper Seite des Rhein-Herne-Kanals.
Rund 250 Gäste im vergangenen Jahr
Doch es liegen längst nicht nur die Boote der Vereinsmitglieder an den Stegen. Kassenwart Klaus Zingler berichtet, dass im vergangenen Jahr rund 250 auswärtige Gäste in Horsthausen angelegt haben - Gäste, die in keiner Übernachtungsstatistik auftauchen. Sie kämen aus Norddeutschland oder aus den Niederlanden, manche blieben mehrere Tage und unternähmen Ausflüge. In der Vor-Coronazeit zum Beispiel zu Fußball-Bundesligaspielen.
Wassertouristen kann der WSV den einen oder anderen Service bieten. An den Liegeplätzen gibt es Wasser- und Stromanschlüsse, im Vereinsheim stehen sanitäre Einrichtungen zur Verfügung. Und für Einkäufe verleiht der WSV Fahrräder. All das vermittelt ein wenig den Eindruck von Camping auf dem Wasser. Apropos Wasser: Das klare Kanalwasser lädt gerade an heißen Tagen zum Baden ein.
Yachthafen liegt geschützt und nicht gefangen zwischen Schleusen
Dass der Yachthafen bei Motorbootfreunden so beliebt ist, hat mehrere Gründe: Der alte Liegehafen der Zeche Friedrich der Große III/IV ist eine kleine Bucht, die unberührt vom Schiffsverkehr auf dem Kanal ist. Dadurch ist das Wasser sehr ruhig, was manche Gäste gerade beim Übernachten schätzen. Außerdem habe man vom Yachthafen aus freie Fahrt bis nach Münster, so Klaus Zingler. Man sei nicht zwischen Schleusen gefangen.
Auch der KSC bietet Liegeplätze
Neben dem Wassersportverein hat auch der Kanu- und Skiclub Herne seinen Hafen in der Bucht. Auch der KSC hat immer Liegeplätze für Gäste zur Verfügung.
Informationen zu beiden Vereinen unter www.wsv-herne.de und ksc-herne.jimdo.com.
Auch das Fahrgastschiff „Friedrich der Große“ hatte dort seinen Heimathafen, doch Kapitän Friedrich-Wilhelm Bleich hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt.
Mit seiner Lebensgefährtin Gabi Broja unternimmt er regelmäßig Touren. Bei einer zugelassenen Höchstgeschwindigkeit von zwölf Stundenkilometern sei man zur Gelassenheit gezwungen, erzählen sie. Die stellt sich bei der kleinen Rundfahrt, zu der sie die WAZ mitnehmen, schnell ein. Das Wasser entfaltet seine beruhigende Wirkung auf den Menschen. Für Zingler und Broja gilt das Motto: „Der Weg ist das Ziel.“
Der Ruf des Yachthafens hat sich inzwischen soweit herumgesprochen, dass der WSV auch Mitglieder aus anderen Revierstädten hat, die ihre Boote nach Herne verlegt haben. Dazu gehören Christiane und Michael Schepers aus Bottrop. Sie sind im vergangenen Jahr dem WSV beigetreten, zuvor hatte ihr Schiff in den Niederlanden gelegen. Da sie als Vorruheständler genug Zeit zur Verfügung haben, sind sie am 11. Mai zu einer Kreuzfahrt gestartet, die sie über verschiedene Kanäle unter anderem nach Hamburg und an die Ostsee führen wird. 1800 Kilometer werden sie mit ihrem Schiff Christiane zurücklegen, im September wollen sie in den Herner Heimathafen zurückkehren.
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Die WAZ wird in den kommenden Tagen weitere Orte vorstellen, die sich für den Urlaub in Herne eignen.