Herne. Nach dem Shutdown wegen des Coronavirus durften die Geschäfte am Montag wieder öffnen. Die Herner nutzen das - und kamen sehr zahlreich.
Bereits bevor die Geschäfte auf der Bahnhofstraße in Herne-Mitte am Montagmorgen öffnen, warten erste Kunden vor den verschlossenen Türen. Manche von ihnen tragen Mundschutz, andere nicht, aber alle halten Abstand. Der Einzelhandel darf nach dem Shutdown wegen des Coronavirus wieder öffnen. Und viele Herner nutzen diese Möglichkeit – wenn auch zum Teil mit einem etwas mulmigen Gefühl.
Angelika Lengling steht vor der Mayerschen Buchhandlung noch bevor dort die Türen öffnen. Sie möchte ein Geschenk für eine Arbeitskollegin kaufen. „Ich habe das vermisst. Shoppen, einfach durch die Läden schlendern“, deshalb freut sich die 21-Jährige, das nun wieder tun zu dürfen.
Coronavirus: Shoppen in Herne mit zwiespältigem Gefühl
Ein paar Meter neben ihr wartet Evelyn Magerkohl mit ihrer Tochter Finja. „Wir möchten schnell ein Buch kaufen und ein paar Bastelsachen“, sagt sie.
Schließlich sei sie derzeit mit ihren drei Kindern zu Hause und die müssten beschäftigt werden. Dennoch hat sie ein etwas mulmiges Gefühl dabei. „Wenn sich alle an Hygiene und Abstand halten würden, wäre es kein Problem.“ Aber viele machten das eben nicht. Deshalb möchte sie nur das Nötigste kaufen und dann schnell wieder nach Hause. „Ich denke, man sollte das nicht überstrapazieren.“
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Öffnen, aber dennoch eine maximale Sicherheit bieten: Auch die Einzelhändler stehen vor ganz neuen Herausforderungen. Die Filialleiterin beim Herrenausstatter Engbers arbeitet wie die meisten Verkäufer am Montag mit Mundschutz . Vier Personen dürfen hier maximal gleichzeitig ins Geschäft. Bei ihr im Laden sei das gut zu regeln, aber: „Persönlich hätte ich es besser gefunden, wenn die Geschäfte bis Ende des Monats noch zu gehabt hätten.“ Aber es sei auch wichtig, dass die Wirtschaft wieder in Schwung komme. „Der Ausfall ist ganz heftig für uns und das wird auch nicht wieder aufzuholen sein.“
Beratung und Bedienung nicht in gleicher Weise möglich
Schwierig ist die Beratung beim Schuhgeschäft Schlatholt. „Der Abstand muss gewährleistet sein“, betont Filialleiterin Dorothee Di Modica. Deshalb könnten sie den Kunden nicht wie sonst in Schuhe reinhelfen, die Füße der Kinder, die in den vergangenen Wochen weiter gewachsen sind, vermessen. „Es ist für uns alles Neuland“, sagt sie. Vorerst sind sie nur mit der halben Besatzung am Start. Aber bei entsprechender Nachfrage, solle sich das ändern.
Auch Laureen Wenzel ist mit ihren Töchtern am Montagnachmittag unterwegs, um neue Schuhe zu kaufen. „Sie hatten nur ihre Winterschuhe und mussten die in den letzten warmen Tagen weiter tragen.“ Deshalb war sie froh über die Öffnung, aber: „Es ist so schrecklich voll hier. Ich habe zwar damit gerechnet, bin aber auch schockiert. Das ist nicht vernünftig.“
Nicht alle Geschäfte an der Bahnhofstraße haben am Montagmorgen geöffnet. Einige könnten die zulässigen 800 Quadratmeter überschreiten, andere lassen die Türen auch so zu. Geschlossen blieben beispielsweise JD Sports, H&M, C&A, Reno, Depot und Douglas, sowie eine Filiale der Parfümerie Pieper.
Markierungen und Plexiglasscheiben für mehr Sicherheit
In fast allen Geschäften sind Markierungen auf dem Boden angebracht, damit die Kunden gerade an der Kasse Abstand halten. Durch abgezählte Einkaufswagen oder -körbe soll die Anzahl der Kunden kontrolliert werden, die gleichzeitig das Geschäft betreten. Plexiglasscheiben schützen an den Kassen. Die meisten Mitarbeiter tragen einen Mundschutz. Einige Kunden auch, die Mehrheit aber nicht.
Bei Esprit müssen sich Kunden am Eingang die Hände desinfizieren. Schließlich würden sie nicht nur die Ware, sondern auch Tische und die Türen in den Umkleiden anfassen, gibt Filialleiterin Alexandra Kallisch zu bedenken. „Der wirtschaftliche Druck ist enorm“, sagt sie. Und in den nächsten Tagen komme viel Arbeit auf sie und ihr Team zu, denn die Ware für April und Mai werde nun in einem Schwung angeliefert. Gleichzeitig habe sie ja in den letzten Wochen nichts abverkaufen können. „Das wird logistisch schon eine Herausforderung.“
Filialleiterin: „Man schaltet den Kopf ab. Die Arbeit muss weitergehen.“
Bei Tedi bildet sich am Nachmittag eine lange Schlange. Auch bei Kodi müssen immer mal wieder Kunden draußen warten, bis wieder ein Einkaufswagen frei ist. „Wir haben nur 14 Einkaufswagen, so behalten wir den Überblick“, sagt die stellvertretende Filialleiterin Dorothea Scholtyschik. Es sei alles ungewohnt nach so einer langen Zeit. Ob sie selbst Angst um ihre Gesundheit habe? „Man schaltet den Kopf ab“, sagt sie. „Die Arbeit muss weitergehen.“
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Denn die Herner scheinen die Öffnung der Geschäfte anzunehmen. Die Bahnhofstraße wird den ganzen Tag über gut besucht. Wo es Warteschlangen gibt, wird aber Abstand gehalten. Die Stimmung ist ruhig. Viele streben nach ein bisschen Normalität. Wie Miriam Müller (38) aus Herne-Süd, die mit ihrer Tochter neue Schuhe gekauft hat und nun noch schnell was zum Basteln kaufen möchte. „Ich bin froh, dass die Geschäfte wieder geöffnet sind.“ Oder auch Gabriele Bauriedl, die sich kurz ein Teil bei Ernsting’s kauft. „Eigentlich brauche ich nichts, aber ich wollte mal wieder rauskommen.“ Bedenken habe sie keine - solange die Menschen Abstand halten.
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