Herne. Zunächst mochten sie sich nicht, jetzt sind die Herner Anni und Walter Knop 60 Jahre verheiratet. Sie blicken zurück auf ein bewegtes Eheleben.
Eigentlich wollten Anni und Walter Knop im März ihren 60. Hochzeitstag, also die Diamant-Hochzeit feiern. Corona machte ihnen - wie wohl so vielen Ehejubilaren in Herne und Wanne-Eickel - einen Strich durch die Rechnung. Die gute Laune lassen sie sich dadurch aber nicht nehmen und erzählen, wie sie sich kennen und lieben gelernt haben.
Erst mochten sie sich nicht
„Ich habe damals in der Kaufhalle in Bochum gearbeitet und Walters Schwester war meine Arbeitskollegin“, erinnert sich Anni Knop, die wie ihr Mann 85 Jahre alt ist. Eines Tages sei Walter mal dort gewesen: „Wir mochten uns erst gar nicht“, sagt sie und schaut zwinkernd ihren Mann an.
Dann wurde sie Brautjungfer von Walters Schwester. „Wir haben die Nacht zusammen verbracht, waren aber am nächsten Morgen immer noch per Sie.“ Ob er sie wiedersehen dürfe – ja, aber unter einer Bedingung: Er müsse sich anders kleiden.
Verlobung nach vier Wochen
Dann sei alles sehr schnell gegangen. Nach vier Wochen verlobten sie sich; die Hochzeit fand dann nach einem halben Jahr statt. „Eine Tante sagte, wir könnten eine Wohnung haben – aber nur wenn wir verheiratet sind. So war das damals.“ Nach der Vermählung war die Wohnung dann allerdings vergeben.
Ehejubiläen- Papier, Petersilie, Diamant und Marmor
Mit ihrem 60. Hochzeitstag feiern Anni und Walter Knop die Diamant-Hochzeit. Das nächste Ehejubiläum steht dann im Jahr 2025 (hoffentlich ohne Corona-Krise) mit der Eisernen Hochzeit an.
Es gibt für Ehepaare auch „krumme“ Jahrestage. So wird nach nach zwölfeinhalb Jahre die Petersilienhochzeit gefeiert. Die ersten fünf Hochzeitstage heißen: Papierne Hochzeit (nach einem Jahr), Baumwollene Hochzeit (zwei Jahre), Lederne Hochzeit (drei Jahre), Seidene Hochzeit (vier Jahre) und Hölzerne Hochzeit (fünf Jahre).
Auch für noch viel langlebigere Ehen gibt es Namen: Am 80. Hochzeitstag wird beispielsweise die Eichenhochzeit und am 85. die Engelshochzeit gefeiert. Ein indisches Paar feierte 2016 sogar den 90. Hochzeitstag. In Deutschland wäre dies die Marmorhochzeit.
An die Eheschließung erinnern sich das Paar sehr gerne: „Wir musste dem Wirt Kohlen geben als Bezahlung“, erzählt Walter Knop. Trotz verlängerter Polizeistunde sei die Feier nicht bis 3, sondern bis 7 Uhr gegangen. „Die Polizisten haben mitgetanzt und uns morgens im grünen Polizei-Käfer nach Hause gefahren.“
Reisen nach Spanien, Italien, Österreich und Dänemark
Die Familie von Walter Knop kommt ursprünglich aus Pommern. Er ist als Maurer nach der Walz ins Ruhrgebiet gekommen und wegen der gebürtigen Hernerin Anni Schönwälder - so ihr Mädchenname - geblieben. Als ein Sohn und eine Tochter geboren wurden, blieb sie zuhause, später kümmerte sie sich um die insgesamt fünf Enkel.
Langeweile sei bei ihnen nie aufgekommen, erzählen sie. Jedes Jahr seien sie im Urlaub – Spanien, Italien, Österreich, Dänemark –, meist mit der Familie. Seitdem Walter Knop in Rente ist, kocht er sehr gerne. „Ich schreibe ein Kochbuch für meine Tochter.“ Außerdem schreibt er jeden Morgen ein kleines Gedicht in die WhatsApp-Familiengruppe.
Nicht ohne ein Gutenacht-Küsschen
Er ist eher derjenige, der nicht still sitzen kann: „Manchmal muss ich ihn bei der Gartenarbeit ein bisschen bremsen“, verrät Anni Knop. Gemeinsam spielen sie gerne Kniffel oder Karten, treffen sich dazu mit der Familie und spielen für die Urlaubskasse.
Nur ein einziges Mal kriselte es in der Ehe von Anni und Walter: Er war einst aktiv im Fußballverein Schwarz-Weiß Herne-Stamm - und das über 40 Jahre lang. „Da gab es eine Zeit, in der er überhaupt nicht mehr zu Hause war. Da hab ich auf den Tisch gehauen“, sagt Anni Knop.
Ansonsten hätten sie sich immer zusammengerauft, wenn es mal Streit gegeben habe. „Einer hat immer nachgegeben, meistens ich“, sagt Walter Knop und lacht. Denn: „Ohne ein Gutenacht-Küsschen kann ich nicht schlafen.“
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