Herne. Bei einer Herner Krankenschwester ist das Coronavirus erst beim zweiten Test erkannt worden. Warum sich ihre Hartnäckigkeit gelohnt hat.

„Es hat alles ganz plötzlich angefangen.“ Am Abend des 21. März bekommt Reyhan Duru plötzlich Schüttelfrost und Gliederschmerzen. Schon zu dem Zeitpunkt ist der Herner Krankenschwester klar: „Ich habe mich mit dem Coronavirus angesteckt.“ Bis dies jedoch bestätigt wird, dauert es zwei weitere Wochen.

Aber von vorne: Fünf Tage bevor sie die ersten Symptome wahrnimmt, besucht sie mit ihren Kindern den Spielplatz im Gysenbergpark. Der Ort, an dem sie sich mit dem Virus infiziert habe, vermutet sie. Am Tag nach den ersten Symptomen – ein Sonntag – ruft die 36-Jährige zunächst bei der Hotline des Gesundheitsamtes an, wo ihre Daten aufgenommen werden. Ein Arzt meldet sich daraufhin bei ihr, der ihr eine 14-tägige Quarantäne verordnet. Da sie nicht mit einem Infizierten direkten Kontakt hatte, soll sie nicht getestet werden. Am Montag solle sie lediglich ihren Hausarzt für eine Krankschreibung anrufen, heißt es.

Erster Test fällt negativ aus

„Da habe ich mich schon gewundert, dass ich nicht sofort getestet wurde“, sagt sie. Denn inzwischen zeigen auch ihr Mann und die Kinder typische Symptome. „Gerade ich als Krankenschwester sollte doch frühzeitig getestet werden.“

Testergebnis innerhalb von 24 Stunden

Laut Bundesgesundheitsministerium kann es vorkommen, dass ein Test zunächst negativ ausfällt. „Wenn Sie vermuten, sich infiziert zu haben, wenden Sie sich bitte telefonisch an Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Ärztin oder rufen Sie die 116 117 an. Dort wird entschieden, ob Sie wiederholt getestet werden müssen“, heißt es seitens des Ministeriums.

Das Testverfahren nehme derzeit etwa vier bis fünf Stunden in Anspruch. Hinzu komme die Transportzeit ins Labor, die Vorbereitungszeit im Labor und gegebenenfalls eine Wartezeit wegen hohen Probeaufkommens. In den meisten Fällen liege ein Ergebnis innerhalb von 24 Stunden vor, teilt das Ministerium mit.

Am Dienstag wird sie dann wieder kontaktiert. Nun soll doch ein Test gemacht werden. Zwei Tage später liegt das Ergebnis vor: negativ. „Ich konnte das einfach nicht glauben.“ Denn nun zeigt auch ihr 57-jähriger Vater Symptome. „Er ist normal noch sehr fit, aber so krank habe ich ihn noch nie gesehen.“

Auf ihr Drängen hin will das Gesundheitsamt nun auch alle Familienmitglieder testen – Durus Eltern, die drei Kinder und ihren Mann. Das Ergebnis: Vater und Mann sind infiziert, alle anderen nicht. Also wird ihr Mann in ein isoliertes Zimmer geschickt, das Essen stellt Duru ihm vor sein Zimmer, die Kinderbetreuung übernimmt sie. „Ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich negativ sein soll – schließlich bin ich zuvor meinem Mann jeden Tag sehr nah gekommen.“

Hartnäckigkeit sorgt für zweiten Test

Sie ruft wieder beim Gesundheitsamt an, schildert ihre Situation und drängt darauf, erneut getestet zu werden. Zu groß sei die Angst, nach der Quarantäne-Zeit in ihrem Job vor allem schwache Patienten anzustecken.

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Und sie hat Erfolg: Ein zweiter Test wird gemacht – mit einem positiven Ergebnis. Vom Gesundheitsamt sei ihr gesagt worden, dass der erste Test wohl falsch gelaufen sei. „Wäre ich nicht so hartnäckig geblieben, hätte ich nach einigen Tagen wieder raus gedurft.“ So aber wird ihre Quarantänezeit verlängert. Zudem sei ihr gesagt worden, dass sie sich vermutlich bei ihrem Mann angesteckt habe – „ich denke, es war genau anders herum.“

Was sie auch wundert: „Trotz strikter Quarantäne durfte ich für die Tests das Haus verlassen – mit Mundschutz und Handschuhen.“ Sie verstehe nicht, dass nicht jemand zu ihr nach Hause kommen konnte zum Testen.

Keine Gefahr für ihre Patienten

Doch entspannen kann sie zu dem Zeitpunkt nun noch immer nicht. Denn das negative Ergebnis von Mutter und Kindern, die nur sehr leichte Symptome zeigen, hat sie verunsichert. Also folgt erneut ein Gespräch mit den Experten. Erneut hat sie Glück und auch die vier werden ein zweites Mal getestet. Mit einem zweiten negativen Ergebnis.

„Trotzdem läuft da noch einiges schief – man sollte sich nicht einfach abwimmeln lassen“, warnt sie. Auch wenn sie den Namen des Krankenhauses in dem sie arbeitet, nicht in der Zeitung lesen will, betont sie: „Ich habe zwei Wochen vor Beginn der Krankheit nicht gearbeitet auf Grund einer Verletzung – ich habe also zu keiner Zeit eine Gefahr für die Patienten dargestellt.“

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