Herne. Das Rote Höhenvieh ist da : Sechs Rinder dieser Rasse haben in Herne eine Weide direkt an der A42 bezogen. Das steckt hinter der Ansiedlung.

Der Umzug nach Herne musste mehrfach verschoben werden, doch nun war es endlich so weit: Sechs Rinder der Rasse „Rotes Höhenvieh“ haben in dieser Woche eine rund 21 Hektar große Weide an der A42 an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel bezogen. Dort sollen sie künftig ganzjährig leben. Das Umweltprojekt wurde vom Landesbetrieb Straßen NRW und der Emschergenossenschaft gemeinsam ins Leben gerufen.

Klimafreundliche Form der Rinderhaltung

Klassische Weidelandschaft – das bedeute eine Mischung aus Weide, Sträuchern und Wäldchen, in der sich die Tiere frei bewegen könnten, so Straßen NRW. Die Weidelandschaft biete auch über 20 verschiedenen Vogelarten und anderen heimischen Tieren vom Igel bis zum Reh ein Zuhause. „Wir haben eine sehr große Artenvielfalt“, erklärt Petra Rahmann, Landschaftsarchitektin von Straßen NRW.

23 verschiedene Pflanzenarten seien ausgesät worden. Das Ziel: Die Rinder sollen sich ausschließlich von dem ernähren, was sie auf der Weide finden. Dadurch, dass die Tiere nicht zugefüttert werden müssten, gehöre das Leben auf der klassischen Weidelandschaft zu den umwelt- und klimafreundlichsten Formen der Rinderhaltung.

Ausgleich für Ausbau der A43

Mit diesem Projekt will die Landesbehörde Auswirkungen des Ausbaus der A43 auf sechs Fahrspuren auf die Natur ausgleichen. „In Herne und Castrop-Rauxel hatten wir das Glück, eine vorher für die industrielle Landwirtschaft genutzte Fläche in der Nähe der Stadt erwerben zu können. Das ist im Ruhrgebiet nicht einfach“, sagt Leiter Dirk Griepenburg. Die Emschergenossenschaft hatte die Fläche zur Verfügung gestellt. Im Bereich der Weide fließen der Börniger Bach und etwas weiter nördlich der Landwehrbach. Beide Gewässer werden in den nächsten Jahren renaturiert.

Durch die stadtnahe Lage der Weide komme zum Umwelt-Aspekt auch die Naherholung für die Herner und Castroper Bürger hinzu, die dort spazieren gehen könnten, erklärt Straßen NRW. Sogar von einem Autobahn-Parkplatz aus könnten die Rinder beobachtet werden. Hier sei ein Stabgitterzaun errichten worden, so dass Autofahrer den Tieren vom A42-Rastplatz Holthauser Bruch beim Weiden zusehen könnten. Einige Wäldchen auf der Fläche böten Rückzugsmöglichkeiten für das Rote Höhenvieh, sollte den Tieren der Andrang zu viel werden.

Bürgerfest als Dankeschön

Langfristig soll die Zahl der Tiere auf zwölf anwachsen. Mit einer Infotafel sollen Interessierte über die Umweltziele aufgeklärt werden. Das Projekt ist auf unbefristete Zeit angelegt. Biolandwirt Jan Dickhöfer aus Waltrop unterstützt die Umwelt-Experten dabei.

Jetzt müssten sich die Tiere aber erst einmal an ihre neue Wiese gewöhnen, so Straßen NRW. Auch die Anlieger der Weidelandschaft, die das Projekt von Anfang an unterstützt hätten, müssten ihre neuen Nachbarn kennenlernen. Mit einem Bürgerfest wollen sich Straßen NRW und die Emschergenossenschaft bei den Anwohnern dafür bedanken. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, erklärt Petra Rahmann, „wir werden die Feier nachholen, sobald es möglich ist. Ohne die Menschen vor Ort hätten wir unsere klassische Weidelandschaft nicht anlegen können.“

Galloways im Voßnacken

>>> Neben dem Roten Höhenvieh sollen auch Galloways an der A42 eine neue Heimat finden.

>>> Die Stadt hatte im Bezirk Sodingen angekündigt, dass im Jahr 2020 drei bis vier Tiere der lockig-flauschigen Rinderart südlich der Autobahn im Voßnacken angesiedelt werden sollen.

>>> Das gemeinsame Projekt von Stadt und RVR soll im Rahmen der Ausweitung des Landschaftsschutzgebietes stattfinden. Die sogenannten Grün- und Offenlandbereiche sollen naturnah bewirtschaftet werden.

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