Herne. Seit 17 Jahren trainiert Irene Zielonka bei Kieser Training in Herne. An das Aufhören denken sie und der 65-jährige Martin Kablitz nicht.

Wenn Irene Zielonka zu „Kieser Training“ an der Dorstener Straße geht, legt sie im Studio ihren Gehstock weg. Drei Mal wöchentlich kommt sie schließlich, um intensiv zu trainieren. Was viele Fitnessstudiogänger niemals durchziehen würden, ist für die Seniorin selbstverständlich. Seit 17 Jahren ist sie bei Kieser Training angemeldet – und das mit 93 Jahren.

„Ich bin 28 Jahre lang morgens geschwommen, um halb sieben“, erzählt die Seniorin, die auch geturnt und Tennis gespielt hat. Ein bisschen zu viel, fand ihre Ärztin. „Jetzt gehe ich nur noch ins Fitnessstudio“, erläutert Zielonka. Probleme habe die 93-Jährige lediglich mit Herz und Lunge, ansonsten sei sie fit.

Geräte stellt sie selbst ein

Ihr Alter spüre sie beim Trainieren zwar schon, wirkliche Einschränkungen habe sie aber nicht. „Die Kräfte lassen nach, an den Gewichten ändert sich nicht mehr viel“, sagt sie und zeigt ihre Trainingskarte, auf der die verschiedenen Geräte und ihre Gewichte vermerkt sind. Insgesamt elf Geräte stehen auf der Karte. „Das ist schon ein gutes Programm“, bestätigt Frank-Georg Schindler vom Kieser Training.

Zu Zielonkas Lieblingsgeräten gehört eines, mit dem der untere Teil des Rückens trainiert wird. Das und die anderen Geräte stellt die Seniorin auch ohne Anweisungen der Mitarbeiter selbstständig ein.

„Wichtig ist, dass man auch an den Geräten trainiert, die man nicht so gern hat“, sagt Schindler, der das Studio an der Dorstener Straße leitet. Generell sei die Zielgruppe von Kieser Training eher älter. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liege bei 54 Jahren. „Das Krafttraining unterscheidet sich bei Jungen und Alten aber nicht großartig, da soll schließlich der ganze Körper involviert werden“, erläutert Schindler.

Anstrengung ist notwendig

Ganz allgemein könne man nicht sagen, welche Geräte für Ältere ungeeignet sind. „Das Alter bringt die Handicaps.“ Aber: „Man soll alte Menschen nicht zu Tode schonen. Es braucht einen gewissen Grad an Anstrengung“, betont Schindler. Ähnlich sieht das auch Irene Zielonka: „Muskeln können so schnell hinüber sein, wenn wir im Alter nichts machen. Ich helfe mir mit dem Training also selbst.“

Dass sie noch so fit ist, sei nicht selbstverständlich. „Bei mir liegt das an der Regelmäßigkeit der Trainingseinheiten und an meinem Durchhaltevermögen. Andere hören ja schon nach einem Jahr auf und haben keines ihrer Ziele erreicht“, betont Irene Zielonka.

„Turne bis zur Urne“

Das Studio irgendwann wechseln möchte sie nicht. „Die haben da ganz andere Geräte. Außerdem brauche ich keine Palme, keine Musik, sondern eine individuelle Betreuung.“

Meist kommt Irene Zielonka morgens ins Studio, gegen 8 oder 9 Uhr. Ihre Familie wundere sich nicht großartig über die Leidenschaft der Seniorin. „Die sind alle sportlich und geben mir Zuspruch. Ich solle doch lieber zu Fuß gehen, als mit dem Bus zu fahren“, sagt sie und erzählt stolz von ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. „Turne bis zur Urne“ – das ist ihr Motto. „Ich bleibe bei Kieser Training bis ich von der Maschine falle“, sagt die 93-Jährige lachend.

Martin Kablitz (65) trainiert seit November in Wanne

„Ich habe jahrelang nichts gemacht, nur auf der Couch gelegen“, erinnert sich der 65-jährige Martin Kablitz. Doch irgendwann ging das nicht mehr. „Ich hatte Probleme damit, meinen Kopf oben zu halten, da hat mir der Arzt Gymnastik verschrieben“, sagt er. Dort habe es ihm aber gar nicht gefallen. „Die machen da Hinternstraffung – was soll ich damit?“, fragt er lachend.

Seit November trainiert der ehemalige Maurer und Kranführer beim Freestyle Fitness Center Wanne-Eickel. „Der Arzt findet das super und es macht mir Spaß“, sagt der 65-Jährige zufrieden, während er die Treppen zum Studio hinaufgeht. Vor seinem regelmäßigen Training machten die Treppen ihm noch zu schaffen, jetzt sind sie „kein Problem“ mehr. Weniger Probleme macht auch der Nacken. „Das wird noch viel besser“, ist sich Kablitz sicher, der routiniert auf die Geräte in dem Fitnessstudio zusteuert. Neun Kilogramm hat er seit der Anmeldung verloren. „Die Ernährung habe ich ein bisschen umgestellt“, erläutert Kablitz, der jahrelang Fußball gespielt hat.

Mit dem Fahrrad zum Studio

Trainieren geht er zu verschiedenen Zeiten, meist aber, wenn es nicht regnet. Schließlich kommt der 65-Jährige mit dem Fahrrad zu dem Studio an der Hauptstraße 241. Den Schwerpunkt seines Trainings legt er auf Bauch, Brust, Rücken und Nacken. „Problemzonen im Alter“ nennt er diese Bereiche.

„Es muss wehtun“, sagt er während der Übungen an den Geräten. Zwischen ein und zwei Stunden bleibt er pro Training. „Man kann sich Zeit nehmen, manchmal treffe ich hier Leute für ein Schwätzchen, auch in meinem Alter“, so Kablitz.

„Die Mehrheit der Mitglieder ist hier zwischen 30 und 40 Jahre alt. Das ältere Publikum kommt meist morgens, das ist deren Zeit“, erläutert Studioleiter Emanuel Kourmadias. Jeder, der sich bei Freestyle Fitness Center anmeldet, werde betreut und erhalte einen Trainingsplan. „Ältere Mitglieder legen mehr Wert auf die Betreuung“, weiß er. Der Vorteil des Gerätetrainings, auch für Altere, sei, dass es geführt ist, durch die Maschine. „Manche haben vorher nie Sport gemacht und sind unsicher. Im Alter kommen sie aber mit ihren Wehwehchen zu uns“, sagt er.