Herne. Viele Menschen halten in der Krise mit Skype und anderen Instrumenten Kontakt. Die Herner Amateurfunker nutzen die elektromagnetischen Wellen.

Um Kontakt in der Krise zu halten, lassen sich die Menschen einiges einfallen. Vereinstreffen werden auf Skype verlegt, WhatsApp-Gruppenanrufe gestartet. Die Funkamateure des im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) organisierten Ortsverbands Herne finden über das Funken einen Weg aus der Isolation.

„Den Ortsverbandsabend haben wir aufs Band, also auf den Funk, verlegt“, erklärt Vorsitzender Josef Saller. So könne der regelmäßige Kontakt zu den Vereinsmitgliedern aufrecht gehalten werden. Insbesondere in diesen Zeiten sei es wichtig, Kontakte zu pflegen und die Gemeinschaft mit Leben zu füllen. „Elektromagnetische Wellen überwinden alle Grenzen, und die Kommunikation mit unseren Funkfreunden in aller Welt kann helfen, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten.“

Amateurfunker verwenden eine eigene Sprache

Man dürfe allerdings nicht einfach so loslegen: Voraussetzung für Amateurfunker ist eine Prüfung bei der Bundesnetzagentur. Ist diese abgelegt, erhält man sein individuelles Rufzeichen. Das tolle sei, dass man eigentlich immer jemanden zum Sprechen findet. „Die meisten haben zwei Funkgeräte. Eins, um im Nahbereich zu funken, und eins, um mit der ganzen Welt zu funken“, sagt Saller.

Peter Boje gehört zu denen, die auch in Zeiten des Kontaktverbots Grenzen überwinden konnten - dank des Funks.
Peter Boje gehört zu denen, die auch in Zeiten des Kontaktverbots Grenzen überwinden konnten - dank des Funks. © Foto: Saller

Damit sich alle verstehen können, verwenden Amateurfunker eine eigene Sprache, die aus zahlreichen Kürzeln besteht. So sei es unproblematisch mit Menschen auf der ganzen Welt zu kommunizieren – selbst wenn man kein Englisch spricht. Wer beispielsweise den Ruf „cq“ sendet, sucht einfach einen Kontakt. Wer mit jemandem außerhalb von Deutschland oder Europa sprechen möchte, setzt ein „dx“ dahinter. „So weiß jeder, dass ich jemanden von einem anderen Kontinent suche“, erklärt Saller. „Wer Lust hat, meldet sich auf so einen allgemeinen Ruf.“ Meist spricht man zunächst über technische Dinge: Mit welchem Gerät funkt der andere? Welche Antenne wird verwendet und so weiter. „Immer wieder entstehen daraus aber auch Freundschaften.“

Wettbewerbe laufen weiter - ohne Gefahr einer Infektion

Den Ortsverband Herne gibt es seit 1978, gestartet sind die Funker im Freizeithaus im Gysenberg. Josef Saller funkt seit über 40 Jahren und hat schon fast mit jedem Erdteil Kontakt gehabt. Da es von den Ausbreitungsbestimmungen abhängt, in welche Richtung man funken kann, klappt dies nicht zu jeder Zeit. „Die Kurzwellen werden von der Ionosphäre reflektiert. So gelangen sie über zwei, drei Sprünge beispielsweise nach Amerika“, erklärt er die Hintergründe. Wer in der Zone ist, in der die Wellen reflektiert werden, hört nichts – er befindet sich in der „toten Zone“. Die Bedingungen ändern sich jedoch, sodass man zu unterschiedlichen Zeiten, andere Teile der Welt erreichen kann. „Spannend ist, wenn man jemanden dann wirklich mal kennenlernt. Man hat meist eine ganz andere Vorstellung.“

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Kontakt für Interessierte

Wer Interesse am Amateurfunk hat oder selber aktiv werden möchte, findet Informationen im Internet unter www.darc.de/o38 oder www.darc.de oder wendet sich an Josef Saller unter 0171 78 23 407.

Hier gibt es auch Informationen zu den aufgrund der Coronakrise geänderten Bedingungen für die DARC Clubmeisterschaft.

Die Amateurfunker sprechen aber nicht nur über Technik oder den Fortschritt – heute wird nicht mehr nur analog gefunkt, sondern auch digital und übers Internet –, sondern vertreiben sich die Zeit mit Wettbewerben, die auch während der Krise weiterlaufen. „Es gibt kurze über zwei, drei Stunden oder lange über 24 Stunden“, erläutert Josef Saller. Dabei gelte es beispielsweise, möglichst viele Ortsvereine zu erreichen oder möglichst viele Kilometer zu überwinden. „Das ist eine schöne Möglichkeit, unser Hobby ohne Infektionsgefahr weiter auszuüben.“