Herne. Das Herner Unternehmen Silex hat die Corona-Krise zum Anlass genommen einen Hygiene-Griff für Einkaufswagen in Supermärkten zu entwickeln.
Not macht erfinderisch - diese aktuelle Krise bestätigt dieses eigentlich abgedroschene Sprichwort eindrucksvoll. Eine Reihe von Unternehmen haben ihre Geschäftsmodelle oder Produktion umgekrempelt, zum Beispiel die Herner Modemanufaktur B.M. Company, die nun statt hochwertiger Damenblusen Mund-Nase-Schutz näht. Die Herner Silex GmbH, die verschiedene Produkte aus Silikon herstellt, hat nun einen Griffschutz für Einkaufswagen entwickelt.
Wobei man zunächst festhalten muss: Der Betrieb an der Werderstraße ist durch die Corona-Pandemie längst nicht so hart betroffen wie andere Unternehmen. Die Produktion laufe reduziert, aber das Unternehmen sei alles andere als gefährdet, so Dirk Möller, einer der drei Geschäftsführer, im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Es gebe genug Aufträge, Kurzarbeit sei kein Thema.
Feldforschung in verschiedenen Supermärkten
Die Krise habe den Impuls gegeben, sich mit der Entwicklung eines hygienischen Griffschutzes zu beschäftigen. Die Idee habe es allerdings schon früher gegeben - seitdem die Ehefrau eines Kollegen erzählt habe, dass sie nur äußerst ungern die Einkaufswagen in Supermärkten anfasst. „Also haben wir gesagt: Jetzt erst recht“, so Möller.
Wer sich in den vergangenen Wochen das Verhalten von Supermarkt-Kunden angeschaut hat, bekommt das Gefühl, dass es durchaus eine nennenswerte Zielgruppe für das Produkt mit der Bezeichnung „ViruSil“ gibt. Viele Läden haben eine Desinfektion zur Verfügung gestellt, zahlreiche Menschen zogen Latexhandschuhe für den Einkauf an.
Der Griff ist wiederverwendbar und kann mit heißem Wasser und Seife gereinigt werden
Das Produkt selbst mag unscheinbar aussehen, doch die Entwicklung gestaltete sich einigermaßen aufwändig. Die drei Geschäftsführer betrieben eine umfangreiche Feldforschung, sie fuhren zu den bekannten Supermärkten und schauten sich dort die Griffe der Wagen an. Erste Erkenntnis: Die Formen unterscheiden sich deutlich. Deshalb habe die Herausforderung darin gelegen, einen Griff zu konstruieren, der auf alle Wagen passt. Teilweise seien sie schief angeschaut worden, weil sie an einem Wagen herum hantiert hätten und ihn dann wieder zurückgestellt hätten, ohne einkaufen zu gehen, berichtet Möller.
Vier Wochen habe es gedauert, bis der Griff den Anforderungen entsprochen habe. Dieser habe die Eigenschaft, dass man ihn auf den Wagengriff setzen könne und ihn wieder abnehmen könne, ohne den Wagen selbst zu berühren. Darüber hinaus sei er wiederverwendbar, denn er könne mit heißem Wasser und Seife oder mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln gereinigt werden, auch der Waschgang in der Spülmaschine sei kein Problem. Inzwischen sind die ersten 1000 Exemplare produziert.
Der nächste Schritt für Silex ist die Vermarktung. Hier betritt das Unternehmen Neuland. Bislang ist Silex ein Zulieferer, unter anderem für die Automobil- und Elektroindustrie, den Maschinenbau, die Medizintechnik oder die Bauindustrie. Mit dem Endkunden hatte Silex bisher nie Berührung. Deshalb wolle man auch keinen eigenen Onlineshop aufbauen. So ist der Griff seit wenigen Tagen beim Onlinehändler Amazon zu haben, darüber hinaus wolle man mit den großen Handelsunternehmen ins Gespräch kommen. Möller ist überzeugt, dass so ein Griff auch in der Zeit nach der Pandemie Potenzial hat.