Herne. Herne will den Kulturschaffenden in der Corona-Krise Verdienstmöglichkeiten eröffnen. Welche digitalen Formate und Open Air-Events geplant sind.
Die städtische Kulturverwaltung greift in der Coronakrise den Herner Kulturschaffenden unter die Arme. Ohne Auftritte und damit ohne Verdienstmöglichkeiten, dürfen diese mit den Fördermitteln der Landes bekanntlich nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten. Auf vielerlei Weise will der Fachbereich Kultur sie nun unterstützen - „nach dem Prinzip Leistung und Gegenleistung“, wie Fachbereichsleiter Peter Weber betont. Was den Künstlern durchaus entgegen komme, wie Claudia Stipp (Kulturbüro) ergänzt, denn so blieben sie sichtbar.
Institutionelle Zuschüsse flossen schon im April
Als finanzielle Sofortmaßnahme hätten 16 Herner Kulturinstitutionen schon im April einen Großteil ihrer vom Kulturausschuss bewilligten institutionellen Zuschüsse für 2020 erhalten. 225.000 Euro seien ausgezahlt worden, sagt Weber, „verbunden mit der Bitte, damit vor allem Projekte von Einzelkünstlern zu unterstützen“. Das Kulturbüro habe bisher Einzelprojekte mit 20.000 Euro gefördert, die Kulturinitiative in einem ersten Schritt weitere 20.000 Euro zur Verfügung gestellt. Weber geht davon aus, dass dadurch allein um die 100 Künstler erreicht würden. Ohne große Resonanz blieb unterdessen der Aufruf an Kulturtreibende, sich bei der Stadt zu melden.
Neue Formate schaffen Auftrittsmöglichkeiten
Jetzt geht der Fachbereich Kultur noch einen Schritt weiter. Gesucht und gefunden wurden neue Formate, die den Künstlern Auftrittsmöglichkeiten verschaffen. Weber und Stipp denken angesichts der immer noch geltenden Corona-Beschränkungen vor allem in zwei Richtungen: „Open Air- und Digitalformate“. Einiges ist schon an den Start gegangen. So haben der Filmemacher Young-Soo Chang und der Schauspieler Till Beckmann einen Imagefilm für das Emschertalmuseum produziert.
Und aus dem Alten Wartesaal im Herner Bahnhof meldet sich am Donnerstagabend erstmals das „wartesaal.tv“ mit einer Preview: Chris Wawrzyniak und Mitstreiter haben ein mobiles Aufnahmestudio eingerichtet, das Online-Livestreams produziert und verbreitet. Während der Sendung können Zuschauer interaktiv eingreifen. Das Projekt soll Künstler/innen auch in der Coronakrise Einnahmequellen erschließen. Bei der Premiere begrüßt Till Beckmann um 20 Uhr den Slammer und Comedian Jan Philip Zymny und die Herner Musikerin und Künstlerin Nadia Ihjeij. In den digitalen Projekten sieht Claudia Stipp die Chance, „mal auf den Zug aufzuspringen“, was durchaus noch nicht in allen Kulturbereichen selbstverständlich sei.
Open Air hinter den Flottmann-Hallen
Mit einer Open-Air-Reihe soll es in der kommenden Woche aber auch analog weiter gehen. Geplant ist ein erst mal vierwöchiges Format namens „KulturOpenAir“ hinter den Flottmann-Hallen. Dort sollen maximal 100 Zuschauerinnen und Zuschauer (so viele sind momentan erlaubt) in ausgeklügelter Sitzordnung dem Bühnengeschehen folgen, auf Inseln mit einem bis vier Stühlen. Das Areal wird abgezäunt, der Eintritt soll sich zwischen 5 und 15 Euro bewegen. Am ersten Wochenende (22.-24. Mai) gastieren Sebel, Wildes Holz und Matthias Reuter und das Theater Pappmobil.
Bildende Kunst bei Flottmann und im Wartesaal
In den Flottmann-Hallen wird es noch im Mai eine Ausstellung bildender Künstler und Künstlerinnen aus Herne geben. Kunst ist auch bereits ab Freitag, 15. Mai, im Alten Wartesaal zu erleben. Die Flora und Fauna der Ozeane sind das Thema von Lea Lenharts Unterwasserwelten. Korallen, Seeanemonen und Quallen sind durch ein Kunstschaufenster im Alten Wartesaal zu sehen. Die Schweizerin nutzt als Material tausende kleine Perlen und Pailletten, die sie zu farbenfrohen und leuchtenden Kunstwerken aufzieht. Nach ihrem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf machte sie die Stickerei zum Medium ihrer Kunst. Unter dem Motto #closedbutopen lädt das Kunstschaufenster im Herner Bahnhof zur Kunstbetrachtung in Zeiten der Corona-Pandemie ein. Genutzt wird dafür der verglaste Eingangsbereich des Wartesaals.