Herne. Herner Schulleiter zeigen sich „positiv überrascht“ über den Start an den Grundschulen in der Corona-Krise. Inhalte fielen aber wohl hintenüber.

Der Schulstart nach dem Lockdown wegen der Corona-Pandemie ist an den Grundschulen in Herne geglückt. Die Schulleiter äußerten sich „positiv überrascht“, wie gut sich auch die Erst- und Zweitklässler an die neuen Regeln gehalten hätten.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Start, auch mit den Kleinen“, sagt Meike Blind, Schulleiterin an der Katholischen Grundschule an der Bergstraße. Die Schüler seien von ihren Eltern gut vorbereitet worden. „Die Kinder sind schon etwas zurückhaltender zur Schule gekommen als sonst“, hat sie beobachtet. Aber alle hätten sehr darauf geachtet, sich an die Hygiene- und Abstandsregeln zu halten.

Rollierendes System an Herner Grundschulen „verwirrend“

Auch an der Grundschule Kunterbunt in Herne-Mitte hat der Neustart besser geklappt als befürchtet, sagt Schulleiterin Monika Müller. Einzelne Kinder seien zwar am falschen Tag zum Unterricht erschienen, aber das sei dem rollierenden System geschuldet, bei dem jede Jahrgangsstufe nur an einem Wochentag zur Schule kommt, der aber immer wechselt. „Das ist etwas verwirrend.“

Sie findet die Regelung für die Erst- und Zweitklässler gut, würde die Dritt- und Viertklässler aber gerne jeden Tag zur Schule kommen lassen. Aber andere Schulen könnten das personell nicht leisten. „Wir wollen in Herne Bildungsgerechtigkeit, und deshalb sollen an allen Standorten gleiche Bedingungen geboten werden“, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini. Bei manchen Grundschulen in Herne stünden nur etwa 50 Prozent der Lehrer zur Verfügung, an anderen 100 Prozent. Solange die Risikogruppen so aufrecht gehalten würden und die Abstandsregeln in dieser Form weiter gälten, könnten nicht mehr Klassen gleichzeitig in die Schulen geholt werden, sagt Andrea Christoph-Martini.

Lehrer froh über Rückkehr der Schüler

Manchen Kindern sei nach acht Wochen der Abschied von Mama und Papa etwas schwer gefallen, sagt Gabriele Schlemminger, Schulleiterin der Europaschule Königstraße. Aber durch den beherzten Einsatz der Lehrer habe man das gut abfangen können, so dass keine Tränen geflossen seien. Das Lehrer-Kollegium, das sich nun statt in einem Lehrerzimmer auf drei Räume verteilt, habe sich jedenfalls sehr auf die Kinder gefreut.

Unterricht ohne Mundschutz

- Viele Kinder seien am ersten Tag mit einem Mundschutz zur Schule gekommen. Es bestehe die Empfehlung, im Flur die Maske zu tragen, im Unterricht aber abzusetzen, so Meike Blind, Schulleiterin der Kath. Grundschule an der Bergstraße.

- Zudem seien die Fenster in den Klassen während des Unterrichts geöffnet. An manchen Tagen sei es so in der vergangenen Woche „knackig kühl“ gewesen.

- Eltern, die beispielsweise aufgrund von Vorerkrankungen Bedenken haben, ihre Kinder während der Corona-Krise zur Schule zu schicken, können diese nach Rücksprache mit den Schulleitern schriftlich entschuldigen.

„Uns ist es wichtig, die Kinder wieder hier zu haben“, sagt auch Meike Blind. Während des Unterrichts werde nun versucht, neue Dinge zu vermitteln, die dann während der Tage zuhause durch schriftliches Material vertieft werden könnten. Das gleiche Konzept verfolgt auch die Europaschule. Dennoch sieht Meike Blind einigen Nachholbedarf: „Wenn es über längere Zeit so geht, werden wohl auch Inhalte hintenüberfallen müssen“, sagt sie.

Unterricht in Mathe, Deutsch, Englisch und Sachkunde

Derzeit konzentriere sich der kurze Unterricht auf die Fächer Mathe und Deutsch, ab der zweiten Klasse auch Englisch und etwas Sachkunde. Fächer wie beispielsweise Religion könnten auf Sicht hintenüberfallen. „Wie soll ich das machen, wenn die Gruppen nicht durchmischt werden dürfen?“ Wichtig sei es hingegen, den Basisstoff nachzuarbeiten, der Grundlage für kommende Schuljahre sei - wie etwa in der dritten Klasse in Mathematik.

Und welche Perspektive sehen die Schulleiter? „Wenn die Zahlen der Corona-Infektionen sinken und nicht wieder steigen, würde ich schon wieder regelmäßigen Unterricht und Pausen nach den Sommerferien sehen“, sagt Monika Müller. Und auch Meike Blind sagt: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir nach den Sommerferien andere Bedingungen haben.“ Aber nun sei sie erstmal froh über den positiven Start.